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Schweiz – schicki-micki und dennoch sparsam unterwegs

Bevor das nächste Ausbildungsjahr beginnt, habe ich noch ein paar Tage Urlaub – Geld und Zeit reichen nicht für weit, aber ein Nachbarland könnte es werden – und ich kann sogar die Besitzerin des passenden Autos  überreden, mich zu begleiten. Na ja, überreden mit einem nicht auszuschlagenden Angebot – mein Arbeitgeber tut was für seine Leute und hat Supersonderkonditionen, wenn sie in der eigenen Hotelkette übernachten. Ich habe mich mal für euch schlau gemacht, auch für normale Gäste gibt es in der H-Hotel-Kette (an vielen schönen Plätzen in Deutschland, Österreich und Schweiz) einige gute Sparmöglichkeiten, die für Übernachtungen in den superschönen Hotels mit den bequemen Zimmern, dem tollen Frühstück und dem Sport- und Wellnessbereich sprechen (und ein Parkplatz in den heiß umkämpften Stadtzentren ist auch nicht zu verachten). Wenn ihr euch für die Hotmiles anmeldet, spart ihr ab der ersten Buchung meist mehr als 10 und bis zu 20% des Zimmerpreises sowie 20% für Speisen und Getränke und damit kommen die Preise im ****-Hotel schon in die Kategorie einer Pension am gleichen Ort. Und als Ausblick – in diesem Jahr wird das erste H-Hostel eröffnet.

Tipp: Der Flix-Bus fährt auf seiner Route nach Italien durch die Schweiz – von Deutschland nach Zürich oder Luzern ab reichlich 30 Euro – und in der Schweiz kommt man mit Öffentlichen zu sehr moderaten Preisen von Ort zu Ort, z.B. von Luzern nach Engelberg für 10 Euro.

Meine Rundfahrt durch die Schweiz ist nach den Standorten der H-Hotels geplant: Zürich, Engelberg, Solothurn und Basel – mal sehen, was es zwischendurch noch zu entdecken gibt.

Zürich

Unsere Runde beginnt in Zürich – wir sind gestern Nacht, nach 700 Kilometern, zwar mit vielen Stau-Unterbrechungen, dafür aber  einem schönen Abendblick über den Bodensee, hier angekommen. Deshalb sind wir froh, heute die drei Kilometer bis ins Stadtzentrum laufen zu können. Der Verkehr in Zürich ist immens, wer nicht laufen möchte, sollte die Öffentlichen nutzen, die im Minutentakt zu fahren scheinen und durchaus moderate Preise haben, oder sich eines der vielen Leifahrräder oder der coolen Elektrotretroller ausleihen (lime) – und das beste – die ersten Fahrten übernimmt unser Hotel. Überhaupt achten die Schweizer sehr auf umweltfreundliches Verhalten, das fällt auf. Wir haben leider zu wenig Zeit, um die Zürich-Card zu nutzen – ihr solltet sie auf alle Fälle bei eurer Planung berücksichtigen.

Da es ab Mittag regnen soll, reißen wir uns vom Frühstück los und marschieren zuerst zu den Seepromenaden.  Fotomotive, wie sie sein sollten.  Weiter geht es über die Quai-Brücke an der Limmat entlang durch die historische Altstadt. Hier könnt ihr die ältesten Gebäude bewundern, durch die schmalen Gassen schlendern und begeistert feststellen, dass diese Stadt nach jeder Ecke immer schöner wird. An der Limmat direkt erinnert Zürich ein bisschen an Venedig, und das liegt nicht nur an den Gondeln, die unter dem Rathaus schwimmen.

Sehenswert sind die Einkaufsmeile der Bahnhofstraße, das beeindruckende Fraumünster mit dem hübschen Platz davor und das Großmünster, umgeben von  steilen Gassen. Richtung Bahnhof kommt ihr an Galerien, beschaulichen Kanälen und am Löwenplatz mit den schönen Globus-Kaufhäusern vorbei. Die Zeit vergeht wie im Flug, der angedrohte Regen treibt uns ins Hotel zurück. Nicht schlimm, wir haben viel gesehen und gönnen uns jetzt einen Besuch in der Hotelsauna. (Ein Tipp noch für alle Stadtwanderer wie wir – Toiletten sind dünn gesät, kostenlose findet ihr im Globus-Kaufhaus und günstig einkaufen lässt sich unterwegs bei COOP (im Zentrum gibt es nur COOP, und damit das nicht so auffällt, heißen sie -express, -to go oder -pronto) – weiter außerhalb findet man auch Aldi oder Lidl .)

