Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – GR – Klöster von Daphni und Hosios Lukas

Ich habe eine Unwetternacht unweit der Akropolis verbracht und fahre, noch im Regen, einmal quer durch den morgendlichen Verkehr von Athen zum Daphni-Kloster.

Die drei Klöster Daphni, Hosios Lukas und Nea Moni auf der Insel Chios stehen seit 1990 auf der UNESCO-Welterbeliste. Obwohl sie geografisch weit voneinander entfernt liegen, sind sie alle drei herausragende Beispiele eines für die mittlere Periode der byzantinischen religiösen Architektur charakteristischen Baustils. Die Kirchen haben alle einen Kreuz-im-Quadrat-Grundriss mit einer großen Kuppel, die von Spitzbögen getragen wird und einen achteckigen Raum umschließt. Dieser zentrale Raum ist von einer Reihe von Nebenräumen umgeben, die zusammen ein Quadrat bilden. Diese ausgefeiltere Struktur ermöglichte eine besondere ikonografische Gestaltung. Dazu wurden die Kirchen im 11. und 12. Jahrhundert, dem zweiten goldene Zeitalter der byzantinischen Kunst, mit prächtigen Marmorarbeiten und bewundernswerten Mosaiken auf Goldgrund ausgestaltet.

Das Daphni-Kloster liegt recht versteckt unmittelbar neben der Ausfallstraße Richtung Skaramagas. Ich komme kurz vor der morgendlichen Öffnung an.

Vor dem Eingang liegen wegen des Unwetters in der Nacht noch Sandsäcke und das Wasser läuft jetzt langsam ab.

Das Tor wird geöffnet und ich werde freundlich hereingebeten, der Eintritt ist frei. Ich stehe alleine im Innenhof und kann in der Regenpause erst einmal die schönen verzierten Mauern betrachten und einen Blick in der Klostergarten werfen.

Dann trete ich in die wunderschöne weiß-gold-bunte und sehr stimmungsvolle Kirche ein.

Es ist relativ dunkel, doch das Gold leuchtet quasi von innen heraus und lässt die Figuren lebendig erscheinen. Sie erzählen Geschichten oder betrachten mich kritisch, aber doch freundlich.

Ich bin der einzige Besucher an diesem Morgen und kann mich mit Muße hier umschauen. Hier ist mein kleines Video.

Die meisten Athen-Besucher werden es gar nicht ahnen, dass sich direkt an der ständig verstopften Ausfallstraße zwischen Athen und seinem Hafen Piräus dieser wundervolle Ort befindet. Das kleine Kloster sollte aber unbedingt auf den Plan, wenn man einige Tage in der Hauptstadt verbringt.

Nachdem ich an Athens Hafen vorbei bin, lässt der Verkehr schlagartig nach und ich biege von der Küstenstraße in die Berge ab. Hier stehe ich, nahe der Hauptstadt, mitten im Gebiet der verheerenden Waldbrände dieses Sommers und rieche noch den Brandgeruch. Die ersten Blumen wachsen schon wieder auf dem verbrannten Untergrund. Als ich anhalte, sehe ich, wie sich im Hintergrund Dunstschichten wie Watte über die Berge rollen.

Das Kloster Hosios Lukas liegt ganz abgeschieden zwischen den Bergen. Auch hier hat das Feuer gewütet, die Landschaften zerstört und die Olivenhaine niedergebrannt. Ich fahre über Asche, die durch die Regenfälle der Nacht auf die Straße geschwemmt ist. Es grenzt an ein Wunder, dass das Kloster nicht dem Waldbrand zum Opfer gefallen ist, die ersten Bäume auf dem Klostergelände sind verbrannt. Ein Mönch zieht Gräben, damit das Wasser der Nacht abfließen kann und beseitigt den Schlamm. So werde ich hier Zeuge zweier Wetterextreme kurz hintereinander an einem Ort.

Das Kloster ist bewohnt und wird von Mönchen bewirtschaftet. Sie verkaufen im kleinen Klosterladen Öl von der eigenen Plantage. Das Kloster ist wesentlich größer als das Daphni-Kloster und die ganze Anlage wirkt ungemein romantisch.

In einem der Gebäude ist eine stimmungsvolle Ausstellung über das Klosterleben zu sehen.

Zum Abschluss meines Rundgangs durch das Kloster gehe ich in die Kirche. Sie ist umwerfend schön.

Sie ist aus dunklen Steinen gebaut, bunt und golden bemalt, mit vielen Ornamenten und Schnitzereien verziert. Man weiß gar nicht, welchen Raum, Bogen, Wand- oder Deckengemälde man zuerst betrachten soll.

Auch hier wieder Geschichten und verschiedene Heilige, die auf mich herabschauen. Die Malereien in den einzelnen Räumen scheinen aus unterschiedlichen Zeiten zu stammen.

Ich bin lange unterwegs und lasse mich von diesem abgeschiedenen alten Kloster in der Stille der Berge verzaubern. Die Landschaft und das Wetter tun ihren Teil dazu, auch hier kann ich beobachten, wie der Dunst langsam über die Berge hinter dem Kloster rollt. Hier ist mein kleines Video.

Die Fahrt in die Berge zum Kloster Hosios Lukas lohnt sich auf jeden Fall. Hier erlebt man ein romantisches Kleinod aus vergangenen Zeiten, das bis heute bewahrt wird, inmitten einer atemberaubenden Landschaft. Im Klosterhof kann man eine wohltuende Pause vom Alltag einlegen und vielleicht ein kleines Andenken daran in Form von Olivenöl in seine heimische Küche mitnehmen.

Auch ich nehme langsam Abschied von diesem wundervollen Ort und fahre weiter zu einem sagenumwobenen – nach Delphi.

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