Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – DK – Kreideküste Stevns Klint

Dänemarks Küste und das Aussterben der Dinosaurier

Stevns Klint kenne ich bereits von unserer Radtour durch Dänemark. Ich weiß deshalb, was mich erwartet und fahre zielgerichtet nach Højerup. Hier steht die kleine Kirche, deren Chorraum 1928 bei einem Kliffabbruch in die Tiefe gerissen wurde.

Die 15 km lange, fossilienreiche Küstenklippe von Stevns Klint steht seit 2014 auf der UNESCO-Welterbeliste. Die Begründung ist eine wissenschaftliche: Stevns Klint ist ein Zeugnis für den Einfluss des Meteoriteneinschlags, der am Ende der Kreidezeit vor etwa 67 Millionen Jahren stattfand, auf die Geschichte des Lebens auf der Erde. Die Kreideschichten liefern Beweise für den Chicxulub-Meteoriteneinschlag, der weithin als Ursache für das Ende des Zeitalters der Dinosaurier gilt und zum Aussterben von mehr als 50% des Lebens auf der Erde geführt hat. Die Kreideküste von Højerup ist die bedeutendste und am leichtesten zugängliche Stelle, um die Sedimentaufzeichnungen der Aschewolke (auch Kreide-Paläogen-Grenze, die dänische Bezeichnung der schwarzen Schichten ist Fischlehm oder Fischton – Fotos) zu sehen, die durch den Meteoriteneinschlag gebildet wurde. Der tatsächliche Einschlagsort des Chicxulub-Meteoriten liegt tief unter Wasser vor der Halbinsel Yucatan. Die Kreidefelsen von Stevns Klint sind reich an Fossilien und liefern sowohl Beweise für die Bewohner vor, als auch nach der Katastrophe. Die Fossilienfunde zeigen, welche Arten ausgestorben sind und welche überlebt haben, sowie das Tempo und die Art der Evolution.

Ich komme gegen Abend in Højerup an und steige, nachdem ich einen Blick in die Kirche und von ihrem Ausguck geworfen habe, die 41 m zum Strand hinunter.

Ich sehe die dunklen Schichten in der Kreidewand, bin mir aber nicht 100% sicher, ob es die richtigen sind. Trotzdem hat sich der Abstieg gelohnt, der Reiz liegt hier auf der schönen Küste, die man um sich herum sieht, der Wert steckt für die Nicht-Wissenschaftler eher im Verborgenen.

Die Abendnebel ziehen auf und ich richte mich für eine ruhige Nacht unweit des kleinen Kirchleins ein.

Am Morgen wache ich mit dem ersten Glockenläuten auf und gehe zum Sonnenaufgang zum Kliff, da bietet sich mir ein besonderes Schauspiel – innerhalb von Minuten versinkt die aufsteigende Sonne im Nebel und ich kann ihre Spiegelungen im Wasser fotografieren.

Der Nebel hält sich und ich beschließe deshalb, zeitig zu starten. Das war eine gute Idee, denn ich fahre in der nebeligen Morgenstille am Leuchturm vorbei und durch verwunschene Orte, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Eine Herde Galloways grast neben der Straße.

Aus dem Nebel taucht gespenstisch der Kreidebruch auf.

Ich fahre weiter zum Stevens Clint Naturcenter, wo wir damals gezeltet haben. Es ist heute noch unberührter und schöner, als vor einigen Jahren. Ich steige auf den alten Turm aus Kriegszeiten und gehe dann vor zum Rand des Kliffs. Die Blumen blühen, die Möwen schreien, ansonsten bin ich so früh am Tage hier alleine. Es ist einfach nur fantastisch und ich mache das hundertste Foto des Tages.

Wo ehemals die Verteidigungslinie war, hat die Natur sich ihren Raum zurückgeholt. Auf den Felsen brüten die Vögel und der Sommer liegt in der Luft. Ich wandere ein Stück auf dem Pfad Trampesti, der bis Højerup an der Küste entlang führt. Und ich ertrinke förmlich in einem Blütenmeer, das betörend duftet. Das Meer ist türkis, ich höre nur die Wellen und die Vögel.

Ich habe ausreichend Zeit und überlege, ob ich nicht hierbleiben, eine Wanderung machen und heute am Lagerfeuer in einer der über typisch dänischen Holzhütten neben dem Feuerplatz übernachten sollte. Aber da zieht der Nebel hoch, der Himmel verdunkelt sich, die ersten Tropfen kommen und die Entscheidung ist gefallen – es geht weiter nach Kopenhagen.

Resümee

Egal, ob man die schwarzen Schichten des Fischtons für sich als Highlight entdeckt oder nicht – der Küstenabschnitt Stevns Klint ist einen Besuch wert. Der Wanderpfad Trampesti ermöglicht die schönsten Ausblicke, die die Gegend um das Kliff zu bieten hat. Der Pfad ist liebevoll und ideenreich gestaltet, es gibt viele Erläuterungen zu Flora und Fauna, Picknickplätze und Übernachtungs-möglichkeiten für Wanderer und Naturfreunde. Stevns Klint ist nicht nur große Erd-Geschichte und ein Fundus für die Wissenschaft, sondern auch Entspannung pur für Augen und Seele auf der Welterbetour.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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