Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – S – Agrarlandschaft von Süd-Öland

Faszinierende Natur und jahrhundertealte Landbewirtschaftung

Der südliche Teil der Insel Öland wurde im Jahr 2000 auf die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Die Landschaft wird von einem ausgedehnten Kalksteinplateau dominiert. Seit rund fünftausend Jahren leben hier Menschen und passten ihre Lebensweise den physischen Gegebenheiten der Insel an. Die Insel ist voller Zeugen für die Besiedelung seit prähistorischer Zeit. Die Dörfer liegen seit Alters her entlang der Straße und die Landwirtschaft ist durch die kargen Böden und das warme Klima geprägt. Heute bewirtschaften die Insulaner wie eh und je die seit Generationen urbar gemachten Felder und weiden ihre Tiere auf seit Jahrtausenden beweidetem Land – eine einzigartige Situation. Süd-Öland ist deshalb ein herausragendes Beispiel für eine menschliche Besiedlung, die die auf ihrer Insel gegebenen Landschaftstypen optimal und bis heute gleichermaßen nutzt.

Ich fahre von Karlskrona aus nordwärts und nach etwa 100 km über die recht lange und vor allem hohe Brücke auf die Insel Öland. Kaum habe ich den ersten kleinen Ort passiert, empfangen mich eine unerwartete Vegetation und eine ganz andere Zeit. Ich fühle mich Jahrhunderte zurückversetzt.

Mein erster Halt ist die kleine Station am Eingang zur Welterberegion. Hier erfahre ich Interessantes über die besonderen Landwirtschaftsformen, Tiere und Pflanzen im Stora Alvaret. Auf der Weiterfahrt stelle ich fest, dass es entlang der Straße leider nicht so viele Haltemöglichkeiten gibt, wie ich Fotostopps machen möchte.

Links der Straße sehe ich Trockengebiete, mit Ginster und Disteln bewachsen, alles blüht, dazwischen grasen weiße und hellbraune Kühe. Rechts der Straße Richtung Küste liegen die kleinen Orte mit roten Schwedenhäuschen. Sie tragen das Welterbeschild – und das zu Recht. In diesen winzigen Häusern wohnen die Familien noch heute. Es ist Freitagabend und ich sehe sie zum Essen zusammen in ihren Gärten und Höfen sitzen. Ich streife durch Orte und Landschaften und bin einfach nur begeistert. Auf den Wiesen und Feldern sehe ich immer mal wieder Runensteine und zig Windmühlen säumen die Straße.

Es ist inzwischen Abend, ich suche mir einen Wanderparkplatz nahe des Waldes und verbringe hier die bisher schönste Nacht meiner Tour.

Zeitig am Morgen nach einem gemütlichen Frühstück in der herrlichen Umgebung begebe ich mich auf die Route zur Südspitze der Insel. Ich fahre alleine auf der Straße und im Radio läuft fröhliche schwedische Musik. Weiter Richtung Küste werden die Trockenwiesen durch fruchtbare grüne, blühende und gelbe Felder abgelöst. Dann stehe ich am größten eisenzeitlichen Gräberfeld der Insel. Ich freue mich über meinen morgendlichen Fund.

Die Insel wird nach Süden immer schmaler ich kann schon fast zur anderen Seite sehen. Hier hat Karl X Gustaf eine 5 km lange Mauer quer über die Insel bauen lassen. Die Kühe grasen daneben völlig unbeeindruckt, so wie damals die Hirsche, für die der König die Mauer hatte errichten lassen, damit sie nicht die Felder der Bauern leer fressen. Das ist doch mal ein netter Grund für den Bau einer Mauer, kein Krieg, sondern einfach Schutz der Felder vor den angesiedelten Hirschen.

Es ist noch früh und die Sonne brennt trotzdem schon. Ich starte zu einer längeren Wanderung zum Leuchtturm Langer Jan und zur Vogelbeobachtungsstation Ottenby. Schon auf meinem Weg komme ich durch wahre Vogelparadiese. Ein paar Schäfchen grasen auf den dürren Wiesen und es zwitschert und ruft in allen Tonlagen. Ich laufe wie auf einem Teppich. Im flachen Wasser stehen die Reiher.

Die Vogelstation hält eine Ausstellung bereit. Es sind Wege und Aussichtspunkte zu den Brutstätten vorbereitet. Das wahre Highlight für mich ist die Seehundkolonie und ich bin froh, ein Teleobjektiv dabei zu haben.

Der Lange Jahn ist Schwedens höchster Leuchtturm, 1785 und von Gustaf III. erbaut. 200 Stufen gehen nach oben und ich genieße den Rundblick.

Auf der Rückfahrt schaue ich noch bei Eketorps Bork vorbei. Das ist ein Museum und ein Nachbau dessen, was in der Verteidigungsanlage der Eisenzeit oder im Mittelalter los gewesen sein könnte. Ich spare mir das Spektakel und schaue mir lieber weiter Landschaft und Orte an, z.B. Gamalsby oder den kleinen Hafen von Gräsgård.

Resümee

Die Insel Öland ist ein Must See, wenn man in Südschweden ist. Flora und Fauna sind einzigartig und fantastisch. Die Zeugen der Vergangenheit stehen und liegen hier einfach so am Wegesrand und man taucht sofort in eine frühere Zeit ein. Für mich ist es auf meiner Tour in den Norden die erste Station, an der ich feststelle, dass ich nun wirklich in einem anderen Teil Europas angekommen bin.

Neben der Welterberegion hält Öland in seinem nördlichen Teil noch einige Naturschauspiele bereit. Die hebe ich mir für einen – unbedingten – späteren Besuch auf. Zum Abend geht es erst einmal weiter nach Norden Richtung Stockholm.

Schloss Kalmar

Auf meiner zweiten Nordland-Tour komme ich auf der Rückfahrt von Gotland an der Ölandsbron vorbei und statte Schloss Kalmar einen kleinen Besuch ab. Es ist zeitig am Morgen und das Schloss bietet sich mir im himmlischen Farbenspiel. Entlang des Weges hat ein Sandfigurenwettbewerb stattgefunden. (Video)

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen. Alle Details zum aktuellen Ausbau meines Minicampers findet ihr hier: https://5-reisende.de/2022/07/29/55-000-km-on-the-road-vom-nordkapp-bis-sizilien-dobby-insights/.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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