Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D, CZ, AT, BG, SI, HR – Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas

Nationalpark Hainich und Müritz-Nationalpark, Isergebirge, Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal, Nationalpark Zentralbalkan, Snežnik

Nationalpark Hainich

Der Nationalpark Hainich gehört seit 2011 zum transnationalen Weltnaturerbe der alten Buchenwälder und Buchenurwälder (2007). In zwölf (mittlerweile 18) Ländern werden damit die bedeutendsten Zeugnisse naturnaher Tiefland-Buchenwälder und herausragende Mittelgebirgsbuchenwälder geschützt. Die Rotbuche breitete sich seit der letzten Eiszeit, bedingt durch ihre besondere Anpassungsfähigkeit, aus den Alpen und Karpaten über den gesamten Kontinent aus. In Norddeutschland gibt es weitere Gebiete, die zum Welterbe gehören (Link und mehr, hier der Beitrag zum digitalen Welterbetag 2020).

Thüringen ist voller Hügel, Berge und Wälder, ab und an aufgelockert durch ein buntes Dorf oder eine Kleinstadt. Auf einigen der Berge stehen alte Trutzburgen, besonders fotogen und von der A4 aus zu sehen die Drei Gleichen und als Highlight natürlich die Wartburg, über die ich ja schon berichtet habe.

Ich habe an der Werra übernachtet und frühstücke in Creuzburg an einer historischen Steinbrücke. Die Sonne lässt die Burg über dem Nebel am Fluss erleuchten.

Deshalb bin ich schon zeitig unterwegs zum Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich. Besonders schön ist die Anfahrt, ich komme quasi von oben und sehe den Aussichtsturm über den Baumwipfeln orange leuchten. Die abgemähten Kornfelder davor ergeben ein perfektes Bild. Von hier oben zwischen den Feldern kann ich die Ausmaße des großen Waldes überblicken.

Wege durch den Wald

Der Parkplatz ist noch leer und ich wandere alleine durch den stillen Wald, höre nur die Vögel zwitschern und die Bienen summen. Ein herrlicher Tag beginnt. Ich habe Muße, mir die vielen liebevoll gestalteten Schilder mit Beschreibungen der Natur oder auch Rätseln durchzulesen, denn das Informationszentrum und der Baumkronenpfad öffnen erst um zehn.

Mein einsamer Morgenspaziergang durch den stillen Wald ist ein wunderbarer Kontrast zu der Stadtrunde gestern. Man hat sich hier viel Mühe gegeben, seinen Urwald liebevoll zu präsentieren. Ich kann die Waldpromenade mit ihren Stationen als Einstieg in den Nationalpark unbedingt empfehlen. Hand aufs Herz – Wann sind wir das letzte Mal ganz ganz bewusst durch einen Wald gegangen, haben zu den Baumwipfeln geschaut und nur den Stimmen des Waldes gelauscht?

Baumkronenpfad

Das Highlight des Besuches im Hainich ist natürlich der Baumkronenpfad. Er beginnt im unteren Kronenbereich und führt hinauf in die Wipfel. Die Bäume sind hier 20 bis 30 Meter hoch und von der oberesten Plattform auf 44 Metern Höhe eröffnet sich ein fantastischer Blick über die Thüringer Landschaft. Wie auch schon im Wald gibt es viel zu lesen, zu staunen und zu lernen und ich werde immer wieder angeregt, noch einmal genau hinzuschauen. Schmunzeln muss ich, als ich auf der Aussichtsplattform Hinweise zu Richtungen und Entfernungen anderer UNESCO-Welterbestätten finde.

Während in Weimar die Alten wie ich unterwegs waren, sind es hier die Familien, die am späteren Vormittag den Nationalpark und dem Baumkronenpfad bevölkern. Da habe ich aber meinen geruhsamen Rundgang schon beendet.

Nationalpark-Erlebniszentrum

Zur Eintrittkarte gehört der Besuch der beiden Ausstellungen im Nationalpark-Zentrum, und die haben mich sehr positiv überrascht. Hier wird für jede Altersstufe interaktiv einiges geboten. Zum Beispiel werden anhand eines Zeitstrahls unaufdringlich und trotzdem nachdrücklich die Eingriffe des Menschen in die Natur über die Jahrhunderte hinweg dokumentiert. Besonders gefallen hat mir der Film über die Wildkatzen im Nationalpark.

