Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – S – Marinehafen von Karlskrona

Mehr als dreihundert Jahre Leben für die Marine

Ich bade am frühen Morgen im Meer und trinke einen guten Espresso – so sollte ein Tag in Dänemark beginnen. Gut gelaunt fahre ich dann über die um diese frühe Stunde noch fast autofreie Öresundbrücke.

Schweden ist, das hatte ich so nicht erwartet, hügelig bis bergig. Anders als im anheimelnden landwirtschaftlichen Dänemark sehe ich zwischen den ausgedehnten Wäldern entlang meiner Strecke oft größere Orte und Gewerbegebiete.

Ronneby

Meinen ersten Stopp mache ich in Ronneby im dortigen Brunnspark. Das ist ein hübscher Landschafts- und Kurpark, der 1705 um eine Heilquelle angelegt wurde. Im Park gibt es, das ist mein Ziel, einen Zaubersee (Trollsjön) mit rotem Wasser. Die Ursache ist der hohe Eisengehalt. Es hat begonnen, leise zu regnen. Ein schöner Spaziergang ist es allemal, so durch den stillen englischen Landschaftspark zu streifen. Und obwohl das noch gar nicht mein heutiges Ziel ist, hat mich Schweden schon gefangen.

Karlskrona

Der Marinehafen von Karlskrona steht seit 1998 auf der UNESCO-Welterbeliste. Er wurde wurde 1680 von König Karl XI. gegründet und von Anfang an als Marinestadt für die Flotte der damaligen Großmacht Schweden errichtet. Marinestützpunkte spielten in der Zeit, in der die europäischen Großmächte ihre Stellung größtenteils durch Kriege und Seeschlachten sicherten, eine wichtige Rolle. Die Stadt wurde nach einem barocken Rasterplan entworfen, der sowohl die Hafenanlagen, als auch militärische Befestigungs- und Verteidigungsanlagen, eine Werft und eine zivile Stadt mit Handel und Verwaltung umfasste. Die Architekten und Planer der Stadt ließen sich vom venezianischen Arsenal, dem französischen Rochefort und dem englischen Chatham inspirieren. Karlskrona wiederum beeinflusste spätere Marinestützpunkte und Städte dieser Art. Der Marinehafen von Karlskrona ist die am besten und vollständigsten erhaltene europäische Marinestadt. Dies liegt einerseits daran, dass sie selbst nicht von Kriegen oder Schlachten betroffen war, und andererseits, weil Karlskrona weiterhin als Marinestützpunkt betrieben wird.

Karlskrona liegt auf mehreren Schäreninseln. Ich navigiere mich nahe ans Zentrum auf der Insel Trossö. Hier mache ich meine erste Bekanntschaft mit schwedischen Parkautomaten – man gibt das Kennzeichen ein und bekommt dafür keinen gedruckten Parkschein mehr. Ich parke nahe des Fischmarkts und der alten Hafenbebauung. Auf dem Weg ins Zentrum stelle ich fest – Karlskrona ist, was die Straßensteigungen anbelangt, ein kleines San Francisco.

Als ich ins Zentrum komme, wird mir klar, dass Karlskrona ein anderes Kaliber ist als Dragør, meine zuletzt besuchte Hafenstadt. Es ist ein großer und bedeutender Marinehafen, das sieht man an den Gebäuden und deren Ausstattung – gestern waren es Schifferhäuschen, heute sind es Paläste. Ich komme zuerst über den zentralen großen Platz Stortorget mit dem Rathaus, der Dreifaltigkeits- und der Frederiks-Kirche.

Die Stadt erscheint mir neben ihrer Größe in ihrer Bebauung unübersichtlicher als gedacht. Hier treffen die unterschiedlichsten Baustile aufeinander, vom Holzhaus über Paläste und Kirchen bis zur Festung ist alles vertreten. Überall sind zwar Info-Tafeln, aber zur besseren Orientierung und besonders, um nichts zu verpassen, gehe ich zunächst zur Touri-Info am Seglerhafen. Von hier aus habe ich einen schönen Blick auf die vorgelagerten Schäreninseln.

