Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – E – Las Médulas

Bergbaufolgelandschaften sind mir nicht fremd, ich bin mitten zwischen den Halden des Kupferbergbaues, der seit Luthers Zeiten im Mansfelder Land betrieben wurde, aufgewachsen, habe jahrelang in der Folgelandschaft der Braunkohletagebaue in Sachsen gelebt und sehe jetzt um mich herum die alten Fördertürme und Halden im Ruhrgebiet. Auch auf meiner Welterbetour war ich auf Spurensuche, habe in Schweden den alten Kupferbergbau in Falun besucht und in Norwegen die Gesteinsfarben in Olavs Grube bei der Bergbaustadt Røros bestaunt. Aber das ist ja alles jüngste Vergangenheit, verglichen mit dem, was ich mir heute anschauen werde.

Las Médulas ist ein römisches Bergbaugebiet aus dem 1. Jahrhundert n. Ch. In dieser Bergzone im Nordwesten wurden über einen Zeitraum von 200 Jahren die Goldvorkommen mit einer auf Wasserkraft basierenden, ausgeklügelten Technik ausgebeutet. heute davon noch sichtbar ist eine verwüstete Landschaft mit steilen Wänden in den Berghängen und riesige Abraumgebieten, die heute landwirtschaftlich genutzt werden. Seit 1997 stehen die Minen selbst sowie die Staudämme, die früher die riesigen Wassermengen sammelten und die verschlungenen Kanäle, durch die das Wasser zu den Minen geleitet wurde, auf der UNESCO-Welterbeliste. Auch die Dörfer sowohl der Einwohner, als auch des kaiserlichen Verwaltungs- und Hilfspersonals und der Armeeeinheiten und die großen und kleinen Römerstraßen gehören zum Welterbe. Für den Goldabbau wurde die immense Kraft großer Wassermassen aus Quellen, Regen und schmelzendem Schnee genutzt, die in großen Stauseen gesammelt wurden. Bei Öffnung der Mauern schoss das Wasser unter Druck durch ein System von Schwerkraftkanälen tief in die Gesteinsschichten der Berge. Die Folge war die Explosion des Gesteins, aus dem in den folgenden Arbeitsschritten das Gold ausgewaschen wurde. Hier geht es zum Einführungsvideo.

Frühmorgens hängt der Nebel über dem Tal, doch als ich auf die Berge komme, scheint die Sonne. Zunächst steuere ich das Welterebezentrum in Las Médulas an, um mich über die Routen zu den Aussichtspunkten zu informieren.

Der Ort ist umgeben von hohen Bergen und im steigenden Nebel sehe ich sie schon rot leuchten.

Bereits bei der Anfahrt bin ich an einem der alten Wasserspeicher vorbeigekommen.

In dem kleinen Infonenter gibt es eine Ausstellung über den Goldbergbau und es laufen Filme, wie das Gold aus dem abgesprengten und zerkleinerten Gestein gewaschen wurde.

Ich bekomme eine Karte mit den Wegen durch das weitläufige Gebiet und begebe mich zum Startpunkt einer Route im Dorf.

Es ist noch zeitig und ich wandere alleine durch den Zauberwald. Aus dem Nebel erheben sich schon blassrosa die Bergspitzen und ich steige immer weiter auf. Das ist wirklich mal eine Bergbaulandschaft der anderen Art. Leider ist mein Weg am Ende wegen Steinschlags gesperrt und ich muss kurz vor dem Ziel umkehren. Faszinierend ist es aber trotzdem, neben den hohen roten Steilwänden zu stehen.

Ich gehe eine Runde durch das Dorf bis zu einem historischen Speicherbecken am Ende des Weges. Heute gibt es in der Gegend nur noch Landwirtschaft, aber in der Saison kommen offensichtlich viele Besucher und auch der Jakobsweg führt hier entlang.

Ein letzter Blick auf die Felsen von Las Médulas, dann fahre ich durch die Berge zum nächsten Aussichtspunkt, dem Mirador de Orellán.

Es geht steil bergauf, die Herbstwiesen stehen voller Blumen, die Sonne scheint und ein Fuchs beobachtet mich vom Straßenrand aus.

Ich laufe vom Rand des kleinen Dorfes aus zum Aussichtspunkt, der mit Stegen, einem Balkon und vielen Informationstafeln ausgestattet ist. Von hier aus habe ich die schönste Aussicht auf die Bergspitzen, die sich orange, gelb und rot in der Sonne glänzend aus dem grünen Wald erheben. (Video)


Auf meiner Weiterfahrt komme ich durch verwunschene Dörfer mit schmalsten Straßen und um mich herum auf allen Hängen ein Feuerwerk von Herbstfarben.

Resümee

Die Goldminen von Las Médulas präsentieren sich heute als eine von Menschen gemachte Zauberwelt. Sie sind für mich eine der interessantesten Bergbaufolgelandschaften, die ich gesehen habe. Hinter all dem steckt eine ausgeklügelte Abbautechnik, die vor fast 2000 Jahren entwickelt und angewendet wurde und was das bedeutete, kann man nur erahnen, wenn man selbst einmal durch das Gebiet wandert und vor den gewaltigen Abbruchkanten und scharfen Spitzen der orange-roten Berge steht. Für mich zählt der Besuch in Las Médulas zu den beeindruckendsten meiner Reise.

Bis zu meinem nächsten Ziel, der Kathedrale von Burgos, sind es fast 400 km und viele Stunden Fahrzeit, um die Eindrücke aus Las Médulas zu verarbeiten.

Immer wieder sehe ich Schilder für den Jakobsweg und meine Straße führt kilometerweit daneben entlang bzw. wird an vorgesehehen Langsamfahrstellen von ihm gekreuzt.

Es sind noch trotz des Spätherbstes noch recht viele Pilger unterwegs, ich beobachte sie, wie sie mit ihren schweren Rucksäcken und Wanderstöcken zwischen den Feldern entlanglaufen, rechne in Gedanken die Entfernung von Santiago de Compostela in Wandertage um und schaue in den Orten nach Kirchen und Herbergen. Leicht schmunzelnd stelle ich fest, dass der Camino also auch die Zaungäste in seinen Bann zieht.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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