Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – E – Kathedrale und Alcázar von Sevilla

Ich bin in Spanien zurück, habe die Grenze zu Portugal an dem imposanten Fluss Guadiana überquert und nach den Serpentinen einer wunderbaren Gebirgslandschaft im Feierabendverkehr Sevilla erreicht. Vielspurige volle Autobahnen war ich schon eine ganze Weile nicht mehr gewöhnt. Eine lange Strecke liegt heute hinter mir und der Tag ist wieder um eine Stunde kürzer geworden, so bin ich froh, auf meinem Platz an einem schönen Park etwas außerhalb des Zentrums angekommen zu sein.

Sevilla wurde im 16. und 17. Jahrhundert zur Hauptstadt der Carrera de Indias und verfügte von 1503 bis 1718 über das Handelsmonopol mit Indien. Der Komplex aus Kathedrale, Alcázar und Archivo de Indias im Herzen der Stadt steht seit 1987 auf der UNESCO-Welterbeliste. Er wurde von 1248 bis ins 16. Jahrhundert geschaffen und steht für das spanische Goldene Zeitalter. Der Alcázar war und ist bis heute die Residenz der Monarchen und Staatsoberhäupter. Erbaut und umgebaut vom 10. Jahrhundert bis in unsere Zeit, umfasst er Palastgebäude und weitläufige Gärten und repräsentiert unter anderem die spanische Mudéjar-Kunst. Die 1403 auf dem Gelände einer ehemaligen Moschee gegründete Kathedrale ist mit ihren fünf Schiffen das größte gotische Bauwerk Europas. Sie beherbergt das Grab von Christoph Kolumbus. Ihr Glockenturm, die Giralda, war das ehemalige Minarett der Moschee, ein Meisterwerk der Almohaden-Architektur. Hier ist das Einführungsvideo. Die Lonja wurde 1585 im Renaissancestil als Konsulat der Kaufleute von Sevilla errichtet, ab 1785 befindet sich hier das Archivo General de Indias, das die größte Dokumentationssammlung über die Entdeckung und die Beziehungen zur Neuen Welt beherbergt.

Ich bin im südlichen Teil meiner Runde angelangt, das bemerke ich an den angenehmeren Temperaturen. Es ist früh am Morgen, reichlich zwei Kilometer sind es bis zur Kathedrale und ich laufe durch die erwachende Großstadt. Je näher ich dem Zentrum komme, umso schöner werden die Häuser. Die Läden ziehen ihre Jalousien hoch, aus den Bäckereien dringt der Duft von frischem Gebäck und aus den Hausfluren riecht es nach Bohnerwachs. Die ersten Gästegruppen sammeln sich und ich stehe verträumt im Sonnenaufgang auf der großen Brücke, schaue auf die Türme am gegenüberliegenden Ufer und ahne noch nicht, wie sehr mich die nächsten Stunden überraschen und beeindrucken werden.

Um den Alcázar schlängelt sich bereits eine Besucherschlange, ich stelle mich an und bekomme mit etwas Glück das letzte Ticket für 10 Uhr.

Dann trete ich ein in einen Traum aus 1001er Nacht. Wie in einer Filmkulisse, das hatte ich so nicht erwartet und kann mich gar nicht satt sehen an all den Verzierungen, Bögen und kunstvoll gestalteten Decken und Friesen, Gold und Schnitzereien. Ich bin nicht die einzige, die tief beeindruckt ist von der Schönheit, die uns hier umgibt und ihrem Zauber erlegen staunend durch die Gemächer geht.

Die Gärten sind genauso verspielt und verziert, die Springbrunnen plätschern, die Bögen und Säulen spiegeln sich in den Bassins, die Blumen blühen, eine wahre Augenweide. Mein Kopf ist voll von Bildern, die Speicherkarte ebenso, doch die Fotos geben nur einen matten Eindruck davon wider, wie es sich in Wirklichkeit anfühlt. Jede halbe Stunde werden dreihundert Besucher eingelassen, damit ist der Palast nicht zu voll und wir haben ausreichend Gelegenheit, in den Räumen zu verweilen und die filigrane Schönheit und die Details zu bewundern.

Ich trete ins Freie und versuche erst einmal, die vielen Eindrücke zu ordnen.

Mein nächstes Ziel ist die Kathedrale. Sie ist die größte gotische Europas, das hatte ich gelesen, doch der reale Eindruck ist auch hier noch etwas ganz anderes. Alles ist noch größer und prächtiger, als ich es bisher gesehen habe – ein goldener Altar von 20 m Höhe und 13 m Breite, ein beeindruckender Chor und Kunstwerke an jeder Wand und Decke.

Hier ist die Grabstätte von Christoph Kolumbus, der der Stadt das Tor zur Welt erschloss. Sein Sarkopharg wird von vier Riesen getragen und ich stehe genauso andächtig davor wie in Lissabons Kathedrale vor dem Grab von Vasco da Gama.

Von der Kathedrale aus führen 35 gemauerte Rampen auf die Giralda, ein schweißtreibendes Unterfangen, aber der Ausblick lohnt sich wahrlich.

Es ist Ende Oktober, ich laufe hier unter Palmen am Fluss entlang. Die Straßen und Plätze haben sich gefüllt. Es gäbe noch viel zu sehen und entdecken, doch ich möchte die Stadt vor dem Berufsverkehr verlassen und freue mich auf ein Picknick im nahe gelegenen Doñana-Nationalpark.

Resümee

Sevilla ist eine unbedingt sehenswerte Stadt. Sie liegt malerisch an den Ufern des Flusses Guadalquivir und steckt voller schöner Plätze und Bauwerke. Ihr Zentrum ist geprägt vom Goldenen Zeitalter und der Alcázar und die Kathedrale sind einfach großartig. Die Stadt präsentiert sich einladend, ihre Welterbestätten sind auf Besucherströme vorbereitet und alle anderen sehenswerten Plätze, Museen und Gebäude sind gut ausgeschildert. Auch die Umgebung hat einiges zu bieten, vor den Toren der Stadt befindet sich der Doñana-Nationalpark, ein berühmtes Vogelbrut- und Schutzgebiet.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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