Am benachbarten Hafen sehe ich die großen Schiffe liegen, dort fahren auch die Autofähren auf die Inseln weiter draußen.

Ich bekomme einen Plan in die Hand gedrückt und werde auf Tour geschickt. Das gesamte Stadtzentrum mit seinen Gebäuden aus den verschiedensten Epochen gehört zum Welterbe.

Ich gehe zunächst zum imposanten Marinemuseum mit dem Leuchtturm. Das Museum selbst lasse ich aus, wegen der Corona-Einlassbeschränkungen steht eine Menschentraube davor.

Weiter geht es vorbei an der Admiralität in Richtung Festung Kungsbron.

Hier besuche ich die Admiralitätskirche Rosenbom.

Als ich schließlich meine Route gefunden habe und ihr folge, entdecke ich nach und nach die ganzen sehenswerten Bauwerke und stimme mich langsam in den Plan des Stadtzentrums ein. Jetzt beginnt mir Karlskrona Spaß zu machen und richtig zu gefallen. Da ändert auch der Wolkenbruch nichts, während dem mir die Kirchen auf dem Stortorget Schutz gewähren.

Und am Ende bekomme ich auch noch ein Foto mit sich in den Pfützen spiegelnden Frederiks-Kirche. Wenn das kein guter Abschluss meines Besuchs ist.

Resümee

Karlskronas gesamtes Stadtzentrum steht als Marinehafen auf der UNESCO-Welterbeliste. Doch nicht wie die anderen Welterbe-Stadtzentren, die ich bisher besucht habe, wegen seines durchgängigen Baustils oder der Epoche, in der die Stadt gebaut wurde, sondern hier wegen der Planung und Bestimmung als größter Marinehafen Schwedens. Deshalb finden sich hier Bauwerke aus unterschiedlichsten Epochen und in unterschiedlichen Stilrichtungen. Um Karlskrona zu erkunden, muss man schon genau hinsehen und den Wegen, die der Stadtplan weist, folgen. So kann man wunderschöne und erstaunliche Objekte entdecken.

Der magische Gutshof Skärva des Admirals Chapman

Auf meiner zweiten Nordland-Tour komme ich auf der Rückfahrt von Gotland an Karlskrona vorbei und nutze die Gelegenheit, um den Gutshof Skärva zu besichtigen. Dieser liegt einige Kilometer außerhalb der Stadt und war der Landsitz des schwedischen Schiffbaumeisters, später Werftleiters und Vizeadmirals, Fredrik Henrik af Chapman (1721-1808) und gehört heute zum Weltkulturerbe Marinehafen Karlskrona.

Chapman revolutionierte den Schiffbau, indem er Versuche zum Strömungswiderstand verschiedener Rumpfformen durchführte und damit als Erster Schiffe auf wissenschaftlicher Basis plante.

Sein Gutshaus (Architekt Carl August Ehrensvärd) hat die Form eines liegenden H mit etwa 20 Räumen, einem leuchtturmartiger Aufbau und einem Eingangsportikus mit vier Säulen. Chapmans Arbeitsraum ähnelte einer Schiffskajüte. Auf dem Gutshof gibt es eine Reihe markanter Nebengebäude, den Dianatempel , den Glockenturm, ein Badehaus und eine Grabstelle, in der Chapmann aber später nicht begraben wurde.

Ich fahre durch einen Zauberwald und komme an einem recht verwunschenen Öko-Bauernhof vorbei.

Der Gutshof des Admirals hat bis heute nichts von seiner Magie verloren. Er beherbergt ein Hotel, das aber gerade leer zu sein scheint. Ich gehe durch den Garten bis zum Badehaus am See und lasse mich von der Anlage verzaubern. (Video)

Der magische Gutshof hat mich sehr beeindruckt und ich kann eine Fahrt und Wanderung durch den Zauberwald unbedingt empfehlen.

Zimmer im Hotel kann man hier buchen: https://skarvaherrgard.com/

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen. Alle Details zum aktuellen Ausbau meines Minicampers findet ihr hier: https://5-reisende.de/2022/07/29/55-000-km-on-the-road-vom-nordkapp-bis-sizilien-dobby-insights/.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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