Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – GR – Heiligtum des Asklepios in Epidaurus

Das Heiligtum des Asklepios in Epidaurus steht als Zeugnis der Heilkulte der Antike und der Entstehung der wissenschaftlichen Medizin seit 1988 auf der UNESCO-Welterbeliste. Im 2. Jahrtausend v. Chr. befand sich hier ein Ort zeremonieller Heilpraktiken durch heilende Assoziationen, im 8. Jahrhundert v. Chr. durch die Kulte von Apollo Maleatas und im 6. Jahrhundert v. Chr. durch die von Asklepios. Das Heiligtum der beiden Götter wurde zum wichtigsten Therapiezentrum der Antike und zur Wiege der Medizin. Hier entstand das früheste organisierte Sanatorium, in dem im Laufe der Zeit der Übergang vom Glauben an die göttliche Heilung zur wissenschaftlichen Medizin vollzogen wurde. Die Bauwerke im Heiligtum von Epidaurus, bestehend aus den Tempeln der Artemis und des Asklepios, dem Tholos, dem Enkoimeterion, den Propyläen, dem Bankettsaal, der Bibliothek, den Bädern sowie den Sport- und Krankenhauseinrichtungen und nicht zuletzt dem Theater mit seinen perfekten Proportionen und seiner vorbildlichen Akustik, das bis heute bespielt wird, sind ein herausragendes Beispiel für ein hellenisches Architekturensemble des 4. Jahrhunderts v. Chr. Es hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der hellenistischen und römischen Architektur. Das komplizierte hydraulische System des Komplexes für das Wasserversorgungs- und Abwassersystem veranschaulicht das technische Wissen in der Antike.

Ich komme von Tyrins an der Küste. Die Stätte von Epidaurus liegt relativ abgeschieden in den Bergen und mir fällt gleich das angenehme Klima des Ortes auf. Es ist noch relativ zeitig am Tag, auf dem Parkplatz stehen einige Busse und die Reisegruppen starten zu ihrem Rundgang. Man ist hier auf Besucherströme vorbereitet. Gleich am Eingang wird mir klar, wie groß das Gelände ist. Ich folge der Beschilderung, höre ab und an den Reisegruppen zu oder lese die ausführlichen Beschreibungen. Mein erster Eindruck hat nicht getrogen, hier unter Bäumen und zwischen den alten Mauern entlang zu wandeln ist auch für die modernen Besucher ein bisschen wie im Sanatorium.

Von den Krankenhäusern sieht man nur noch die Grundmauern, alle sind quadratisch. Der Komplex war auch aus heutiger Sicht sehr groß. Im Hintergrund sehe ich schon die Ruinen der Tempel.

Der Tholos wird gerade rekonstruiert. Hier wurde in den Eroberungen der vergangenen Jahrtausende viel zerstört und nach dem Sieg des Christentums das Heiligtum des Asklepios nicht mehr als Kultstätte genutzt und beschützt.

Das Stadion ist nicht so groß wie das in Olympia, hat aber eine Tribüne. Sport war ein Teil der Therapie, auch damals schon.

Von der ehemaligen Wasserversorgung sind noch Brunnen zu entdecken. Jedes Bauwerk hier ist wirklich gut beschrieben.

Das Interessanteste hier ist für mich das Enkoimeterion, die weithin sichtbare 70 m lange Säulenmauer, hinter der die Patienten in einem Heilschlaf vom Gott geheilt wurden. Sie war zusammen mit den Tempeln ein Schlüsselelement des Komplexes. Auch heute kann man an der Mauer verweilen und zumindest das milde Klima genießen. Es gibt ein Wünschebecken, ich habe auch Münzen hinein geworfen, man kann ja nie wissen.

Im Museum sind die geborgenen Statuen und Reliefs ausgestellt, allen voran natürlich der bekannte Äskulap mit seinem berühmten Stab und der Schlange.


Der bekannteste Teil des Epidaurus-Komplexes ist sein Theater, das, über Jahrhunderte verschüttet, noch sehr gut erhalten ist und seit 1955 durch regelmäßige Aufführungen wiederbelebt wurde. Damals diente es der Unterhaltung der Patienten im Sanatorium und fasste 12.000 Besucher. Ich steige die 116 Stufen hinauf, was in der Sonne des heutigen Tages gleichzeitig eine sportliche Einlage ist, und genieße den Blick über das Rund. Eine kleine Gruppe stimmt unten ein Lied an, die Akustik ist wirklich fantastisch. Auf den Rängen wird dementsprechend geklatscht. (kleines Video)

Die Ausgrabungsstätte des Heiligtums von Asklepios liegt etwa drei Autostunden von Athen entfernt. Für geschichtlich Interessierte ein Muss, für angehende Mediziner sicher ebenso. Für alle anderen ist es ein gelungener Ausflug in die wunderbare Atmosphäre des Ortes in der Bergkulisse und ein Besuch in einem der schönsten antiken Theater. Die Ausstellungsstücke im Museum und die vielen Beschreibungen ermöglichen eine Vorstellung von den antiken Bauwerken, von denen leider nur noch wenige Ruinen zu sehen sind. Und wer besonders Glück hat oder perfekt plant, kann als absolutes Highlight vielleicht sogar eine Vorstellung im antiken Theater erleben.

Ein letzter Blick zurück, bevor ich mich aus der historischen und auch heutigen Erholungsstätte auf die Fahrt und in den Verkehr von Athen begebe.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Schreibe eine Antwort