Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – SK, HU – Höhlen des Aggtelek-Karsts und des Slowakischen Karsts

Im Slowakischen und Aggtelek-Karst sind in einem relativ kleinen Gebiet eine große Anzahl komplexer, vielfältiger und relativ intakter Höhlen konzentriert. Mehr als 1.000 sind heute bekannt. Durch die Prozesse im Karstgestein wurde eine reiche Vielfalt an Strukturen und Lebensräumen geschaffen, die aus biologischer, geologischer und paläontologischer Sicht bedeutsam sind. Das Gebiet, das über ‘zig Millionen Jahre geformt wurde, bietet hervorragende Forschungsmöglichkeiten über die Karstbildung sowohl während des in der späten Kreidezeit und des frühen Tertiärs tropischen, als auch während des eiszeitlichen Klimas. Das an einem Ort erforschen zu können ist sehr selten und hier auch besser dokumentiert als irgendwo sonst auf der Welt. Die Höhlen im Aggtelek- und Slowakischen Karst stehen als transnationales Welterbe seit 1995 (mit Erweiterungen 2000 und 2008) auf der UNESCO-Welterbeliste. Das bedeutendste Höhlensystem ist das von Baradla-Domica. Es weist eine reiche Verzierung mit Stalagmiten und Stalaktiten auf und beinhaltet eine wichtige aktive Bachhöhle, die der (Ramsar-)Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten unterliegt. Die Dobsina-Eishöhle ist eine der schönsten der Welt, die Silica Ice Cave ist die südlichste innerhalb der gemäßigten Klimazone. Weil sich in dem geschützten Höhlengebiet in unmittelbarer Nähe beieinander viele verschiedene Arten von Höhlen unterschiedlicher Morphologie mit wichtigen archäologischen Funden, die mehr als 2 Millionen Jahre alt sind, befinden, ist das Gebiet einerseits ein herausragendes unterirdisches Museum, andererseits bietet sein Ökosystem Lebensraum für mehr als 500 Arten von Höhlenbewohnern, darunter einigen endemischen. Und nicht zuletzt machen es die Wechselwirkungen zwischen den an der Oberfläche und den im Untergrund ablaufenden geologischen Karstprozessen zu einem natürlichen Feldlabor.


Linda hatte vor einigen Jahren während ihrer Studienzeit in Budapest einige der Höhlen besichtigt und begeistert davon berichtet (hier geht es zum Beitrag).

Slowakische Höhlen

Ich fahre am verregneten Morgen völlig alleine auf den kleinen gewundenen Bergstraßen durch den Wald. Die jungen hellen Blätter leuchten förmlich vor dem dunklen Himmel und der Nebel verzaubert die Stimmung zusätzlich.

Silica-Eishöhle

Die Gombasecka-Höhle ist zu dieser frühen Stunde noch geschlossen und ich nutze die Zeit, um eine Wanderung zur benachbarten Silica-Eishöhle zu unternehmen. Den kleinen Parkplatz am Straßenrand hatte ich mir vorab auf Maps gesucht, von hier aus ist der Weg über die Felder und durch den Wald ausgeschildert. Der Regen hat aufgehört, es ist noch alles still und ich unternehme eine wundervolle Wanderung.

Mitten im Zauberwald erhebt sich die steile Felswand und eine moosbewachsene Treppe führt hinunter zum Eingang der Höhle. Schade, dass man nicht näher heran darf, aber durchaus zu akzeptieren.

Ganz tief im Hintergrund kann ich Reste des Eises erkennen, auf den umstehenden Schildern gibt es Erläuterungen und Fotos von den großen Eiszapfen im Winter.

Ein eisiger Hauch kommt trotzdem aus dem Inneren der Höhle, schon vor der Absperrung ist es 10° kälter als in der Umbebung.

Ich stehe hier, genieße den Augenblick und freue mich über mein kleines Morgen-Abenteuer. (Video)


Gombasecka-Höhle

Als ich den Berg hinunter zur Gombasecka-Höhle zurück fahre, denke ich mir, dass ich wohl das Beste des Tages schon erlebt habe. Aber es kommt noch viel besser. Die Gombasecka-Höhle ist eine der kleineren im Gebiet und darum weniger überlaufenen, deshalb hatte ich sie ausgewählt. Mein Auto scheint jetzt auch das einzige hier zu sein. Am Schalter muss ich erfahren, dass die erste Führung mit einer Schulklasse gerade gestartet ist. Bis zur nächsten ist es mehr als eine Stunde. Ich gucke etwas traurig und bekomme (für mein letztes Klimpergeld, das ich im Auto zusammenklaube- hier muss man bar bezahlen) eine Privatführung.

Mein Begleiter und ich laufen fast eine Stunde, nur ab und an leise redend, durch diese unterirdische Zauberwelt. Und das ist unerreicht das wunderbarste Erlebnis des heutigen Tages.

