Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – PL, SK– Hölzerne Dorfkirchen in den Karpaten

Hölzerne Zerkvas der Karpatenregion in Polen (und der Ukraine) — Holzkirchen des slowakischen Teils der Karpaten — Holzkirchen in Süd-Kleinpolen

Auf meiner Fahrt durch die Karpaten entlang der slowakisch-polnischen Grenze habe ich in den meisten Dörfern neben den steinernen auch alte Holzkirchen gesehen. Einige davon gehören zu den nachfolgenden drei Welterben und ich habe stellvertretend einige der Kirchen besichtigt, wobei ich die Orte nahe der Grenze zur Ukraine nicht angefahren habe.

Hölzerne Zerkvas der Karpatenregion in Polen

In den polnischen und ukrainischen Karpaten gelegen, sind die sechzehn zu dem transnationalen Welterbe gehörenden hölzernen Tserkvas (Kirchen) herausragende Beispiele der einst weit verbreiteten orthodoxen kirchlichen Holzbautradition in den slawischen Ländern, die bis heute erhalten ist. Die Zerkwas besitzen dreiteilige Grundrisse und Pyramidenkuppeln, einige auch Glockentürme. Ihre horizontale Blockbauweise mit komplexen Eckverbindungen erforderte außergewöhnliche Tischlerfertigkeiten. Sie wurden auf Holzschwellen auf Steinfundamenten errichtet, Dächer und Wände mit Holzschindeln bedeckt und entsprechend der östlichen Liturgie und der kulturellen Traditionen der lokalen Gemeinschaften gebaut. Neben den Kirchen an der polnisch-ukrainischen Grenze stehen die bedeutsamen Kirchen in den polnischen Westkarpaten bei Powroźnik, Brunary Wyźne, Owczary, Kwiatoń und Turzańsk. Im Inneren befinden sich Ikonostasenschirme, polychrome Innendekorationen und historische Einrichtungsgegenstände. Zu einigen Zerkvas gehören freistehende hölzerne Glockentürme, Kirchhöfe, Torhäuser und Friedhöfe. Sie stehen seit 2013 auf der UNESCO-Welterbeliste.

Brunary Wyźne

In Brunary steht die erste der Holzkirchen, die ich besichtigen werde und ich bin umso gespannter, was mich hier erwartet. Am Abend bin ich von Wieliczka aus in die Berge gefahren und habe gesehen, dass die Kirche erst vor kurzem restauriert wurde. Erfreut lese ich, dass sie am Morgen geöffnet sein wird.

Ich habe nahe der Kirche übernachtet und die davor stehende Beschreibung gelesen. Der Vorraum wirkt wie eine Puppenstube.

Als ich in die Kirche eintrete, bin ich dann überrascht von den satten Farben, der wunderschönen Ikonenwand und der aufwändigen Dekoration der Wände und der Decken. Gerade wird die Kirche noch mit Blumen und Sträußen geschmückt und eine Hochzeit vorbereitet.

Als ich die Kirche verlasse, steht bereits der Hochzeitsschmuck neben dem Eingang. Hier ist mein kleines Video.

Kwiatoń

In Kwiatoń komme ich kurz vor der Kirchenöffnungszeit an. Die kleine Kirche steht ebenfalls am Ortsrand, einige Hühner picken im Kirchhof. Auch hier sehe ich eine Beschreibung und prangt das UNESCO-Welterbezeichen am Eingangstor.

Die Kirche ist von außen noch aufwändiger als die in Brunary. Der Kirchenwächter kommt mit seinem kleinen Hund und schließt mir die Tür auf.

Wenngleich ich ahnen konnte, was mich erwartet, stehe ich auch hier wieder mit offenem Mund. Ich weiß gar nicht, welche Seite ich zuerst genauer betrachten und fotografieren soll.

Ein nettes Gespräch mit meinem Begleiter durch die Kirche, dann bekomme ich noch eine Broschüre über all die wunderbaren Kirchen geschenkt und habe damit einen meiner schönsten Kirchenbesuche hinter mir. Hier ist mein Video.

Powroźnik

Powroźnik liegt weit abgelegen zwischen den Bergen. Hier befindet sich die älteste der Holzkirchen in den polnischen Karpaten. Unterwegs habe ich in einigen Dörfern ähnlich Kirchen gesehen, die nicht zum Welterbe zählen.

Sie ist im Inneren prächtig geschmückt, ich entdecke wunderbare Details, wohin ich mich auch drehe.

Mit einem Blick auf die kleine Glocke am Eingang, die der Welterbeanerkennung gewidmet ist, begebe ich mich auf die Fahrt vorbei an der kleinen Grenztafel mitten im Wald in die Slowakei. Mein kleines Video ist hier.

Holzkirchen des slowakischen Teils der Karpaten

Die auf der Welterbeliste eingetragenen acht Holzkirchen des slowakischen Teils der Karpaten (Bodružal, Hervartov, Hronsek, Kežmarok, Ladomirová, Leštiny, Ruská Bystrá und Tvrdošín) umfassen römisch-katholische, protestantische und griechisch-orthodoxe Kirchen, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gebaut wurden. Die meisten stehen in ziemlich abgelegenen Dörfern, Holz wurde als Hauptmaterial der traditionellen Bautechniken verwendet. Im Rahmen ihrer Gemeinsamkeiten weisen die Kirchen entsprechend dem jeweiligen Glauben einige Unterschiede auf, die sich in Grundrissen, Innenräumen und äußerem Erscheinungsbild widerspiegeln. Die Innenräume sind mit Wand- und Deckenmalereien und Kunstwerken geschmückt, die ihre kulturelle Bedeutung bereichern. Die Holzkirchen des slowakischen Teils der Karpaten veranschaulichen das Zusammenleben verschiedener religiöser Glaubensrichtungen auf einem kleinen Gebiet Mitteleuropas. Sie stehen seit 2008 auf der UNESCO-Welterbeliste. Ein Einführungsvideo gibt es hier.