Ein neuer Betrachtungswinkel eröffnet sich in der Ausstellung Wurzelhöhle. Hier fand ich die Fahrt in die Tiefe und den jeweils lokalen Bezug besonders interessant. Zum Glück hatte ich genug Zeit, um beide Ausstellungen in Ruhe zu erleben.

Resümee

Im Hainich spürt man schon von Weiten den Stolz, ein Welterbe zu besitzen, und man ist bemüht, es intelligent, abwechslungsreich, anregend und schön und trotzdem nachdenklich zu präsentieren. Das gelingt zu 100% – deshalb sind ein Ausflug zum Baumkronenpfad und ausreichend Zeit für eine Wanderung und die Ausstellungen meine ganz klare Empfehlung!

Hier ein aktueller Link zur Entwicklung des Nationalpark Hainich auf dem Weg zum Urwald.

Müritz-Nationalpark – Serrahner Buchenwald

Auf meiner Tour durch Norddeutschland im Sommer 2021 lege ich einen Stopp in Mecklenburg an den Paddelorten meiner Jugendzeit ein.

Im Müritz-Nationalpark befindet sich das UNESCO- Weltnaturerbe Serrahner Forst.

Auf dem Wald-Wanderparkplatz gibt es bereits erste Informationen. Ich bin ich etwas überrascht, dass es keine Straße nach Serrahn gibt, nur einen Rad- und einen Wanderweg. Der ist jedoch nicht nur sehr gut ausgeschildert, sondern begleitet von vielseitigen Informationstafeln. Der Wald ist wirklich schön und absolut still, ich bin alleine unterwegs, nur begleitet von Vogelgezwitscher. Auf den Tafeln entlang des Weges erfährt man, wie aus dem ehemals größtenteils bewirtschafteten oder veränderten Wald (z.B. durch oberirdische Stromleitungen) wieder an der Herstellung des ursprünglichen Buchenwaldes gearbeitet wird. Auf dem Boden wachsen Heidelbeerbüsche, ab und an kann ich eine finden, sie sind leider noch nicht ganz reif. Am Waldeingang stehen nordamerikanische Eichen, ich folge weiter begeistert dem verschlungen Pfad, immer begleitet vom betörenden Vogelgesang in der sonstigen grünen Stille, zum Buchenwald.

Wie im Nationalpark Hainich gibt es auch hier Spiegel in die Baumwipfel und Erlebnisinseln. Auf dem Boden eines ehemaligen Birkenwaldes gehe wie auf Schaumstoffmatten. Um den kleinen Sumpf, an dem ein Fischadler nistet, wächst Wollgras. Am Ende des Weges kommt ein Steg durch ein Moor mit ganz tollen Beschreibungen, es ist wirklich schön gemacht.

Serrahn besteht nur aus drei Häusern, das war die ehemalige Försterei des Kurfürsten, der hier das erste Schutzgebiet angelegt hatte. In der hübschen kleinen kostenlosen Welterbe-Ausstellung bin ich heute auch alleine. Sie ist lange nicht so groß wie im Hainich, aber trotzdem sehr informativ, was Geschichte, Pflege und Erforschung des Waldes anbelangt.

Resümee:

Serrahn bietet alles für einen wunderbaren und vielseitigen Ferien- oder Wandertag. Der Wald ist hier sehr naturbelassen, der Welterbepfad bestens ausgeschildert, interessant angelegt und mit vielseitigen Erklärungstafeln ausgestattet. Der Serrahner Forst ist unbedingt einen Besuch wert.

Isergebirge (CZ)

Auf meiner Tour Go East bin ich an der deutsch-tschechischen Grenze im Isergebirge gewandert. Der Frühling hatte gerade begonnen und die verhaltene Sonne zauberte einen goldenen Schimmer auf das helle Grün der jungen Blätter. Es hatte in den letzten Wochen viel geregnet und ein Bächlein rauschte über einen kleinen Wasserfall. Hier ist mein kleines Video.

Resümee:

Das Isergebirge ist ein interessantes Wandergebiet mit Bergen, einigen Felsen und Aussichtspunkten. Der Buchenwald ist an verschiedenen Stellen ausgeschildert und beschrieben.

Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal (AT)

Wildnisgebiet Dürrenstein ist Österreichs einziges strenges Ia-Schutzgebiet und auf meiner Rundreise go-south 2.0 durch Österreich komme ich nach einer wunderbaren und kurvenreichen Fahrt in Lunz am See an. Doch bevor ich zum Ort abbiege, statte ich der Töpper Brücke mit ihren imposanten Heiligenfiguren einen Besuch ab.

In Lunz lädt das Haus der Wildnis mit vielen Informationen über das Landschaftsschutzgebiet Jung und Alt zu einem Besuch ein.

Ich möchte natürlich näher an den Wald herankommen und parke am Lunzer See. Mein Ausflug wird leider durch einen plötzlich quasi aus heiterm Himmel aufziehenden starken Regen wesentlich kürzer als geplant und meine Wanderung fällt förmlich in das jetzt dunkelgrüne Wasser.

Resümee

Das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal ist ein malerischer und interessanter Ort mitten in Österreich. Hier wird viel für den Naturschutz und seine Vermittlung getan. Das Haus der Wildnis in Lunz bietet neben vielen Informationen geführte Wanderungen an. Daneben sind auch schon eine Rast am Lunzer See oder auch an der Töpper Brücke ein kleines Erlebnis auf der Durchreise.

Nationalpark Zentralbalkan (BG)

Auf meiner Tour durch Bulgarien fahre ich auf der Strecke von Kazanlak (Thrakergrab) nach Sofia direkt am Nationalpark Zentralbalkan vorbei und möchte ihm natürlich einen Besuch abstatten. Hier bewährt es sich wieder einmal, meinen Autoatlas dabei zu haben, der mir die schönen Strecken anzeigt.

Ich beschließe, zum Troyan-Pass zu fahren und es geht daraufhin 20 anstrengende Kilometer in Serpentinen den Berg hinauf.

Doch die haben sich gelohnt. Oben ist ein wunderbares Wandergebiet und ich habe eine fantastische Aussicht ins Umland. Die Wiesen sind voller blühender Blumen und ich mache meine Mittagspause auf 1.600 m Höhe im Sonnenschein und wunderbarer Atmosphäre. (Video)

Auf dem Pass steht ein schon weithin sichtbares Friedensdenkmal.

Am Ende meiner Runde durch Slowenien besuche ich den Schneeberg. Von Ilirska Bistrica aus fahre ich etwa eine Stunde teils in Serpentinen hinauf bis zur Berghütte Planinski dom na Sviščakih.

Unterwegs sehe ich die Sonne langsam untergehen und hoffe oben auf einen guten Blick, doch das Hüttendörfchen liegt zwischen Bäumen und Bergen.

Nach einer sehr frischen Nacht in der Höhe starte ich zeitig am Morgen und habe mit dem Sonnenaufgang mehr Glück. Die Nebel steigen langsam aus dem Tal auf und ich kann mir gut vorstellen, dass der Schneeberg nicht nur im Winter ein tolles Skigebiet, sondern im Frühling bis Herbst ein Ausgangspunkt für schöne Wanderungen ist.

Auf meiner Fahrt von den Plitvicer Seen zur Adria-Küste besuche ich den vielleicht aus den Winnetou-Filmen bekannten Nationalpark Paklenica, ein Karstgebiet mit bis zu 400 m hohen Wänden, fantasievollen Felsformationen und dichten, teils Pinienwäldern.

Schon auf meiner Fahrt komme ich zwischen Gračac und Muškovci durch beeindruckende Berge und mache einen für Dobby fotogenen Stopp.

Der Nationalpark ersteckt sich parallel zur Küste.

Ich hatte mir einen Wanderparkplatz ausgesucht, dessen Anfahrt mir dann aber doch zu steil und vor allen Dingen zu schmal erscheint.

So beschränke ich mich nach einiger Suche auf eine sehr angenehme Picknickpause an einem kleinen Strandparkplatz in der Bucht. Diese wunderbare Küste ist mein absoluter Reisetipp!

Auf der Weiterfahrt nach Zadar finde ich dann von der Maslenika-Brücke aus den Blick auf das Gebirge, den ich die ganze Zeit gesucht hatte. Hier ist mein kleines Video.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour durch Thüringen ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die zusammengefassten Länderkarten gibt es hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Schreibe eine Antwort