Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – RO – Historisches Zentrum von Sighișoara

Im Ausland auf deutsche Siedlungen zu treffen, wundert mich seit meinem Besuch des Honigkuchenbäckers mit den Herrnhuter Sternen im dänischen Christiansfeld nicht mehr. Nun stehen in Siebenbürgen deutsche Namen an der Ortsschildern. Auch wenn ich aus Sachsen-Anhalt stamme und es lustig gefunden hätte, quasi Landsleute in Rumänien anzutreffen, so hat doch die Bezeichnung Sachsen nichts mit ihrer Herkunft zu tun – die ursprünglichen Siedler stammten aus dem rheinischen Gebiet und Sachsen bezeichnete ihren Adels- bzw. Ritterstand am ungarischen Hof. Die klassischen Adelsrechte in Handel und Handwerk, Weinbau oder Viehzucht erleichterten ihnen dabei die Ansiedelung und Stadtgründung (Link). Bis heute spricht man hier Deutsch und für mich war es recht angenehm, zwei rumänische Welterbe in meiner Muttersprache erleben zu können.

Und an wen denkt man bei der sagenumwobenen Region Transsilvanien (auf deutsch Siebenbürgen) zuerst – natürlich an den Grafen Dracula. Dessen Geburtsstadt gilt deshalb auch mein erster Besuch. Der Schauerroman von Bram Stoker aus dem Jahr 1897 wurde durch den Fürsten Vlad III. Draculea (1431-1476) inspiriert, der im Spätmittelalter von hier aus über die Walachei herrschte. Der Fürst war berüchtigt für seine Grausamkeit und seine wahre Geschichte ist deshalb genauso blutrünstig wie die Legenden um den gefürchteten Vampir. Im Geburtshaus des Vlad Dracul residieren heute jedoch Gastlichkeit und guter Geschmack.

Das historische Zentrum von Sighișoara, die sogenannte Burg, steht seit 1999 auf der UNESCO-Welterbeliste. Um 1200 von den Siebenbürger Sachsen unter dem lateinischen Namen Castrum Sex, später Saxoburgum, erbaut, ist Sighișoara heute ein herausragendes Beispiel einer kleinen befestigten Stadt im Grenzgebiet zwischen der lateinisch orientierten Kultur Mitteleuropas und der byzantinisch-orthodoxen Kultur Südosteuropas. Die Stadt spielte über mehrere Jahrhunderte eine wichtige strategische und kommerzielle Rolle. Die hier ansässigen Siebenbürger Sachsen prägten und pflegten die kulturelle Tradition über 850 Jahre. Heute bemüht sich Schäßburg, trotz der schwindenden Anzahl dieses Teils der Bevölkerung, ihre Kultur durch die Bau- und Stadtdenkmäler weiterleben zu lassen. Das Einführungsvideo gibt es hier.

Die Landschaft in Siebenbürgen ist eher hügelig, auf dem Weg von den Moldauklöstern nach Schäßburg quere ich drei Gebirgszüge und an jedem Waldweg werden eimerweise Pfifferlinge zum Verkauf angeboten. Trotz der Stimmung, die man im Kopf mit Transsilvanien verbindet, ist die Landschaft hier eher lieblich.

Sighișoara ist eine recht große und moderne Stadt. Ich bekomme einen Parkplatz gleich unterhalb des Altstadtzentrums, das sich oben auf dem Berg befindet.

An den farbenfrohen Häusern vorbei steige ich die vielen Stufen hinauf und stehe wenig später vor dem Stadttor in der dicken Mauer, die die Altstadt umgibt. Am Eingang thront der imposante barocke Uhrenturm.

Draculas Geburtshaus erkennt man schon von Weitem an dem Drachen. Ich traue meinen Augen kaum, es befindet sich nämlich in der Pfarrgasse. Heute beherbergt es ein gemütliches Restaurant.

Der “Stundturm” wird gerade restauriert, normalerweise soll man ihn besteigen können und einen tollen Blick über die Stadt haben. Ich beginne meinen Rundgang, gehe über die Plätze und durch die kopfsteingepflasterten Gassen, in denen das Treiben ebenso bunt ist wie die Fassaden der Häuser.

Natürlich wird, dank Dracula, überall Mittelalter- und Gruselkram angeboten, aber es gibt auch darüber hinaus Vieles zu entdecken. Die Gassen sind nach den ursprünglichen Handwerkern benannt, die einst hier ansässig waren und an vielen Häusern entdecke ich Tafeln mit ihrer ehemaligen Bestimmung.

Vor dem Rathaus steht die Statue des Grafen und man hat einen tollen Blick über den unteren Teil der Altstadt und bis zum Fluss.

Die ehemalige Klosterkirche ist leider heute geschlossen.

Die Altstadt ist von einer dicken Mauer umgeben und ich sehe mehrere Wachtürme und Stadttore.

Ich habe auf der Spitze des Berges einen Kirchturm gesehen und komme dorthin über ein echtes und unerwartetes Highlight der Stadt – eine überdachte Holztreppe aus dem Jahr 1642. Nach 184 Stufen bin ich oben und genieße den Ausblick über die Stadt.

Es ist Abend geworden und ich gehe am Uhrenturm vorbei wieder in die Unterstadt, wo sich ebenfalls die Restaurants und Plätze mit Besuchern füllen.

Resümee

Wer durch Transsilvanien kommt, sollte unbedingt in Sighișoara Halt machen. Es ist ein süßes altes und quicklebendiges Städtchen mit viel Atmosphäre. Hier hat man sich mit Erfolg bemüht, die Geschichte lebendig zu halten. Auch wenn Einiges gerade restauriert wird und noch nicht fertig gestellt ist, gibt es viel zu entdecken. Besonders interessant ist die Beschreibung an den Häusern und den Straßenschildern. Ein Highlight ist die alte Treppe zur Spitze des Berges. Und natürlich kann man an jeder Ecke dem Vampirismus frönen, Andenken shoppen oder aber in einem der urigen Restaurants vortrefflich speisen und Wein verkosten.

Mir hat Draculas Stadt so gut gefallen, dass ich mit Dobby vor den Mauern im Schutze der Burg – und vielleicht sogar des Grafen(?) übernachte. Hier ist mein kleines Video.

Meine Tour führt mich weiter durch Siebenbürgen zu den alten Kirchenburgen in den umliegenden Dörfern.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Die gesamte Tour go-south 2.0 ist hier beschrieben. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt. Der Umbau meines Dacia Dokker als Minicamper ist hier detailliert nachzulesen. Dobbys nach und nach angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch in diesem megaheißen Sommer bewährt. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die zusammengefassten Länderkarten gibt es hier.

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