Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – S – Wikingersiedlungen Birka und Hovgården

Welterbe zum selbst entdecken – auf Wikinger-Spuren in Hovgården

Die Wikingerstätten Birka und Hovgården wurden als archäologische Fundstätten auf den zwei benachbarten Inseln Björkö und Adelsön im Mälarsee 1993 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Die vollständigen und außergewöhnlich gut erhaltenen archäologischen Funde der Kaufmannsstadt und ihres Hafens, des Königssitzes, von Verteidigungsanlagen und Friedhöfen liefern sichtbare Zeugnisse der prähistorischen Gesellschaft. Birka war vom 8. bis zum 10. Jahrhundert der wichtigste Handelsplatz Skandinaviens und Hovgården ein königlicher Wohnsitz. Die Stadt Birka lag dafür optimal am Zusammenfluss mehrerer wichtiger Wasserstraßen. Sie war der Knotenpunkt eines ausgedehnten Handelsnetzes, das von den Skandinaviern während der Wikingerzeit aufgebaut wurde. Die Aktivitäten wurden von der königlichen Residenz Hovgården auf der Nachbarinsel aus organisiert und geleitet. Die Stadt Birka wurde Ende des 10. Jahrhunderts aufgegeben, doch die königliche Herrschaft Hovgården existierte noch viele Jahre weiter. Das zeugt von der anhaltenden Bedeutung dieses Ortes. Ein Runenstein in Hovgården, der um 1070 geschnitzt wurde, zeugt von der Anwesenheit des Königs. Bis ins 13. Jahrhundert residierten mehrere Könige auf Hovgården. Einer von ihnen, Magnus Ladulås, hat ein Backstein- und Steingebäude namens Alsnö hus fertiggestellt. Dieses Gebäude war der Sitz des Königlichen Rates von 1280, der die Grundlage des schwedischen mittelalterlichen Feudalsystems bildete.

Ich habe gelesen, dass von Stockholm aus Bootsausflüge nach Birka zum Wikingerdorf mit Familien-, Touristenprogramm angeboten werden. Ähnliches habe ich mir in Haithabu angeschaut und deshalb beschlossen, auf die Insel Adelsön zu fahren. Dass ich dort das glatte Kontrastprogramm erleben würde, konnte ich jedoch nicht ahnen.

In Drottningholm steht an der Straße schon der Hinweis auf das Welterbe Hovgården und ich fahre durch die wunderschöne schwedische Landschaft. Bäume, Äcker, Fotografierwolken darüber und Blumen davor. Kleine Dörfchen, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, ruhiger Verkehr, so macht entlang der Straße erkunden Spaß.

Hovgården liegt auf der kleinen Insel Adelsön und ist nur über eine Fähre zu erreichen. Die Überfahrt über die 900 m See dauert 6 Minuten – Dobbys erste und kleinste Fähre auf dieser Rundreise.

Ich fahre auf der schmalen Inselstraße durch den Wald und komme auf einen einsamen Parkplatz. Hier steht eine Welterbe-Hinweistafel. Ich muss durch ein Tiergitter gehen und laufe mutterseelenallein über eine schwedische Sommerwiese. Das wird ein Welterbe nur für mich. Ich folge einem Trampelpfad und den Hinweisen zum Boot to Birka. Überall zwischen dem trockenen Gras liegen große Steine und ich beäuge sie kritisch, ob das vielleicht einer von den wichtigen sein könnte. Am verwaisten Bootssteg fotografiere ich mir den Lageplan ab und und suche den Weg zum Info-Center.

Weiter geht meine Erkundungstour entlang der Trampelpfade nach Hinweisen und Dingen, die ich vielleicht erkennen könnte. Ein Welterbe zum selbst entdecken, das ist ja auch äußerst spannend. Und umso stolzer bin ich, als ich den berühmten Runenstein gefunden habe. Ich bekomme wahnsinnigen Respekt vor den Archäologen und dem, was sie aus den herumliegenden Steinen alles lesen, in Erfahrung bringen und in die Geschichtszusammenhänge einordnen.

In der Info liegen nur ein paar Flyer aus und so begebe ich mich weiter selbst auf Spurensuche. Wo zu Wikinger Zeiten der König Sitz war, ist heute ein kleines Dörfchen. Unter einem Kirschbaum liegen die Könige begraben. Und neben oder zwischen den geschichtsträchtigen Steinen liegen bunte Kühe und grasen friedlich.

Bevor ich das Grabungsfeld verlasse, gehe ich noch einmal vorbei am Runenstein, er war doch zu schön und so geheimnisvoll. Nach und nach entdecke ich auch immer mehr Mäuerchen oder Steinhügel oder auch Hinweistafeln, an denen ich vorhin einfach unachtsam vorbei gelaufen bin. Ich finde das Alsnö hus und weitere Grundmauern.

Und wie ich so über diese historisch wertvolle Erde stiefele, durch den schwedischen Sommer, umgeben von vielsagenden Steinen, bin ich doch ungeheuer glücklich, diesen besonderen Welterbeort angefahren zu haben und nicht dem Touristenrummel verfallen zu sein.

Auf der Suche nach den nachgebauten Wikingerhäusern, die ich auf meinem Lageplan gefunden habe, komme ich an einem schönen Badestrand vorbei. Von der Wikingersiedlung keine Spur, bis ich fast am Ende des Weges auf ein Brett mit der eingebrannter Schrift – Wälkommen till Alsnugard – stoße. Ich pirsche mich durch den Wald, lasse mich noch von einigen Mücken stechen und stehe dann vor einem Wikingerhaus, einem Schuppen mit Holzofen und einem Boot . Das alles ist liebevoll, ich weiß nicht von wem, aufgebaut beziehungsweise zum Teil noch im Bau. Meine Freude ist jedenfalls groß, dass ich auch noch das letzte Puzzleteil auf Adelsön gefunden habe.

Resümee

Von den Wikingersteinen und Grabungshügeln hatte ich mir nicht allzu viel Neues für den heutigen Nachmittag versprochen. Aber das, was ich in Hovgarden erlebt habe, war das spannendste Welterbe meiner bisherigen Tour. Dieses Welterbe zeigt wahrhaftig genau das, was wir heute noch von der alten Kultur sehen und macht aufmerksam, was es in früheren Zeiten gewesen ist. Es ist nichts dazu gedichtet und dran gebastelt und viel Raum für die eigene Fantasie. Und das eine oder andere selbst entlang der schmalen Pfade zu entdecken, hat echt Spaß gemacht. Der Magie des Runensteines kann ich mich bis jetzt nicht entziehen. Bemerkenswert finde ich, dass die Königsstadt der Wikinger vor 1000 Jahren gar nicht weit von der heutigen Landeshauptstadt lag.

Auf den erfolgreichen Nachmittag gönne ich mir noch eine Bade- und Kaffeepause am Mälarsee. Dann geht es weiter nach Norden und ich übernachte an einem See in der Nähe meines nächsten Zieles, der Bergwerks-und Hüttenstadt Engelsberg. Es ist schon deutlich zu bemerken, dass die Tage länger und die Nächte kürzer werden.

Tipp: Die gesamte Nord-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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