Bodružal

In der Kirche des kleinen Dorfes Bodružal komme ich am Nachmittag an, auch hier bin ich der einzige Besucher. Und auch hier habe ich ein schönes Erlebnis. Die Hüterin der Kirche spielt mir zunächst einen Text in deutsch ein, der die Ausstattung der Kirche und die einzelnen Ikonen genau erläutert. (Video)

Eine deutsche Granate durchschlug im Krieg das Dach, explodierte aber nicht, sondern landete auf dem Boden und die Kirche blieb unbeschädigt. Das Loch sieht man heute noch.

Zum Abschluss darf ich noch hinter die Ikonenwand treten und die Schätze der Kirche, eine wertvolle Truhe und ein goldenes Buch mit einer alten Schrift, bestaunen.

Am Eingang, zeigt sie mir zum Abschied stolz, hängt die Welterbeurkunde.

Ladomirowa

Die Kirche in Ladomirowa liegt versteckt am Ortsrand und macht einen recht geschlossenen Eindruck. Auch fehlt die bebilderte ausführliche Beschreibung, die vor den anderen Kirchen stand. Die Kirche wurde offensichtlich rekonstruiert, aber ich entdecke keinen Hinweis auf Öffnungszeiten.

Hronsek

Später auf meiner Rundreise komme ich an einem Abend in Hronsek an. Natürlich ist die Kirche geschlossen, so wie am nächsten Morgen in aller Frühe auch. Beeindruckend ist hier der einzeln stehende Glockenturm. (Video)

Ich mache Fotos von außen und mir gelingen auch einige durch die Butzenscheiben.

Der Verwalter der Kirche war so nett, mir auf meine Anfrage hin einige weitere zur Verfügung zu stellen. (Fotografien von Želmíra Slancová und Igor Duschek) 

Das romantische Schloss des kleinen Dorfes, vor dem ich geparkt habe, ist in der Morgensonne ebenso ein Blickfang.

Holzkirchen in Süd-Kleinpolen

Die sechs Holzkirchen im südlichen Kleinpolen in den Dörfern Blizne, Binarowa, Dębno Podhalańskie, Haczów, Lipnica Murowana und Sękowa an den Ausläufern der Karpaten sind einzigartige Beispiele für die Tradition mittelalterlicher Holzkirchen in der römisch-katholischen Kultur. Sie wurden in der damals üblichen Horizontalblockbauweise, jedoch jeweils mit einzigartigen, hochwertigen Schreinerlösungen errichtet, die ihren gotischen Charakter unterstreichen. Dadurch erhielten sie ihre charakteristische Form mit den hohen Schindeldächern. Im Inneren haben die Kirchen eine wertvolle Ausstattung und veranschaulichen die stilistischen Veränderungen in der Ausstattung seit der Gotik. Die Kirchen wurden von Adelsfamilien als Symbol ihres Prestiges und als Alternative zu den steinernen Kirchen in den Städten gesponsert. Sie stehen seit 2003 auf der UNESCO-Welterbeliste. Hier geht es zum Einführungsvideo. Noch bis heute erfüllen diese Kirchen ihren ursprünglichen Zweck als Orte für traditionelle Feiern und religiöse Zeremonien.

Haczów

Die Holzkirche in Haczów steht heute nicht im Mittelpunkt des dörflichen Interesses, weil in der benachbarten steinernen Kirche gerade eine Trauung stattfindet. Die Holzkirche ist groß, was durch ihre umlaufenden Arkaden, die das imposante hohe Dach bis fast zum Boden überspannt, noch verstärkt wird.

Im Inneren beeindrucken mich am meisten die Bemalungen auf den rohen Holzwänden und Decken sowie auf den geschnitzten Bänken. Hier ist mein Video.



Blizne

Die kleine Kirche thront auf einem Berg am Ortsrand und ist von einigen anderen zugehörigen Gebäuden umgeben.

Hier kommt mir der Zufall zur Hilfe, denn ihre Tür steht gerade offen, weil eine kleine Führung stattfindet. Ich kann mich für eine Weile dazu schmuggeln und die Bemalung und die geschnitzten Figuren bewundern.

Resümee

Die Fahrt durch die Karpaten zu den Holzkirchen der Bergdörfer war einer der schönsten Abschnitte meiner Rundreise. Jede Kirche ist etwas Besonderes und hat ihren eigenen Zauber. Wenn man durch diese wunderbare Landschaft fährt, kommt man an der einen oder anderen Kirche vorbei und man sollte unbedingt einen Stopp einlegen und hineingehen. Die kleinen bunten Holzkirchen eröffnen den Blick in die Vergangenheit und Gegenwart des Lebens in den Bergdörfern und sind in jedem Fall eine Überraschung und Bereicherung.

Die gesamte Tour go-east ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem kalten und nassen Frühjahr bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die zusammengefassten Länderkarten gibt es hier.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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