Rheinfall bei Schaffhausen

Heute haben wir die Umgebung im Visier – da es auf der Anreise schon dunkel war,  schauen wir uns den Rheinfall heute an. Er ist einer der drei größten in Europa und wirklich einen Besuch wert. Für die Besucher gibt es sehr schöne Aussichts-Plattformen in verschiedenen Höhen neben dem Wasserfall, außerdem kann man mit Bootstouren nahe heran fahren. Wir werden kostenlos von oben nass, schaffen aber noch einen Spaziergang am glasklaren Rhein entlang und sind mit unserem Ausflug völlig zufrieden – schließlich hat die Sonne für das Regenbogenfoto geschienen – und ganz nebenbei bemerkt – vor dem schwarzen Himmel ist die weiße Gischt auf dem  Wasser noch viel eindrucksvoller – überzeugt euch selbst:

Für die Routenplanung nutzen wir, wie schon oft bewährt, die ADAC-Karten. Der Regen hat aufgehört und wir fahren an Zürich vorbei in die eher landwirtschaftliche Umgebung zum Wasserschloss Hallwyll. Das romantische Schlösschen aus dem 13. Jahrhundert beherbergt ein Museum, richtig interessant ist aber der Hallwilersee, an dessen Ufer Zeugen der Vergangenheit zu bestaunen sind – ein jungsteinzeitlicher Pfahlbauten (UNESCO Weltkulturerbe) und auch getrennte Badehäuser für Männer und Frauen aus der viel jüngeren Geschichte.

Luzern

Wir fahren in die Zentralschweiz und kommen nach Luzern. Die Stadt liegt idyllisch zwischen den Bergen am Vierwaldstätter See, auf dem die Raddampfer mit den Schwänen um das schönste Motiv buhlen – und als ob das nicht schon reicht, spannen sich imposante Brücken über den Fluss Reuss – im Vordergrund die blumengeschmückte und bemalte Kapellbrücke mit dem Wasserturm und weiter hinten die alte Spreuerbrücke, ebenfalls mit interessanter Bemalung im Inneren. Selbst den Bahnhof ziert ein Portalbogen und natürlich ist auch ein kunstvoll bemaltes Zunfthaus zu bewundern. Trotz der vielen Touristen kann man die Altstadt genießen, Luzern hat vorgesorgt mit ausreichend Restaurants, Läden im Bahnhof, Bänken in Sonne und Schatten, WLAN, Trinkwasserbrunnen und kostenlosen Toiletten. Wir haben sogar eine Fahrradaufpumpstation gesehen. Parkplätze sind trotzdem knapp, wir stehen für drei Stunden kostenlos am Shoppingcenter Schönbühl in Laufentfernung von der Altstadt.

Weiter geht es  – kaum haben wir einige Tunnel passiert, sind wir in einer völlig anderen Landschaft angekommen und fahren in die Berge. Der kleine Ort Engelberg bietet ein echtes Kontrastprogramm zu den Städten der letzten Tage, holzgeschnitzt urig eingebettet zwischen den 3000’ern. Die Zeit reicht noch, Pläne für morgen zu schmieden  und dem Kloster mit der Barockkirche und der größten  Orgel der Schweiz einen Besuch abzustatten. Dann senken sich die Wolken über die Bergkuppen und die Kuhglocken läuten den Abend ein, wir sind im Heidi-Land angekommen.

Engelberg

Da wir nun schon mal in den Bergen sind, müssen wir natürlich auch hoch – und zwar auf den höchsten am Ort, den Titlis. Dank unserer Gästekarte aus dem Hotel haben wir einen Rabatt auf die Seilbahnkarte, sie ist zwar trotzdem nicht preiswert, aber wir bekommen dafür einen ganzen Tag Staunen und Spaß. Zunächst geht es in zwei Etappen über die Almen und steil bergauf, dann weiter mit der drehenden Gondel Rotair  bis auf 3020 m zum Gletscher, der sich zwischen den gewaltigen Felsen ins Tal schiebt und die hellblaugrauen Bäche speist.  Die Sonne scheint, der Himmel ist klar, wir haben weite Sicht auf die Alpengipfel und Berge in der Ferne. Doch zuerst geht es durch einen langen Tunnel durch das Eis –  unwirklich, still, kühl, beeindruckend. Das nächste Highlight – die Hängebrücke über eine tiefe Schlucht. Wir sind früh gestartet und noch fast alleine und können die Aussicht genießen. Der Sessellift Iceflyer bringt uns auf den Gletscher, wo zur Touristenbelustigung eine Schlittenbahn mit verschiedensten Rutschgefährten aufgebaut ist – und das macht alt und jung riesig Spaß. Hier oben kurz über Null Grad sind wir wieder mal froh, unsere Baubax-Jacken mitzuhaben. Es vergehen einige Stunden, bis wir jeden Winkel erkundet haben und wir genießen die  fantastische Sicht. Zum verschnaufen  gibt es genügend Picknick- und Sonnenplätze, die dem langsam eintreffenden Besucheransturm stand halten. Wir können uns von dem Ausblick kaum losreißen, allein die befürchtete Anzahl der Fotos setzt ein Ende.

