Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – P – Historisches Zentrum von Évora

Die Museumsstadt Évora steht seit 1986 auf der UNESCO-Welterbeliste. Gegründet von den Kelten, sind hier heute noch Ruinen aus der Römerzeit und Spuren der Mauren zu finden. Aus dem 13. Jahrhundert ist die Kathedrale erhalten. Das goldene Zeitalter der Stadt begann im 15. Jahrhundert, als die portugiesischen Könige häufig in Évora lebten. Damals entstanden Kirchen, Klöster und Königspaläste im manuelinischen Stil, später Patrizierhäuser. 1553 wurde die Universität des Heiligen Geistes gegründet, an der die Jesuiten lehrten und Évora wurde zur zweitgrößten Stadt Portugals. Der besondere Wert der historischen Stadt ist jedoch ebenso verbunden mit der kleinen Architektur des 16. bis 18. Jahrhunderts. Ihr einzigartiges Stadtbild ist geprägt von weiß getünchten Häusern, die mit holländischen Kacheln und schmiedeeisernen Balkonen geschmückt sind. Dieser Baustil hatte tiefgreifenden Einfluss auf die portugiesische Architektur in Brasilien. Évora blieb vom großen Erdbeben von 1755, das viele Städte in Portugal zerstörte, weitgehend verschont. Hier ist das Einführungsvideo.

Sobald ich am Morgen den Großraum von Lissabon verlassen habe, sind die Straße leer und ich habe sogar immer einmal zehn Kilometer ohne Kreisverkehre. Zwei Stunden später komme ich, vorbei an einigen Klöstern und Orten mit beeindruckenden Stadtmauern, in Évora an. Schon von Weitem sehe ich die Stadt mit ihren Kirchtürmen auf dem Berg liegen und fahre durch das imposante Viadukt. Ich parke daneben und gehe durch das Stadttor. Die Stadtmauer ist unmittelbar in die Häuserzeilen integriert.

In den Gassen des kleinen Städtchens ist es noch frühmorgendlich still und leer. Ich gehe vorbei an den weiß getünchten Häusern, dekorativ gelb abgesetzt und mit schmiedeeisernen Balkonen. Alles hat den typisch portugiesischen leicht maroden Charme. Ich stelle es mir nicht so einfach vor, in so einem kleinen Museumshaus wohnen.

Der Tempel der Diana erhebt sich dann imposant im Zentrum zwischen dem Museum und der Igreja de São João Evangelista.

Das Highlight meines Besuches ist die Kathedrale. Im Innenraum läuft ein Video mit Erläuterungen und man kann das anschließende Kloster besichtigen.

Der Kreuzgang ist sehr romantisch und im Garten stehen Zitronenbäume.

Anschließend geht es über 110 Stufen auf das Dach der Kathedrale, das ist natürlich ein willkommener und hervorragender Fotospot. Man kann von hier aus nicht nur den Blick über die Stadt bis hin zum Diana-Tempel und hinunter in den Kreuzgang des Klosters, sondern vor allen Dingen die ganze Romantik dieses Bauwerkes genießen.

Es wird Mittag und auf dem Weg zum großen Platz hole ich mir in einer kleinen Bäckerei die Spezialität der Gegend. Hier im Zentrum ist alles wunderbar restauriert und die verzierten Bürgerhäuser rings um den Platz und in den angrenzenden Straßen sind eine Augenweide. (Video)

Mein Weg führt mich weiter zum Königspalast, ich komme noch vorbei an einer neueren Kathedrale und der obligatorischen Markthalle, die hier jeder Ort hat. In King Manuels botanischem Garten laufen Pfauen wie sich das gehört für einen königlichen Garten. Im Palast gibt es ein Museum und eine Knochenkapelle zu besichtigen.

Ich gehe an der Stadtmauer entlang durch eine stille Gasse, die ersten Bäume hier werden bunt und ich lasse die portugiesische Stimmung noch ein bisschen auf mich wirken. Und dann verabschiede ich mich von Portugal mit einem Blick wie ich begonnen hatte auf ein großes Aquädukt.

Resümee

Mein letztes Welterbe in Portugal hat mich auf den zweiten Blick überrascht und für sich eingenommen. Man muss in Évora an den richtigen Stellen stehen und seine Besonderheiten in den Blick bekommen. Der Blick vom Dach der Kathedrale gehört dabei an die erste Stelle. Der Ort hat noch einiges mehr zu bieten, als ich auf meinem Rundgang gesehen habe – Museen, Paläste, einige Kirchen und die Knochenkapelle und nicht zuletzt einige schöne und authentische Restaurants am großen Platz oder in den schmalen Gassen um ihn herum.

Mein Eindruck von Portugals Welterbestätten, die ich leider fast alle bei regnerischem Wetter besuchen musste, ist ausgesprochen positiv. Die Welterbe sind ausnahmslos großartig präsentiert, die Eintrittspreise minimal, man freut sich hier über die Besucher und besonders über eine positive Resonanz. Mir haben die ruhige Atmosphäre und die Wertschätzung gefallen und ich habe jeden meiner Besuche auf seine Art genossen.

Mit einer kleinen Portion Wehmut nehme ich Abschied von Portugal. Ein Blick auf die Karte – am westlichsten Punkt meiner Route (Sintra, 9° West) war ich fast 50 Breitengrade von Deutschland entfernt. Genauso viele Kilometer liegen jetzt wieder vor mir, also auf ins hoffentlich sonnige Spanien. Bis zur Grenze sind es reichlich 50 km, ich fahre durch ein großes Weinanbaugebiet und quere danach einen breiten Grenzfluss mit einem imposanten Überschwemmungsgebiet zu beiden Seiten. Ich sortiere meine Welterbeunterlagen, die Mappe für Spanien kommt wieder nach oben.

Hier bekommt ihr die 15-seitige Broschüre mit meinen Tipps für Portugal zum Download. (1,49€)


Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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