Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – GR – Akropolis von Athen

Von Epidaurus kommend nähere ich mich dem Höhepunkt meiner Reise durch Griechenland, der Hauptstadt Athen mit ihrer Akropolis.

Die Akropolis von Athen steht seit 1987 als der eindrucksvollste und bis heute vollständigste antike griechische Monumentalkomplex auf der UNESCO-Welterbeliste. Von starken Befestigungsmauern umgeben, steht sie seit über 3.300 Jahren auf einem felsigen Hügel mit einer flachen Spitze oberhalb der Stadt. Im 13. Jahrhundert v. Chr. befand sich hier zunächst die Residenz des örtlichen mykenischen Herrschers. Im 8. Jahrhundert v. Chr. begann der Kult der Athene, der Schutzgöttin der Stadt. Die Akropolis bekam dadurch zunehmend einen religiösen Charakter, der seinen Höhepunkt Mitte des 6. Jahrhunderts bis Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. erreichte. Nach dem Sieg der Athener über die Perser wurde unter der Führung von Perikles ein ehrgeiziges Bauprogramm für eine große Anzahl von Denkmälern begonnen. Daran waren große Architekten wie Iktinos, Kallikrates und Mnesikles sowie Bildhauer wie Pheidias, Alkamenes und Agorakritos beteiligt. Im Ergebnis entstand aus dem Parthenon (447-432), den Propyläen (437-432), dem Tempel der Athene Nike (427-424) und dem Erechtheion (421-406) eine perfekte Komposition und monumentale Landschaft von einzigartiger Schönheit und gab die Kulisse für die Entstehung des klassischen griechischen Denkens. Hier wurden Demokratie, Philosophie, Theater, Meinungs- und Redefreiheit geboren, die die intellektuelle und spirituelle Grundlage für die heutige Welt und ihre Werte bilden. Die Denkmäler der Akropolis haben 2.500 Jahre Kriege, Explosionen, Bombardierungen, Brände, Erdbeben, Plünderungen, Eingriffe und Umbauten überlebt und nicht nur als Vorbilder in der griechisch-römischen Antike, sondern auch in der Gegenwart einen außergewöhnlichen Einfluss ausgeübt.

Ich fahre auf der Landstraße eine Etage tiefer als die Autobahn am Golf von Elefsina entlang. Der Blick auf die Bucht ist landschaftlich recht beeindruckend.

Nervenzehrend ist dann der Stau durch die Hauptstadt, zunächst auf der vielspurig verstopften Einfallstraße, später durch die engen und zugeparkten Straßen der Wohnviertel im Zentrum. Schließlich erreiche ich ziemlich schweißgebadet meinen idealen Park- und Übernachtungsplatz neben dem Philopapposhügel, der nicht nur neben der Akropolis gelegen, sondern ein absoluter Ruhepol und eine Oase inmitten dieser großen und hektischen Stadt ist. Hier gibt es in einem schönen Park eine Reihe antiker Bauwerke und dazu noch den besten Blick auf die Akropolis, den ich mir für den Sonnenuntergang vormerke.

Einmal quer durch den Park erreiche ich recht schnell den Fuß des Akropolis-Hügels. Es ist absolute Nachsaison, so dass die Schlange am Ticketautomaten sehr überschaubar ist und ich die Kontrollen schnell passieren kann.

Und schon bin ich, beeindruckt wie alle Besucher um mich herum, mitten zwischen den Heiligtümern der antiken Baukunst.

Zunächst stehe ich am großen und geschichtsträchtigen Theater Odeon des Herodes Atticus. Es fasst auf seinen steilen Rängen 5.000 Besucher und war einst überdacht. Auch hier gibt es aktuell Vorstellungen und ich habe später, als ich die Akropolis vom Nachbarhügel aus im Sonnenuntergang bewundere, die Freude, einer Opernaufführung lauschen zu können.

Steile Treppen führen hinauf zum Eingang und durch das gigantische Haupttor mit seinen riesigen verzierten Säulen. Alle Besucher, die hindurchdrängen, bleiben stehen und schauen nach oben.

Hinter dem Tor kommen wir in die Vergangenheit. Was von Ferne wie aus einem Guss aussah, ist von Nahem ein riesiger Komplex aus Tempeln, Säulen, Figuren, Marmor und Ausgrabungsfeldern. Man kann sich gut vorstellen, wie sich hier einst die Menschen versammelt haben, zwischen den Tempeln entlang gegangen sind oder diskutierend auf den Plätzen standen.

Die Ruinen bieten die schönste Selfi-Kulisse, die Sonne verzaubert dazu die alten Steine und Säulen und lässt die Tempel golden erstrahlen.

Auch wenn heutzutage von der ursprünglichen Bedeutung dieses Ortes kaum noch etwas zu spüren ist, sind die Besucher um mich herum doch alle begeistert.

Am anderen Ende des Plateaus öffnet sich der Blick über die große Stadt im Tal.

Ich gehe langsam zurück, lese noch einige Beschreibungen, stehe zwischen den Säulen und bin zufrieden, an diesem besonderen Ort gewesen zu sein.

Durch das große Tor geht es wieder nach unten und ich mache Platz für die nächsten Besuchergruppen.

Gleich neben dem Eingang erhebt sich ein kleiner Felsen, der Areopagus Hill. Mit ein bisschen Geschick kann man auf sein Plateau klettern und wird mit einem tollen Blick auf die Akropolis belohnt. Hier ist mein kleines Video.

Am Abend wandere ich noch einmal zum Sonnenuntergangsblick. Auch wenn sich der erhoffte rote Himmel nicht einstellt, stehen wir hier alle fasziniert unter den Klängen der Oper, die vom Theater herüber schallt.

Das Ensemble sieht am schönsten aus, so wie es ursprünglich gedacht war, nämlich von der Ferne betrachtet. Heute abend wird es toll in Szene gesetzt, langsam gehen die Lichter an und die Akropolis steht dezent beleuchtet und erhaben auf ihrem Berg.

Die Akropolis zu besuchen ist ein Highlight einer Griechenland-Rundreise. Man sollte sich in der Saison rechtzeitig um Tickets kümmern und hat vielleicht sogar das Glück, eine Aufführung im Odeon besuchen zu können. Um den schönsten Blick auf das Ensemble zu bekommen, sollte man unbedingt auf einen der Nachbarhügel steigen und von dort die Ausgewogenheit und ganze Schönheit des Komplexes genießen.

Spät am Abend bekomme ich eine Unwetterwarnung aufs Handy und in der Nacht werde ich von Gewitter und Hagel geweckt.

Statt des geplanten Sonnenaufgangsblicks auf die Akropolis gibt es Kaffee im Auto, bevor ich zum Daphni-Kloster aufbreche.

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