Auf der Talfahrt legen wir einen Stopp am Trübsee ein, hier gibt es einen schönen Rundweg und unsere Berge nochmal von unten zu bewundern.

Was soll ich sagen, ein Urlaubstag, dem es fast nichts hinzuzufügen gibt – außer ein schönes Abendbrot auf unserem Balkon und eine Stunde in der Hotelsauna.

Bern

Vorbei an Interlaken mit den grünen und türkisen Seen geht es, gefühlte 50% der Strecke durch Tunnel, nach Bern.

Die dritte größere Stadt unserer Runde präsentiert sich ausgesprochen gelassen, selbst die Touristen sitzen gemütlich auf den Stufen rechts und links der schmalen Gassen, durch die, vorsichtig die alten Säulen mit den bunten Figuren umrundend, Straßenbahn und O-Bus fahren. Bern strahlt historische Ruhe aus, jede Ecke scheint noch so erhalten wie vor hunderten von Jahren. Wir lassen uns mit dem Strom gemächlich treiben, vorbei am Bundeshaus, der Schweizer Nationalbank, dem Rathaus mit den Wappen aller Kantone zum Münster mit dem beeindruckenden filigranen Portal. Von der Nydeggbrücke hat man den besten Blick auf die Aare und die Altstadt, auf der anderen Seite befindet sich der Bärengraben und man kann die großen Petze beim baden beobachten. Auch die Berner machen sich einen Spaß daraus, sich mit einem wasserdichten Beutel mit ihren Sachen unheimlich schnell den hellblauen Fluss hinabtreiben zu lassen – die Schweizer legen ja Wert auf umweltfreundliches Verhalten, aber das toppt alles.

Am Nachmittag zieht ein Gewitter auf, wir schaffen es gerade noch bis zum Parkhaus am Einkaufszentrum, dann geht es weiter nach Solothurn, das wir uns morgen genauer anschauen werden.

Solothurn

Der Tag heute gehört der hübschen kleinen Stadt an der Aare, die die schönste Barockstadt der Schweiz sein soll. Das Zentrum wird dominiert von der Sankt Ursen Kathedrale, um die sich die historischen Häuser bis an den Fluss gruppieren. Heute ist Wochenmarkt mit  Spezialitäten aus der Umgebung. Auch ich leiste mir eine Spezialität aus dem Ort – hier werden Uhren hergestellt und es gibt beim Juwelier einen Outlet-Verkauf :-).

Am Stadtrand beginnt ein Naturschutzgebiet mit einem Wanderweg entlang eines  romantischen Bachtals bis zu einer ehemaligen Einsiedelei mit Felskapelle und noch heute betriebener kleiner Kirche. Mit Blick auf das alljährliche Aareschwimmen  aus der obersten Etage unseres Hotels lassen wir den schönen Tag ausklingen.

Basel

Die Bilder wiederholen sich – eine historische Altstadt rings um das Münster und entlang des Flusses – diesmal ist es der Rhein, in dem sich die Leute zuhauf abwärts treiben lassen.  Wir bummeln durch die Altstadt mit dem grellroten bunt bemalten Rathaus, dem schönen Münster mit den Mosaikziegeln, den großen verzierten Bürgerhäusern, dem historischen botanischen Garten der Universität und setzen mit der Gierseilfähre auf die andere Rheinseite mit den kleinen bunten Gassen über. Basel gibt sich noch entspannter, freundlicher  und sauberer als die anderen Städte unserer Rundreise und jeder Winkel scheint historisch perfekt erhalten.  Im Münster kann man die alten Grundmauern und ersten Bemalungen bewundern, mit den anderen Kirchen geht man hier locker um, eine beherbergt ein Museum, eine andere ein Café und auf dem Platz vor dem Münster ist das Freilichtkino aufgebaut. Die Stunden vergehen leider viel zu schnell und diese wunderschöne Stadt macht den Abschied von der Schweiz noch schwerer – dazu trägt außerdem unser heutiges Hotel bei, von dem wir einen perfekten Ausblick über die Altstadt genießen dürfen. Noch ein Tipp- mit der Gästecard könnt ihr kostenlos die Bahnen und Busse nutzen und bekommt 50% Nachlass auf die Museumseintritte.

Wir haben ein tolles Land mit unheimlich freundlichen Menschen kennengelernt und viel gesehen – ebenso vieles steht noch aus und will bei einem nächsten Besuch entdeckt werden! Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei meinen Kolleginnen und Kollegen für den schönen  Aufenthalt!

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