Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – P – Kulturlandschaft von Sintra

Die Kulturlandschaft von Sintra steht als Pionierwerk der europäischen Romantik seit 1995 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie umfasst einen außergewöhnlichen Komplex aus Parks, Gärten, Palästen, Landhäusern, Klöstern und Burgen, deren Architektur mit der exotischen und üppigen Vegetation harmoniert, die hier aus aller Welt bezogen und gepflanzt wurde. Diese Verbindung zwischen Natur und Architektur war bis dato einzigartig. Zunächst verwandelte Ferdinand II. um 1840 eine Klosterruine in ein Schloss und schuf damit ein Werk purer Romantik, in dem gotische, ägyptische, maurische und Renaissance-Elemente Verwendung fanden. Umliegend schuf er einen romantischen Park mit Springbrunnen, Wasserläufen, Teichen, Hütten, Kapellen, Scheinruinen und magischen Pfaden, in dem lokale und tausende exotische Baumarten aus Nordamerika, Asien und Neuseeland, die den romantischen Charakter unterstrichen, vermischt wurden. Vom Kloster waren der reich mit Azulejos (Fliesen) geschmückt Kreuzgang und das Refektorium aus dem 16. Jahrhundert erhalten geblieben. Der Palast wurde im Mudéjar- und spätgotischen manuelinischen Stil dekoriert. In der Folge entstanden im Umfeld weitere Paläste, wie die von Monserrate, Ribafrias und Seteais, die Quinta de Regaleira, das Rathaus und andere schöne Wohnhäuser nach ähnlichem Muster. Dadurch wurde eine einzigartige Kombination von Parks und Gärten geschaffen, die die Entwicklung der Landschaftsarchitektur in ganz Europa beeinflusste. Ein Einführungsvideo gibt es hier.


Sintra ist eine Besucherhochburg, dazu ist Wochenende, Parkplätze sind knapp und es wird vor Langfingern gewarnt. Ich habe neben dem Wochenmarkt übernachtet und nun werfen die freundlichen Aufpasser auch ein Auge auf Dobby. Deshalb starte ich auch sehr beruhigt meine Runde.

Kaum bin ich durch das kleine Stadttor getreten, beginnen schon die romantischen Anwesen. Quinta do Theresa, rosa gestrichen, beherbergt ein Café, daneben sehe ich die Auslagen eines Antiquitätenhändlers. Die Straße ist mit großen alten Bäumen bestanden, die sich mittlerweile schon bunt färben. An der Bushaltestelle plätschert ein Brunnen. Das kleine Städtchen strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus, ist rings um den Berg gebaut, ja klebt förmlich daran und an jeder Ecke entdecke ich schöne Dinge, kleine Kirchen, bewachsene Häuser, Türmchen oder auch romantische Ruinen.

Ich möchte den Pena-Palast besichtigen und nehme den Weg am alten Konvent vorbei durch den Wald und steil den Berg hinauf. Stufen und Mäuerchen sind mit Moos bewachsen, die Sonnenstrahlen brechen durch das Laub, nur die Vögel sind zu hören zu dieser früher Stunde. Auch hier Romantik pur, für die heutigen Gäste gibt es zusätzlich Wegweiser und Beschreibungen mit QR-Codes zu den Pflanzen, alten Ruinen und Gebäuden.

Das Castelo dos Mouros, eine Trutzburg oben auf dem Berg, hat noch geschlossen, doch als ich schließlich auf dem nächsten Berg beim Pena-Palst ankomme, sehe ich schon eine Menge Wochenend-Ausflügler. Ich bekomme ein Zeitfenster-Ticket und kann zunächst mit Muße die Anlage von außen und die vielen exotischen Pflanzen vor den Mauern bestaunen.

In der Ferne sehe ich von hier oben aus die Stadt und die anderen Burgen auf den Bergen liegen.

Schon vor dem Schloss kann ich die vielen romantischen Details, Skulpturen, Stuckelemente, die bunten Fliesen und die satten Farben bewundern.

Dann stehe ich im Kreuzgang und später in der kleinen Kapelle und bin ebenso begeistert wie alle die anderen Besucher, die sich heute mit mir den Platz in den Fluren und auf den Treppen und die Durch- und Ausblicke teilen.

Die Wohnräume des Königspaares strotzen dann von brokatiger und blumentapetiger Gemütlichkeit und ich höre um mich herum immer wieder begeisterte Kommentare. (Video)

Mein Ausflug in die Märchenwelt endet mit einem heraufziehenden Regenguss und beschleunigt meine Schritte den Berg hinunter, bevor ich mein Auto im ruhigeren Wochenendverkehr durch Lissabon steuere.

Resümee

Ein Besuch in Sintra ist ein Eintauchen in die Romantik der verklärten Könige und zugleich in eine botanische Traumwelt. Egal, ob man eines der Schlösser besucht oder nur die Straßen des Städtchens oder die Parks durchstreift, man wird überall Überraschungen erleben und auf wunderschöne Details treffen. Was hier vor fast zweihundert Jahren geschaffen wurde, lädt auch heute noch zum Träumen ein und begeistert nicht nur die weiblichen Gäste und die Selfie-Fotografierer. Ich kann nur empfehlen, Sintra bei einem Besuch in Portugal oder Lissabon unbedingt einzuplanen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

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