Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – E – Klöster San Millán Yuso und Suso

Mitte des 6. Jahrhunderts ließ sich Saint Millán mit einer Gruppe von Eremitenmönchen an den Hügeln von Cogolla nieder, wo er das Kloster Suso gründete. Wegen seiner Wunder wurde die Stätte bald zum Wallfahrtsort und neben den Höhlen, in denen die Mönche anfangs wohnten, zu Ehren des Heiligen eine romanische Kirche errichtet. Das Suso-Kloster dokumentiert die frühe Entwicklung des Mönchtums in Europa. Seine Bedeutung als Welterbe (steht seit 1997 auf der UNESCO-Welterbeliste) ist darin begründet, dass im Kloster Suso im 9. und 10. Jahrhundert von einem der Mönche der Codex Aemilianensis 60 geschrieben wurde, der Randnotizen auf Kastilisch und Baskisch und ein Gebet auf Kastilisch enthält, um die Passagen im lateinischen Text zu verdeutlichen. Dies ist das erste bekannte Beispiel für geschriebenes Spanisch. Im Kloster entstand in der Folge weitere Literatur auf Kastilisch. Im Jahr 1503 befahl König Garcia Sanchez von Najera den Bau des Klosters Yuso (das bedeutet unten), wo die Mönche von Suso bis heute leben und arbeiten. Hier gibt es ein Einführungsvideo und in diesem Artikel werden die Legenden rund um den Heiligen und die Klöster näher beleuchtet.

Ich fahre am Morgen auf der Camino-Schnellstraße relativ hoch in die Berge, am Straßenrand stehen Schneebegrenzungsstangen. Immer wieder kreuzt der Pilgerweg die Straße und es ist langsam fahren angesagt. Dann öffnet sich der Blick ins Tal des Rioja und ich komme an den ersten Weinstöcken vorbei. Die faszinierende Hügellandschaft präsentiert sich mit abgeernteten braunen Feldern und bunten Bäumen und Büschen. Wenig später sehe ich im Dorf das Kloster vor mir liegen.

Ich kann in wenigen Minuten an einer Führung teilnehmen, zwar in Spanisch, dafür temperamentvoll und gestenreich. Überall gibt es auch englische Erläuterungstafeln. Wir haben ausreichend Zeit, um nach den unvermeidlichen Selfies auch noch unverstellte Fotos zu bekommen.

Den ersten tollen Eindruck bietet die reich und golden geschmückte Kirche.

Ebenso wunderschön, bunt und nach meinem Empfinden sogar recht fröhlich, präsentiert sich das Refektorium und ich denke dabei schmunzelnd an den Rioja.

Der größte Schatz des Klosters und der Grund seiner Bedeutung befindet sich in der Bibliothek und wir haben die Freude, die prächtigen alten Bücher sehen zu dürfen, sie werden sogar extra aus dem Schrank genommen. Das ist bisher einmalig bei meinen Besuchen von Klöstern und Bibliotheken.

In deroberer Etage des Kreuzganges hängen Gemälde von den Wundern des Saint Millán.

Die Reliqien des Klosters sind in der Kapelle zu sehen, ebenfalls von Nahem und mit ausreichend Zeit dafür.

Den Abschluss bildet der Bereich des Königs, in dem das erste Buch mit katalanischem Text und die Welterbeurkunde ausgestellt sind.

Eine überraschende und interessante Stunde geht zu Ende und ich möchte nun noch das alte Kloster anzuschauen. Die Straße auf den Berg ist gesperrt, es fährt ein Shuttle, aber die Sonne scheint und so wandere ich durch den bunten Zauberwald hinauf.

Die kleine Kirche des Suso-Klosters liegt romantisch am Hang vor den alten Höhlen der Mönche. Einige sind auch im Inneren der Kirche zu sehen. Ein Hauch von Geschichte weht durch die alten Räume und ich mache mir bewusst, dass die berühmten Schriften aus der Yuso-Bibliothek hier hinter diesen Mauern entstanden sind.

Mit traumhaftem Blick ins Land und auf Yuso im Tal verabchiede ich mich.

Resümee

Eine Fahrt zur Wiege der spanischen Sprache kann ich in vieler Hinsicht empfehlen. Erstens liegen die beiden Klöster in der traumhafen Landschaft des Rioja, zweitens erlebt man hier eine unterhaltsame, interessante und entspannte Führung durch das wunderschöne Kloster Yuso und drittens bietet sich von da aus eine Wanderung zu den romantischen Ursprüngen im Kloster Suso an.

Ein großer Dank an die Mönche, die im Kloster Yuso leben und arbeiten, dass sie den Gästen den Besuch ermöglichen, mit ausreichend Zeit und sogar Gelegenheit, die Schätze und die wertvollen Bücher zu sehen und ein Foto mit nach Hause zu nehmen. Ich möchte das an dieser Stelle unbedingt hervorheben, weil ich in anderen Klöstern in Spanien leider ganz andere Erfahrungen machen musste.

Für mich hält später der Abend noch eine Überraschung bereit – einen ersten Spaziergang durch die wunderbare Altstadt von Salamanca.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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