Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D – Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl

Meine Reise in den Süden beginnt fürstlich, mit zwei Schlössern, die eigentlich fast um die Ecke liegen, aber auf den bisherigen Touren entweder nicht in meinem Zeitfenster oder coronabedingt nicht zu besichtigen waren. Deshalb starte ich heute meinen dritten Anlauf.

Nachdem ich mich für mehrere Wochen von zu Hause verabschiedet, meine Schweiz-Vignette beim ADAC gekauft und auf die Scheibe geklebt habe, stelle ich mich auf den vollen Autobahnen an und komme gefühlt Stunden später quer durch ein Industriegebiet in das kleine Örtchen Brühl. Am Stadtrand wird es herrschaftlich und der Empfang entschädigt mich für die Anfahrt – die Glocken der Schlosskirche läuten und das Schloss spiegelt sich im Wassergraben – was will ich mehr. Hier ist mein erster Eindruck.

Die Schlösser in Brühl stehen seit 1984 als die frühesten und besten Beispiele der Rokoko-Architektur des 18. Jahrhunderts in Deutschland auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie sind direkt verbunden mit dem beispiellosem Reichtum und der großen europäischen Architektur und Kunst dieser Zeit. Die prächtige Residenz und das Jagdschloss der Fürsten und Erzbischöfe von Köln wurden in den Jahren ab 1725 durch die Architekten Johann Conrad Schlaun und François de Cuvilliés entworfen und gebaut. Die Gartenanlage der Residenz verfügt über Rampen und symmetrische Blumenbeete, Springbrunnen und einen Spiegelpool sowie ein kreisförmiges Becken mit einer beeindruckenden Fontäne. Von Linden gesäumte Alleen flankieren die Anlage und der angrenzende halbkreisförmige Park wird von einem Graben und einer Mauer umschlossen. Eine zweite Lindenallee führt durch den Wald zum Schloss Falkenlust. Um das Jagdschloss herum ist die Landschaft dagegen wie ein zufälliger natürlicher Ort gestaltet. (Hier ist das offizielle Video)

Gerade wird das Schloss von außen renoviert, ist aber geöffnet, wie mir einige Schulklassen davor anzeigen. Ich habe jedoch geplant, das Jagdschloss mit seinen berühmten blauen Fliesen zu besichtigen.

Der Schlosspark präsentiert sich noch vorfrühlingshaft, einige kleine Blümchen wagen sich aus der Rasenfläche. Es sind außer mir wenige Besucher unterwegs. Die Fontänen laufen noch nicht, was der Stimmung keinen Abbruch tut. Der Schlosspark ist wunderschön und sehr weitläufig.

Am Ende des Schlossgartens komme ich durch einen richtigen Wald, die beiden Schlösser liegen etwa zwei Kilometer voneinander entfernt. Die ersten Anemonen recken ihre Köpfchen nach der Sonne und überall zwitschern trotz der Nähe der Stadt und der Bahnschienen die Vögel. Es sitzen jetzt unter Mittag einige Sonnenanbeter auf den Bänken und genießen den Frühling.

Das Schlösschen Falkenlust hält dann auch, was ich mir versprochen hatte – es ist ein wunderschönes kleines Rokoko-Jagdschloss, ganz speziell der Falkenjagd gewidmet. Ich bekomme als einziger Gast zu dieser Stunde eine persönliche Begleitung durch die Räume und Antwort auf alle meine Fragen.

In den beiden Etagen besichtige ich reich geschmückte und verspielte Salons mit bunt bespannten Wänden und bemaltem Stuck, mit den Selbstdarstellungen der Schlossherren auf monumentalen Gemälden, den in dieser Zeit üblichen chinesischen Salon und diverse Spiegelkabinette.  

Wirklich einmalig und beeindruckend finde ich das Treppenhaus mit den extra für das Schloss von einer Manufaktur aus Rotterdam gefertigten, bayrisch blau-weißen Fliesen. Die Falken darauf tragen Krönchen mit den Initialen des Schlossherren (CA – Clemens August) und dazwischen sind Kacheln mit bayrischen Rauten angeordnet. Mehr als 10.000 Stück davon sind im Treppenhaus verlegt.

Resümee

Die Schlösser in Brühl sind eine wahre Schatzkammer schöner Dinge, verspielter Accessoirs und prächtiger Farben. Ich habe mir ganz bewusst nur das kleinere Jagdschloss mit dem besonderen Detail seines Treppenhauses mit den interessanten Fliesen angeschaut und war beeindruckt. Auch für die Gartenanlagen war es sicher nicht die optimale Jahreszeit, wenngleich sie mit dem ganz besonderen Reiz eines stillen Frühlingstages mit den ersten Blüten, Knospen und Vogelstimmen aufgewartet haben. Nicht weit vor den Toren von Köln sind die Schlossanlagen in Brühl ein lohnender Ausflug für alle Sinne in die schillernde und verspielte Rokoko-Welt, die die Architekten, Landschaftsgestalter und Künstler vor fast 300 Jahren erdacht und geschaffen haben. Und wenn es nicht das überbordende Schloss sein soll – ein langer Spaziergang durch den wundervollen Schlosspark und seinen angrenzenden Wald spricht allemal für einen Besuch in Brühl.

Eingebettet in den schönen Park und unter der Frühlingssonne war mein Besuch im Jagdschloss Falkenlust mehr als stimmig und ich bin rundum zufrieden mit meinem Beginn der Welterbetour – go south.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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