Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – F – Kathedrale Notre-Dame von Amiens


Der Regen begleitet mich seit Tagen durchs Kohlerevier Nord-Pas de Calais und die Städte mit ihren beeindruckenden Belfrieden. Auch als ich in Amiens ankomme, hört es nicht auf, im Gegenteil. Ich werfe das Regencape über und laufe los, es ist nicht weit bis zur Kathedrale. Um den Belfried herum ist gerade Markt, und hier in Frankreich ist das immer eine Augenweide.

Die Kathedrale sieht von Ferne relativ klein aus, aber als ich näher komme, entdecke ich die wunderschönen Details. Die ganze Front ist voller Figuren, der Sandstein leuchtet hell vor dem grauen Himmel und schon beginne ich mich zu begeistern.

Die Kathedrale von Amiens steht seit 1981 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie ist eine der größten und noch vollständigsten gotischen Kirchen des 13. Jahrhunderts in Frankreich und besitzt das mit über 42 m höchste Mittelschiff. Erbaut zwischen 1220 und 1288 zeugt sie, auch bedingt durch die Verbundenheit der Baumeister (Vater und Sohn de Luzarches), von einem hohen Maß an Kontinuität in der Konzeption und Ausführung. Der Reichtum der bildhauerischen Dekoration und der Glasmalerei machen sie zu einem der bemerkenswertesten Beispiele der mittelalterlichen Architektur. Im Inneren markieren die perfekte Symmetrie des Kirchenschiffs und des Chors, die Schönheit der dreistufigen Ausführung und die kühne Leichtigkeit ihrer Struktur den Beginn eines außergewöhnlichen Stils in der monumentalen Architektur und Skulptur. Gemeinsam mit Notre-Dame de Chartres und Notre-Dame de Reims ist die Notre-Dame d’Amiens eine der drei klassischen Kathedralen der französischen Hochgotik des 13. Jahrhunderts. Die Kathedrale von Amiens übte einen wichtigen Einfluss auf die weitere Entwicklung der gotischen Architektur aus und wurde bauliches Vorbild für den kurz darauf begonnenen Kölner Dom und viele Jahrhunderte später für die St. Patrick’s Cathedral in New York City. Hier ist das interessante Einführungsvideo.

Die Kathedrale ist von außen ein Bilderbuch und ich entdecke bei jedem Blickwechsel neue Details. Ich stehe eine Weile davor und staune über die vielfältigen Figuren und die erzählten Geschichten.

In jeder Reihe taucht Neues auf und dabei kann ich nur die unteren genauer betrachten, alles weitere bleibt dem Zoom der Kamera vorbehalten.

Die Fassade beeindruckt mich fast noch mehr als das Innere, hier sind es besonders die unheimliche Höhe und das Licht durch die bunten Fenster. Das Innere ist stilvoll und aus einem Guss.

Wie auch außen haben die Steinmetze Meisterwerke geschaffen. Es findet gerade eine Hochzeit statt und mein Rundgang wird vom Gesang begleitet.

Ich könnte zum Abschluss noch auf den Turm der Kathedrale steigen oder die Schatzkammer besichtigen, mache aber beides nicht, denn das Wetter ist einfach zu schlecht und ich möchte in der Regenpause zum Auto zurück.

Vor dem Rathaus, ebenfalls einem beachtlichen Sandsteinbau, hat sich ebenfalls eine Hochzeitsgesellschaft für das Foto versammelt.


Resümee

Die Kathedrale von Amiens ist wunderschön, sogar bei dem wahrlich nicht optimalen Wetter. Ihr Reichtum an Skulpturen ist beeindruckend, umso mehr, wenn man sich die Zeit nimmt, ihnen einmal ins Gesicht zu schauen oder ihrer Geschichte in der Szene zu folgen. Die lichte Leichtigkeit und Höhe im Inneren der Kathedrale überwältigt den Besucher, sie ist prächtig ausgeschmückt und trotzdem nicht überladen. In Amiens kann man eines der Meisterwerke der Gotik bewundern und bei besseren Witterungsbedingungen um die Kathedrale herum sicher noch viel Interessantes erkunden.

Bis nach Reims, meinem nächsten Ziel, fahre ich zunächst im strömenden Regen durch Landwirtschaftsgebiete. Die Kartoffeln und Rüben sind bereits geerntet und liegen in großen Haufen auf den Feldern, der Mais steht vor der Ernte, ebenso die Sonnenblumen. Nicht nur die Städte stecken voller Geschichte, auch die Dörfer haben viele historische Gebäude, die in ihrem alten Charme noch erhalten sind – französische Lebensart und Umgang mit den Dingen. Ich stelle mir vor, dass hier gleich einer der schönen Filme spielen könnte. Der Regen hat aufgehört, mich einholen zu wollen und im Rückspiegel sehe ich die Sonne langsam sinken. Ich bin bereits tausend Kilometer unterwegs und jetzt beginnt die Weinregion der Champagne.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Schreibe eine Antwort