Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D, CH, AT, SI – Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen

Schweiz

Meinen ersten Kontakt mit Pfahlbauten hatte ich auf der Rundreise mit Fabian in der Schweiz (Beitragslink).

Am Hallwyler See wurden hier einige prähistorische Häuser nachgebaut.

Deutschland

Es gibt fast Tausend Fundstellen von prähistorischen Dörfern im Gebiet um die Alpen und ich habe mir überlegt, von den 18 deutschen Stätten das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee mit seiner Sammlung von Pfahlbauten aus verschiedenen Epochen zu besuchen.

Das Welterbe umfasst 111 der 937 bekannten archäologischen Pfahlbaustätten in sechs Ländern der alpinen und subalpinen Regionen Europas und steht seit 2011 auf der UNESCO-Welterbeliste. Die Überreste prähistorischer Siedlungen aus der Zeit von 5.000 bis 500 v. Chr. (Jungsteinzeit bis Bronzezeit) wurden unter Wasser an Seeufern, entlang von Flüssen oder in Feuchtgebieten, gefunden. Diese wassergesättigten Standorte boten außergewöhnliche Erhaltungsbedingungen für die organischen Materialien, so dass sich hier in den letzten Jahrzehnten hervorragende Bedingungen boten, archäologische Unterwasseruntersuchungen und Forschungen in vielen Bereichen der Naturwissenschaften, durchzuführen. Dadurch konnten umfassende Erkenntnisse über die frühen Agrargesellschaften in Europa gesammelt werden. Die gewonnenen Informationen über Landwirtschaft, Viehzucht und Entwicklung der Metallurgie über einen Zeitraum von mehr als vier Jahrtausenden beschreiben den Beginn moderner Gesellschaften. Durch die Möglichkeiten zur genauen Datierung von Holzbauelementen sind die Fundstätten hervorragende archäologische Quellen für das Studium von Bautechniken und die Gestaltung prähistorischer Dörfer. Sie geben einen einzigartigen Einblick in das häusliche Leben und die Siedlungen von etwa dreißig verschiedenen kulturellen Gruppen in der alpinen Seenlandschaft, die die Pfahlbauten zur Blüte gebracht haben. Daneben enthüllten die Forschungen auch Details von Handelsrouten für Feuerstein, Muscheln, Gold, Bernstein und Töpferwaren über die Alpen und zwischen den Ansiedelungen. Neben Einbaumkanus wurden in den Pfahlbausiedlungen Holzräder mit Achsen für zweirädrige Karren aus der Zeit um 3.400 v.Chr. als die ältesten der Welt sowie die ältesten Textilien in Europa aus dem Jahr 3.000 v. Chr. gefunden.

Ich fahre durch die ländlichen Gebiete der Schwäbischen Alb, die Felder werden nur durchbrochen von kleinen Dörfern oder großen Klöstern, deren Kirchtürme ich in der Ferne sehe. Ich muss schmunzeln, als ich durch Deppenhausen fahre und den Wegweiser nach Tuttlingen sehe. Später führt die Straße steil bergab, die Stände am Straßenrand bieten Bodenseeobst an und dann sehe ich den See in der Sonne glänzen. Die Weinstöcke an den Hängen sind noch knorrig und blattlos.

Das Pfahlbaumuseum und das Welterbe sind schon seit einigen Kilometern ausgewiesen. Jetzt zu Frühjahrsbeginn hält sich die Besucherzahl in Grenzen und ich kann schnell an einer der Einführungsrunden teilnehmen. Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen gibt es seit 100 Jahren und es ist damit eines der ältesten Freilicht-Museen.

Einige der liebevoll rekonstruierten Pfahlbauten wurden hier gefunden, andere vom Bodensee und den umliegenden Tälern dazu erworben. Die hier ausgestellten Dörfer stammen aus der Steinzeit und der Bronzezeit. Ich finde die Präsentation hier am Seeufer, mit Blick auf weitere Pfahlstümpfe und einen Einbaum im Wasser, sehr stimmig.

Fundstücke wie Schmuck, Textilien oder Nahrungsmittel, Szenen aus dem Leben der Dorfbewohner und ein Exkurs in die Bronzeherstellung sowie ein Schwenk zum berühmten Alpenbewohner Ötzi ergänzen die wirklich sehenswerte Ausstellung.

Resümee

Das Freilichtmuseum Unteruhldingen ist sicher der beste Ort, um sich näher mit den Pfahlbauten zu beschäftigen und vor allen Dingen zu erfahren, worin ihr Welterbe-Wert liegt. Mit einer Führung durch die historischen Dörfer zu gehen und später alleine und in Ruhe die vielen spannenden Erläuterungen zu studieren, die in den Häusern plazierten Fundstücke zu betrachten und eine Zeitreise von der Steinzeitsiedlung in die Bronzezeit zu machen – das alles ist in diesem Freilichtmuseum möglich. Ich fand es besonders eindrucksvoll, dass man sich quasi am Ort des Geschehens, am Fundort einiger Häuser am Ufer unseres heutigen Sees, befindet. Hier gibt es Geschichte zwar nicht zum berühren, aber zum anfassen und nachspüren. Experimentelle Nachbauten und ein kleines Museum runden den Besuch ab. Hier berichtet ein Film über die Taucharchäologie und es sind wertvolle Fundstücke ausgestellt.

Zum Abschluss ist hier noch ein kleines Video meines Besuchs.

Mein nächstes Welterbe befindet sich ebenfalls am Bodensee, besser gesagt, fast gegenüber auf einer Insel.

Österreich

Auf meiner zweiten Tour in den Süden fahre ich durch Österreich. Hier gehört die Region um den Mondsee zum Pfahlbau-Welterbe. Der kleine Ort am See ist ganz auf Touristen eingestellt und präsentiert das Salzkammergut von seiner architektonischen und kulinarischen Seite.

Ich steuere zunächst das Museum an, hier sind Fundstücke ausgestellt.

Daneben befindet sich die Basilika.

Ich wandere zur Seepromenade, und hier werde ich fündig – ein Einbaum mit vielen Erläuterungen lässt die Geschichte in ihren verschiedenen Facetten lebendig werden.

Der Sommer zeigt sich von seiner sonnigen und mittlerweile heißen Seite und ich genieße den Nachmittag mit den Annehmlichkeiten des Sees. Hier ist mein kleines Video.

Auf meiner dritten Tour in den Süden komme ich nach Ljubljana. In der unmittelbaren Umgebung kann man eine seit Tausenden von Jahren trockengelegte und bewirtschaftete Sumpflandschaft besuchen, in der prähistorische Zeugnisse ihrer Besiedelung gefunden wurden. Hier gibt es neben mit vielen Informationen beschilderten Wanderwegen und einem UNESCO-Skulpturenkreis auch ein rekonstruiertes Pfahlbau-Dorf. Ich bin früh am Morgen unterwegs und kann in der herbstlichen Stimmung das Heraufziehen der Nebel und den fahlen Sonnenschein über der Ebene genießen.

Zum Museumsdorf führt ein interessanter Zeitstrahl-Bohlenweg, der die Entwicklung über 4.000 Jahre veranschaulicht. Die Bauten selbst sind nur mit einer Führung zu besichtigen.

Die Touren starten vom Dorf Kremenica aus (Parkplatz neben der BS-Ig-Tankstelle).

Bei einem Besuch in Ljubljana bietet sich ein landschaftlich und geschichtlich interessanter Ausflug zu den Pfahlbauten an. Hier ist mein kleines Video.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier. Die zusammengefassten Länderkarten gibt es hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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