Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – CZ – Gestüt Kladruby nad Labem

Landschaft für die Zucht und Ausbildung von zeremoniellen Kutschenpferden

Die Landschaft um Kladruby nad Labem ist ein hervorragendes und vollständiges Beispiel einer Kulturlandschaft, die für die spezialisierte Pferdezucht entwickelt und im Laufe der Zeit gestaltet wurde. 1563 übernahm Kaiser Maximillian II. von Habsburg das Gestüt und am 6. März 1579 verlieh ihm sein Nachfolger, Kaiser Rudolf II. von Habsburg, das Recht als K.u.K. Hofgestüt. Seit dem frühen 17. Jahrhundert wurden hier Prunkkutschenpferde des Gala-Carrossier-Typs für den kaiserlichen Hof gezüchtet und ausgebildet. Diese ganz besonderen zeremoniellen Kladrubner Kutschenpferde spiegelten die ästhetischen Ambitionen der Habsburger wider und sie werden heute als lebende Denkmäler angesehen. Das historische Flussgebiet mit seinen Mäandern und Altarmen wurde zu einer spätromantischen Landschaft mit regelmäßig eingezäunten und baumbestandenen Weiden, Wäldern und Parks, geraden Alleen, einem Netz von Bewässerungskanälen und verschiedenen Gehöften mit unterschiedlichen Funktionen für die Pferdezucht umgestaltet. Die Zucht- und Dressurlandschaft der Kladruber Wagenpferde am habsburgischen Hof ist daneben ein Zeugnis der bedeutenden Rolle, die Pferde einst beim Transport, in der Landwirtschaft, beim Militär und bei Hofe spielten. Bis heute sind die historischen Gestüte in Betrieb und bilden die funktionalen Mittelpunkte dieser einzigartigen Landschaft. Sie steht seit 2019 auf der UNESCO-Welterbeliste.

Schon eine ganze Strecke bevor ich in die Nähe der Elbe komme, fahre ich durch einen weitläufigen Wald und über schmale Straßen durch die wenigen kleinen Dörfer und habe noch, als ich in Kladruby einbiege, kaum Hoffnung, hier und besonders in der Vorsaison viel sehen zu können. Ein erster Rundgang um das Gestüt belehrt mich eines Besseren. Nicht nur sind die Gebäude, die Stallanlagen, aus denen ich die Pferde schnauben höre und die jetzt leeren Koppeln von einer wunderbaren Romantik in der Abendsonne, sondern ich lese am kleinen Info-Center, dass das Gestüt morgen früh öffnet und Touren angeboten werden.

Das Gestüt, die Kirche und das Herrenhaus sind wunderschön restauriert, die Koppelzäune blendend weiß und überall stehen Erläuterungen zur Geschichte der Pferdezucht. Ich erfahre vom Plakat in der Dorfmitte, dass hier jährlich eine große Parade stattfindet. Mit Spannung erwarte ich deshalb den morgigen Rundgang und übernachte auf dem großen Parkplatz gegenüber dem Gestüt.

Nach meinem Morgenkaffee bin ich offenbar eher unterwegs, als die Pferde auf die Weide kommen. Rings um das Gestüt sind riesige Koppeln. Schnurgerade ziehen sich die Alleen zum nächsten Gehöft. Langsam werden einige Pferde nach draußen gebracht und amüsiert sehe ich sie in einem Karussel ihre Frühsportrunden drehen.

Als unsere Tour beginnt, biegt eine Kutsche um die Ecke.

Am großen Tor beginnt der Rundgang durch die Anlage.

Wir gehen durch die Ställe, verweilen vor den Boxen der Hengste und der Sportpferde, sehen in die Reithalle mit dem Leuchter, der anlässlich des Besuches des britischen Prinzen Philip angebracht wurde und schauen auf den Parkourplatz, wo jetzt das morgendliche Training beginnt.

Ich bin ja kein Pferdemensch, doch was ich hier zu sehen bekomme, ist trotzdem sehr beeindruckend und interessant. Wir kommen zu den Hengsten, die von Nahem doch sehr groß sind. An ihren Boxen befinden sich Tafeln mit Angaben zum Stammbaum. Ich erfahre, dass die Schimmel erst ihre weiße Farbe bekommen, wenn sie erwachsen sind. Auch diese großen Tiere genießen es, genau wie meine Katzen zu Hause, hinter dem Ohr gekrault zu werden.

Die Gehöfte, die zum Gestüt gehören, sind auf die verschiedenen Bereiche der Zucht und Ausbildung spezialisiert. Das Highlight für alle Besucher ist natürlich, die Ponys mit ihren Müttern anzuschauen, die inzwischen auf der großen Koppel herumlaufen. Hier ist mein Video.

Ein letzter Blick zurück zum Gestüt, dann endet mein interessanter Vormittag bei den Pferden von Kladruby.

Resümee

Ein Ausflug nach Kladruby nad Labem ist in jedem Fall ein Erlebnis. Die Führung durch das Gestüt ist sehr interessant und lässt sicher das Herz jedes Pferdeliebhabers höher schlagen. Die Informationen zur Geschichte des Gestüts und die Formung der Landschaft sind auch für alle Nicht-Pferdenarren interessant. Ein Highlight ist es sicher auch für alle, den Pferden und Kutschen beim Training zuzusehen und zum Abschluss die Fohlen mit ihren Muttis auf der Koppel zu beobachten. Einiges davon kann man täglich rund um das Gestüt sehen, wenn man nicht das Glück hat, an einer Führung teilnehmen zu können. Es bietet sich auch ein Spaziergang durch den Landschaftspark oder eine Radtour zum Nachbarhof an. Für mich war Kladruby eine schöne Abwechslung zwischen den Schlössern und den Kirchen, die als nächstes auf meiner Welterberunde stehen.

Die gesamte Tour go-east ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem kalten und nassen Frühjahr bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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