Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – AD, E, F – Andorra

Das Fürstentum Andorra besitzt mit dem Madriu-Perafita-Claror-Tal seit 2006 ein UNESCO-Welterbe. Es handelt sich um eine Gletscherlandschaft mit vielen Spuren menschlicher Besiedlung, die auf einzigartige Weise die Symbiose und das Gleichgewicht zwischen den natürlichen Ressourcen und den menschlichen Bedürfnissen zum Ausdruck bringen. Das Welterbe umfasst verschiedene agro-pastorale Hochgebirgskomplexe und landwirtschaftliche Zentren in den Mittelgebirgsgebieten, Ställe und Käsereien, Häuser mit Seitenscheunen, Spuren von Terrassenfeldern und Gießereien, niedrige Steinmauern und gepflasterte Wege. Hier gibt es das Einführungsvideo.

Auf der UNESCO-Tentativliste steht das Fürstentum Andorra seit 2021 als Teil des transnationalen Vorschlages mit Spanien und Frankreich – Materielle Zeugnisse des Aufbaus des Staates der Pyrenäen: das Ko-Fürstentum Andorra. Es handelt sich dabei um eine Auswahl von Denkmälern vom Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert, die in den drei Staaten Zeugnis der einzigartigen Geschichte ablegen, die über Jahrhunderte von den Andorranern, den Bischöfen von Urgell und den Grafen von Foix und ihren Nachfolgern geschrieben wurde. Sie dokumentieren authentisch und vollständig den außergewöhnlichen Aufbauprozess eines europäischen Staates vom Mittelalter bis heute. Die administrative und territoriale Struktur von Andorra basiert heute noch auf demselben Dreieck institutioneller Beziehungen aus dem 12. Jahrhundert. Andorras Geschichte ist das Ergebnis des Gleichgewichts zwischen der zivilen Macht, der kirchlichen Macht und bescheidenen, aber gut organisierten lokalen Gemeinschaften. Die Zeugen dessen befinden sich entlang der Verbindungslinie von der Kathedrale von Urgell über Andorra bis zur Burg von Foix.

Ich starte aus Barcelona, meinem letzten spanischen Welterbe, mit dem Kopf voller märchenhafter Architektur. Endlich entkomme ich dem Stau und fahre in Richtung Pyrenäen, vorbei an wunderschönen historischen Orten. Auf jeder Hügelkuppe steht ein Kirchturm oder ein Herrenhaus, und dann gibt es dazu noch einen wahnsinnstollen Sonnenuntergang.

Ich übernachte zwar noch vor dem Gebirge, trotzdem ist es nachts und frühmorgens schon novemberkalt. Aus dem Tal des El Segre steigen die Morgennebel auf und ich habe einen fantastischen Start.

Meinen ersten Stopp auf den Welterbespuren mache ich in Seu d’Urgell und besuche die Kathedrale, die Teil des Welterbes ist. Die Stadt war Bischofssitz und die heutige Kathedrale stammt aus dem 12. Jahrhundert (Link). Eigentlich sollte sie geöffnet sein, doch ich stehe vor verschlossenen Türen. Ebenso ergeht es mir am Museum. Auch der Ort ist noch menschenleer, so dass ich bei meinem Rundgang ein bisschen Mittelalteratmosphäre schnuppern kann.

Andorra la Vella selbst ist dann vom Mittelalter weit entfernt, willkommen in der überfüllten Einkaufsmeile. Der Verkehr quält sich durch die Straßen, Polizisten stehen auf jeder Kreuzung und einen Parkplatz zu finden ist reine Glückssache.

Schließlich parke ich Dobby auf dem Zentrumsparkplatz und habe währenddessen eine Regenhusche trocken überstanden.

Ich begebe mich ins historische Zentrum und das macht dann einiges wieder gut. Es beginnt hinter dem modernen Bahnhof, von dessen Glasplattform man über die Stadt im Tal schauen kann.

Das historische Zentrum ist klein, die wenigen alten Gebäude stehen neben modernen Glasbauten. Das Casa de la Vall aus dem 16. Jahrhundert, ehemals Sitz des Parlaments, gehört zu den wichtigen Gebäuden des Welterbes (Link). Heute ist dort das Museum untergebracht.

Gleich im Anschluss beginnt das Einkaufsparadies.

Die Sonne verschwindet und schwarze Wolken ziehen auf. Ich beende meinen Bummel und bin gerade rechtzeitig vor dem nächsten Regenguss wieder am Auto. Damit fällt auch der Abstecher in das als Welterbe ausgewiesene Gletschertal ins Wasser.

Hinter Andorra la Vella geht es stetig höher in die Berge und rechts und links der Straße locken die Skihotels. In der Ferne sehe ich schon die schneebedeckten Berge.

Einen kleinen Eindruck von dem, was mich im Gletschertal erwartet hätte, bekomme ich trotzdem auf meiner Fahrt Richtung Frankreich. Ich nehme nicht den Tunnel, sondern fahre über den Pass. Die Serpentinen im Schnee und Nebel verheißen dann mehr Abenteuer, als ich mir gewünscht hatte.

Die Abfahrt nach Frankreich im dichten Nebel fühlt sich recht gespenstig an. Schließlich komme ich in das Tal der Ariège und bin damit wieder am alten Fußweg von Urgell über Andorra nach Frankreich angekommen.

In Ax-les-Thermes lege ich einen Stopp ein, kann aber wegen des Regens nicht einmal das Auto verlassen.

Die Fahhrt führt weiter nach Foix. Der Regen will nicht aufhören, aber ich möchte zumindest zum mittelalterlichen Château de Foix (Link). Ein unfallbedingter Stau lässt die Zeit vergehen und in der Altstadt selber einen Parkplatz zu finden, ist schier unmöglich. Wenigstens gelingt es mir, als der Regen kurz Atem holt, ein Foto von der Burg zu machen.

In der Hoffnung auf besseres Wetter und mit Vorfreude auf Südfrankreich fahre ich weiter und übernachte ca. 50 km vor Carcassonne.

Resümee

Andorra gehört zu den Zwergstaaten, die sicher der eine oder andere auf seiner Besuchsliste hat. Durch seine Lage mitten zwischen den Bergen bietet es sich an, in einer besseren Jahreszeit hier mindestens eine Wanderung zu planen. Interessant ist die Zeitreise, auf die das gemeinsame Welterbe mit Frankreich und Spanien führt und die die Zusammenhänge aufdeckt, die die Gründung des Kleinstaates ermöglichten. Ich war leider wegen des wirklich ungeeigneten Wetters in meinen Besichtigungen recht eingeschränkt, habe die Fahrt durch die Berge und den kleinen Stopp in Andorra trotzdem sehr genossen.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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