Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – UK – Gibraltar- Gorhams Höhlen

Gibraltar kenne ich schon ein wenig, wir waren vor einigen Jahren an einem langen Wochenende hier. Damals hatten wir auf einem Boot im Hafen übernachtet, waren auf den Affenfelsen gewandert und hatten in Tarifa am Zusammenfluss der Meere gebadet. Heute suche ich mir diesen Ort als Übernachtungsplatz aus. Die Fahrt zieht sich im abendlichen Stau durch Algeciras, doch von der Abfahrt aus den Bergen bietet sich ein fantastischer Ausblick auf Marokko. Danach genieße ich den Sonnenuntergang am Strand.

Die auf der Ostseite des Felsens von Gibraltar befindlichen vier Kalksteinhöhlen mit ihren umfangreichen archäologischen und paläontologischen Ablagerungen, die die Besiedlung von Gibraltar durch die Neandertaler ab einer Zeit vor 120.000 Jahren belegen, stehen seit 2016 auf der UNESCO-Welterbeliste. In Gorhams Höhlen wurden umfangreiche Beweise für das Leben der Neandertaler in dieser besonderen Landschaft und sogar zu ihrer Fähigkeit zum abstrakten Denken gefunden. Dazu zählen Zeugnisse der Nahrungsjagd auf Vögel und Meerestiere, der Verwendung von Federn als Schmuck und auch die außergewöhnlichen Felsgravuren, die mehr als 39.000 Jahren alt sind. Die langfristige wissenschaftliche Forschung dauert an und die Höhlen tragen wesentlich zu den Diskussionen und Erkenntnissen über den Neandertaler und die menschliche Evolution bei.

Ich starte zeitig Richtung Gibraltar, nicht ohne noch einen Kaffee-Stopp am Aussichtspunkt einzulegen. Leider ist die Sicht heute nicht ganz so gut.

Dann fahre ich durch die Grenzstation und schlängele mich die Stadt hinauf, der Verkehr ist dicht und keine Parkmöglichkeit zu finden. Am Europapunkt auf dem Felsen bekomme ich schließlich einen der letzten Parkplätze.

Zum Welterbecenter sind es von hier aus nur einige hundert Meter, es liegt etwas versteckt und zurückgesetzt neben der Straße.

Ich bin heute Vormittag der einzige Besucher.

Führungen in die Höhle finden nur mit Voranmeldung und in Gruppen statt, aber von der Aussichtsplattform kann ich die Höhlen sehen, bekomme einen Film gezeigt und sogar einen sehr interessanten Einzelvortrag. Gemeinsam halten wir schließlich noch Ausschau nach den Delfinen.

Ich erfahre, dass der Wasserspiegel während der Eiszeit viel niedriger war, etwa 100 m unterhalb des Leuchtturmes und die Höhlen deshalb am Rand einer fruchtbaren Ebene standen. Der Kalksteinfelsen filterte das Trinkwasser und die Ebene war dank des speziellen und wärmeren Klimas als im übrigen Europa voller Pflanzen und Tiere.

Die Plattform ist zusätzlich mit vielen Informationstafeln für die Besucher ausgestattet.

Der hier gefundene Schädel einer Neandertalerin wurde mit einem modernen Computerprogramm rekonstruiert – mehr dazu gibt es im Museum der Stadt zu sehen.

Bedeutsam ist die gefundene Höhlenmalerei, die mit ihrer Ausführung der einzelnen Striche beweist, dass der Maler sich das fertige Bild schon vorher, also abstrakt, ausgedacht hatte. Entschlüsselt ist sie noch nicht, doch zumindest das Logo dieses Welterbes geworden.

Ich stehe noch eine Weile hier oben im Wind und schaue aufs Meer und den umtosten Felsen und die Bilder des Vortrages entstehen in meinem Kopf.

Und mit dem Blick in Richtung des davonfliegenden Vogels verabschiede ich mich, um viele interessante Informationen und Denkanstöße reicher, vom Gibraltar-Felsen.

Resümee

Gorhams Höhlenkomplex ist eine der weniger Sehenswürdigkeiten von Gibraltar, die zwar, vielleicht auch zum Glück, nicht auf der Liste der Top Ten von Tripadvisor stehen, trotzdem aber einen Besuch wert sind. Hier gibt es statt der Lichtshow eine Menge Informationen, Wissenszuwachs und Stoff zum Nachdenken. Mit etwas Glück und guter Planung kann man vielleicht sogar an einer Führung in die Höhle teilnehmen, doch auch der Besuch des kleinen Welterbezentrums oder auch im Anschluss des Museum ist ein bleibendes Erlebnis.

Hier sind noch einige weitere Fotos vom Inneren der Höhle.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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