Nicht nur der unverstellte Blick, nein, ich kann die ganze Zeit die Stille und die besondere Atmosphäre in der Höhle genießen.

Es plätschert und die Tropfsteine spiegeln sich in den unterirdischen Seen. Seit drei Jahren fließt zum ersten Mal wieder Wasser in der Höhle, erzählt mir mein Begleiter. Da haben ich ja auch mal einen Nutzen aus dem Regen, der mich täglich begleitet. Er zaubert tanzende Feen an die Höhlenwand.

Die Tropfsteine bilden Zwerge und sogar ein aufgeschlagenes Buch. Der längste in der Höhle misst 3 m, wir sehen einen von 1,80 m. (Video)

Der unterirdische Fluss, der durch die Höhle fließt und neben ihrem Eingang ans Tageslicht tritt, so erfahre ich, ist derselbe, der aus der Silica-Eishöhle von heute morgen kommt.

Dobsina-Eishöhle

Die Dobsina Eishöhle, muss ich am Parkplatz etwas enttäuscht feststellen, hat leider noch geschlossen. Mein Begleiter hatte mir erzählt, dass die Besuchermassen zu viel Wärme in die Höhle bringen und das Eis dadurch schmilzt. Deshalb finde ich die längere Winterpause durchaus in Ordnung und freue mich doppelt, meine eigene kleine Eishöhle erwandert zu haben.

Resümee

Die Höhlen im slowakisch-ungarischen Karstgebiet sind ein wunderbares und spannendes Stück Natur, dass man unbedingt einmal besuchen sollte.

Es gibt eine reiche Auswahl zu besichtigen, so dass man seine ganz persönliche Tour zusammenstellen kann.

Ich habe zwei der kleineren Höhlen ausgewählt und neben meiner Wanderung zur Eishöhle im Wald das unverschämte Glück gehabt, die einzigartige Stimmung und die Farben in einer Tropfsteinhöhle völlig ungestört genießen zu können. Dieses ganz besondere Erlebnis wird mir mit Sicherheit lange im Gedächtnis bleiben.

Ich wandere noch ein Stück am plätschernden Bach entlang und hänge meinen Gedanken nach, bevor ich mich auf die Weiterfahrt zum slowakischen Blockhausdorf begebe.

Ungarische Höhlen

Baradla-Barlang

Auf meiner Reise durch Ungarn fahre ich, immer mal die Seiten wechselnd, an der slowakisch-ungarischen Grenze entlang nach Aggtelek. Die Hinweise auf die Höhlen stehen dicht bei dicht an der Straße, Busse und viele Autos auf dem großen Parkplatz vor der Dominica-Höhle. Ich fahre noch ein Stück auf der gewundenen schmalen Straße durch die Berge zur Bardla-Barlang, damit ich nicht die selbe Höhle anschaue wie Linda damals. Die nette Dame am Schalter empfiehlt mir, nicht hier auf die nächste Führung zu warten, sondern wenige Kilometer weiter die kleine Führung mitzumachen, die demnächst beginnt.

Im Dörfchen Jósvafői befindet sich der zweite Eingang der Barlang-Höhle.

Die nächste Führung ist in ungarisch, ich bekomme aber eine englische Übersetzung in die Hand. Wir gehen erst einige hundert Meter durch große Hallen und tropfsteingesäumte Gänge. Ich hätte hier eigentlich gerne etwas mehr Zeit für meine Fotos.

Doch schnell erklärt sich das, denn wir kommen in eine riesige Halle, wo mit Beleuchtung und Musik die ganze Schönheit und Erhabenheit dieser Höhle präsentiert wird. Am besten sieht man es sicher in meinem Video mit Originalton.

Die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Nach meinem wunderbaren Höhlenbesuch wandere ich im Ort noch zu einigen Punkten, die ich mir im Vorfeld als interessant markiert hatte – dem Eingang zur unterirdischen Quelle oder auch dem Gestüt. Hier bekomme ich leider kein Prferd zu sehen. Den schönen Nachmittagsspaziergang beende ich mit einer Rast am Dorfteich und fahre danach aus der Karstregion weiter in die berühmte Weinregion des Tokajer.

Resümee

In der Baradla-Barlang habe ich eine der besten Präsentation einer Höhle, die ich jemals gesehen habe, erleben dürfen und ich kann einen Besuch wirklich empfehlen. Das Dörfchen Jósvafői ist darüber hinaus ein schöner Ausgangspunkt für interessante Wanderungen. In jedem Fall lohnt es sich, im slowakisch-ungarischen Karstgebiet mehr als eine Höhle anzuschauen.

Die gesamte Tour go-east ist hier, die Tour go-south 2.0 ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem kalten und nassen Frühjahr bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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