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“Abenteuer”-Tourismus im slowakisch-ungarischen Hinterland

Weiter geht’s mit den Sternfahrten rund um Budapest: Die Fortsetzung meines Abstechers nach Košice.

Mit dem Zug geht es am nächsten Morgen gen Westen … nach Plešinec. Ich kann der netten Frau am Bahnschalter den verwirrten Blick noch nicht einmal übel nehmen, denn da gibt es nichts. Sie verkauft mir allerdings für ganze 2,50€ ein Studententicket für die anderthalbstündige Fahrt. Ich laufe zum Bahnsteig, frage noch den netten Schaffner, alle helfen gern und dann sitze ich auf einer Holzbank. Ein bisschen wie der Zug von Sankt-Petersburg nach Zarskoje-Sjelo, denke ich mir stumm. Meine Strecke hat Schienenersatzverkehr, nach der Busfahrt steigen wir in einen etwas moderneren Zug und ehe ich mich versehe bin ich auch schon am Bahnhof in Plešinec angekommen. Schneller als ich gucken kann, sind die wenigen Leute, die mit mir zusammen ausgestiegen sind, auch schon mit ihren Autos weggefahren. Das Schild an der Bushaltestelle verrät mir, dass der mir im Internet angezeigte Bus wohl doch nicht fährt … zumindest nicht bis zum späten Nachmittag. Innerlich bereite ich mich also auf einen vier Kilometer Marsch (gefolgt von noch einem, aber dazu später mehr) vor, sattle meinen Rucksack, mache die Kamera bereit und auch die Kopfhörer.

Das Städtchen ist klein, aber hat einen Supermarkt, ich kaufe mir zwei Müsliriegel für meinen Marsch, dann gucke ich hoffnungsvoll auch an dieser Haltestelle, ob vielleicht ein Bus fährt und frage schließlich noch einen Jugendlichen, ob er mir sagen könnte, wie ich nach Kečovo komme. Er spricht zwar kein Englisch, aber er hat eine App und schaut für mich nach – und siehe da, man muss sich nur zu helfen wissen! In zehn Minuten kommt mein Bus.

Dem Busfahrer sage ich, dass ich zur Domica-Höhle möchte, unter den Einheimischen, die Dienstags um 12 mit dem Bus fahren, falle ich auf wie einen bunten Hund – scheinbar kommen hier nicht so oft Touristen hin, zumindest keine, die mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln reisen oder nicht um diese Jahreszeit … Anders als auf der nicht gerade mit Liebe gestalteten Website der Domica-Höhle beschrieben, gibt es sogar eine Bushaltestelle direkt davor und ich bedanke mich beim Busfahrer für meine 90ct-Fahrt.

Auf Google Maps hatte ich gesehen, dass gegenüber vom Besucherzentrum ein Hotel wäre, jetzt und gerade in diesem semi-verregneten Wetter verströmen die bunten Häuser und der kleine Erlebnispark für Kinder neben dran und auch die Holzfiguren den Charme eines verlassenen Jahrmarktes. Vor wenigen Jahren muss der Komplex noch vergrößert worden sein, jetzt scheint alles leer zu stehen.

Im Besucherzentrum warten schon ein paar Leute auf die Führung, die nun in einer halben Stunde losgehen soll. Am Ticketschalter spricht man weder deutsch noch englisch (dafür sind aber Schilder in allen Sprachen angebracht) und man kann nur in bar bezahlen. Verlegen krame ich meine Ungarischen Forint heraus, daran gedacht, noch extra Euro abzuheben für den Tag in der Slowakei habe ich nicht. Aber meinen Rucksack kann ich kostenlos in ein Schließfach stellen.

Dann geht es los! Der Guide erzählt viel, es scheint recht informativ zu sein. Leider alles nur auf slowakisch, ich konzentriere mich also umso mehr darauf, ein paar gute Fotos von den wunderschönen Tropfsteinformationen zu bekommen.

Tipp: So sehr mir das Fotografenherz blutet, auch ich muss einsehen, dass moderne Smartphone-Cameras in der Höhlenfotografie meiner Spiegelreflex überlegen sind – zumindest, wenn man sich beeilen muss, um nicht hinter der Gruppe zurück zu bleiben, sodass man plötzlich im Dunkeln steht, weil das Licht in deinem Höhlenabschnitt schon ausgeschaltet wird … nicht, dass mir das passiert wäre.

Nach der einstündigen Tour kann ich gut verstehen, warum die Höhlen in diesem Gebiet Unesco-Weltkulturerbe sind. In dieser Hülle und Fülle habe ich noch keine Stalagmiten, -titen und -taten gesehen!

Wir verlassen die Domica-Höhle und ich mache mich auf den Weg nach Ungarn – die 3,5 km bis in die nächste Stadt auf der Ungarischen Seite bringt mich dieses Mal nun wirklich kein Öffentlicher Nahverkehr. Als Belohnung für meine Wanderung bekomme ich ein Foto an der Grenze für meine Sammlung.

In Aggteleki angekommen werde ich direkt von Schildern begrüßt, die mich zur größten Höhle auf der ungarischen Seite weisen. Ich bekomme auch einen Info-Flyer, der mich über die Geschichte des Aggteleki-Nationalparks aufklären und über Verhaltensweisen in der Höhle. Tatsächlich ist dies der erste Nationalpark Ungarns, der sich der Erhaltung der unbelebten Natur widmet.

Der Eingang zur “Baradla”-Höhle liegt am Fuße einer riesigen Steilwand, die Treppen bis zum Top steige ich noch hoch, bevor die Tour nach unten beginnt.

Wir sind dieses mal eine kleinere Gruppe, nur drei Leute und wir alle sprechen kein Ungarisch, also verbringen wir Fotografen die Stunde in andächtigem Schweigen. Die ersten zehn Minuten bin ich nicht besonders beeindruckt, wähne mich schon in der langweiligeren Höhle, dann komme wir plötzlich zu fantastischen Spiegelungen in unterirdischen Seen, zu wahren Tropfstein-Wäldern und einem riesenhohen Abschnitt, der manchmal sogar für Konzerte genutzt wird. Unser Guide gibt uns einen kleine Vorgeschmack mit Musik vom Band. Zum Abschluss freuen wir uns noch, ein paar kleine Fledermäuse an der Decke (das heißt, direkt vor unseren Nasen) schlafen zu sehen und schon sind wir wieder im Tageslicht.

Mein Weg soll mich heute noch bis Eger führen. Bekannt für Weinkeller im “Tal der schönen Frauen” und – wie ich herausfinden soll – auch für eine ganz besondere Erfindung.

Was bisher geschah:

Es folgen:

  • Höhlentherme und Lichtspielerei – unterwegs zwischen Eger und Miškolc
  • “Vielleicht ist’s nur die Farbe des Himmels” … Regen in Bratislava
  • Kultur und Größenwahn in Wien
  • Zauberlicht am spiegelglatten Wasser des Balaton
  • Corona fegt die Straßen leer – ein Ganz neuer Blick auf Budapests Straßen

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