Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – F – Festungsanlagen von Vauban

Militärische Befestigungsanlagen habe ich auf meiner Reise zu den Welterben schon an einigen Stellen besucht, mir fallen da sofort Venedig, Helsinki oder Luxemburg ein. Auch an den Grenzen Frankreichs besuche ich einige Arbeiten des Bauingenieurs Vauban, mein erster Stopp führt mich nach Camaret-sur-Mer.

Sébastien Le Prestre de Vauban (1633-1707) war ein Militäringenieur von König Ludwig XIV. Seine Projekte stehen seit 2008 auf der UNESCO-Welterbeliste und veranschaulichen eine bedeutende Periode der Militärgeschichte. Vauban entwarf rationelle, an die vorgegebene Landschaft angepasste Befestigungssysteme und verband darin militärische Strategie, Architektur und Konstruktion, Bauingenieurwesen sowie wirtschaftliche und soziale Organisation.

Zum Welterbe gehören 12 der schönsten Beispiele seiner Arbeit, wie Städte, die von Vauban von Grund auf neu bauen ließ, Zitadellen, städtische Bastionsmauern und -Türme, Berg- und Seefestungen, eine Bergbatterie und zwei Bergkommunikationsstrukturen.

Karte – https://fr.wikipedia.org/wiki/Fichier:Carte_des_sites_majeurs_de_Vauban.svg

Diese Stätten verkörpern den Höhepunkt der klassischen Befestigungsanlagen und sind typisch für die westliche Militärarchitektur. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts spielte Vauban eine wichtige Rolle in der Geschichte der Festungsanlagen in Europa und seine Theorien zur strategischen Militärarchitektur wurden von Amerika bis in den Fernen Osten angewendet. Hier geht zum Einführungsvideo.

Auf die erste Befestigungsanlage, die allerdings nicht zu den Welterbestätten gehört, stoße ich eigentlich eher durch Zufall in Nord-Pas-de-Calais in der Stadt

Bergues

An der französischen Ostgrenze befindet sich eine Reihe von Festungsstädten, Bergues ist eine davon. In der Stadt spielt der Film – Willkommen bei den Sch’tis – und ich möchte mir hier natürlich den Belfried anschauen. Ich parke neben der recht beachtlichen Stadtmauer mit dem Wassergraben und betrete das Zentrum durch die imposante Porte de Cassel aus dem Jahr 1752.

Camaret-sur-Mer

Nach Camaret-sur-Mer komme ich ganz gezielt, um mir den dortigen Vauban-Turm anzuschauen. Die Sonne scheint und ich fahre zuerst zu den felsigen Klippen mit dem Blick auf die Westspitze Frankreichs, der Pointe du Raz.

Ich bewege mich hier auf historischem Boden. Die Landzunge war heiß umkämpft, daran erinnern die Bunker an der Pointe de Pen Hir.

Camaret hält auch noch weitere Sehenswürdigkeiten aus früheren Zeitaltern für mich bereit. Unweit der Spitze steht ein bemerkenswerter Steinkreis, die Steinreihen von Lagatjar.

Der Vauban-Turm erhebt sich imposant neben einer kleinen Kirche und hinter einem Schiffsfriedhof am Hafen des Ortes und macht heute seinem Namen – Goldener Turm – den ihm Vauban gegeben hatte, alle Ehre (Link zum Artikel).

Leider ist der Turm geschlossen, aber die kleine Schiffskirche lädt mich zum Besuch.

Camaret sur-Mer ist eine der Überraschungen auf meiner Tour. Was als Umweg in Sachen Westküste und Vauban gedacht war, erweist sich als Volltreffer. Diese Halbinsel ist so geschichtsträchtig wie fotogen. (Video)

Besançon

Fast am Ende meiner Rundreise besuche ich die Stadt Besançon, in der sich Vaubans schönste Zitadelle befindet.

Besançon liegt im Tal zwischen zwei Bergen und ich möchte die Zitadelle eigentlich vom Fort de Chaudanne aus fotografieren, was leider ein dichter Nebel verhindert. Deshalb fahre ich durch schmalste steile Gassen im historischen Zentrum vorbei an der Kathedrale zur Zitadelle hinauf und stehe wenig später vor dem Denkmal für den großen Baumeister.

Das historische Stadtzentrum wäre zweifellos einen Besuch wert, doch schlechtes Wetter und fehlende Haltemöglichkeiten zwingen mich schneller als geplant den interessanten Ort zu verlassen. Dafür gibt es einen Stopp im Herbstwald am Fluss.

Auf der letzten Station meiner Rundreise, in Straßburg, stoße ich auf eine Vaubansche Schleusenbrücke. Im Verteidigungsfall wurden die Durchlässe geschlossen und das flussaufwärts liegende Gebiet geflutet.

Resümee

Ich habe auf meiner Rundfahrt durch Frankreich Vertreter der Festungsanlagen besucht, die das Welterbe um den Militärbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban repräsentieren. Zum Glück sind sie aus heutigem Blick eher romantisch und hoffentlich nie mehr notwendig. Interessant war der Besuch allemal und besonders in Verbindung mit den Orten, in denen sich die Bauwerke befinden. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich die nähere oder auch weitere Umgebung anzuschauen und Orte zu besuchen, an denen man ohne die Welterbestätte vielleicht vorbei gefahren wäre.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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