Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – F – Das Loire-Tal und seine Schlösser

Das Loire-Tal als historische Kulturlandschaft steht seit 2000 auf der UNESCO-Welterbeliste. Das Welterbe erstreckt sich über den Mittellauf des 280 km langen Flusses von Sully-sur-Loire östlich von Orléans bis nach Chalonnes westlich von Angers, einschließlich der kleinen und großen Flussbetten. Beginnend mit den Höhlenwohnungen in den umgebenden Felsen umfasst es historische Dörfer mit Gemüseanbau, Weinbau, Städte, bedeutende romanische Kirchen und Schlösser mit ihrem Umland. Die Loire war seit gallo-römischer Zeit eine wichtige Kommunikations- und Handelsachse. Im Mittelalter und der Renaissance wurde das Loire-Tal Sitz der königlichen Macht und in den Schlössern, die es berühmt gemacht haben, wie Chambord, Chenonceau, Amboise, Blois und Azay-le-Rideau, spiegelt sich politische Geschichte Frankreichs wider. Die Schlösser entstanden als Landhäuser für Erholung und Vergnügen während der Renaissance aus ehemaligen Benediktinerabteien und mittelalterlichen Festungen. Ihre Gartenkunst und das Interesse an der Landschaft entwickelten sich unter den kulturellen Einflüssen aus dem italienischen Mittelmeerraum und Flandern. Hier geht es zum Einführungsvideo.

Auf meinem Weg von Camaret-sur-Mer zu den Loire-Schlössern, von denen ich mir stellvertretend drei ausgesucht habe, schaue ich mir zunächst den Calvaire von Guéhenno an und fahre danach durch Vannes. Linda hatte mir einen Stadtbummel empfohlen und ich habe diesen Stopp auf halber Strecke nicht bereut.

Die hübsche Stadt hat einen malerischen Binnenhafen.

Im historischen Stadtzentrum steht die beeindruckende Kathedrale Saint-Pierre und die Straßen und Plätze sind gesäumt von bunten Fachwerkhäusern. Die Sonne scheint und macht die Stimmung noch fröhlicher.

Vannes hat mich überrascht und mir sehr gut gefallen und ich kann einen ausgedehnten Bummel durch die Stadt und einen Besuch der Restaurants, der Markthalle oder der vielen Geschäfte mit Spezialitäten aus der Region nur empfehlen. Lokale Tradition wird hier groß geschrieben, nicht nur bei den Produkten, auch an jedem Ortsschild ist mir aufgefallen, dass neben dem französischen auch der bretonische Name steht. (Video)

Auf der langen Weiterfahrt zur Loire ziehe ich Parallelen zu den Welterbestätten, die ich in den letzten Tagen und Wochen besucht habe, z.B. der kleinen bunten Fachwerk-Messestadt Provins oder den gotischen Kathedralen und stelle wieder einmal fest, dass mir die Welterbetour einen unheimlichen Wissenszuwachs beschert und ich dadurch an anderen Orten vieles besser einordnen kann.

Die Fahrt zieht sich trotz Schnellstraße und Autobahn in die Länge, dann endlich beginnen die Weinfelder. In Saumur komme ich über eine Brücke mit einem bezaubernden Blick auf die Altstadt. Leider fehlt mir hier mal wieder der Beifahrer für ein Foto, aber ich hoffe auf weitere Chancen. Links der Seine geht es flussaufwärts und denke an meine Begeisterung von vor dreißig Jahren.

Die Loire führt wenig Wasser, man kann bis zu ihren Inseln quasi trockenen Fußes laufen. Die Orte entlang meiner kleinen Straße auf dem Deich sind eher verschlafen und wirken fast ausgestorben, die Fensterläden sind geschlossen und viele Häuser scheinen unbewohnt. Ich bin mehr als erstaunt. Manchmal sehe ich gegenüber einen Weinberg, schließlich quere ich den Fluss und komme wenig später nach Villandry, dem Schloss mit dem berühmten Gemüsegarten. Ich freue mich auf den morgendlichen Schlossbesuch.

Schloss und Park Villandry


Es hat die ganze Nacht geregnet und am Morgen hängen dicke Wolkenschleier über dem Fluss. Man merkt, es ist Oktober geworden. Im Nieselregen gibt es Kaffee, dafür aber frisches Gebäck aus der Dorfbäckerei.

Am Flussufer grasen müde weiße Kühe und ich warte, dass der Park öffnet.

Das Schloss ist genauso grauweiß wie die Häuser hier in der Umgebung, das war mir auf der Fahrt gestern richtig aufgefallen. Ein Burggraben lässt erkennen, dass hier ursprünglich eine Festungsanlage stand.

Das Besondere hier in Villandry ist der bunte Garten aus Gemüsebeeten, da scheint der Herbst eine gute Jahreszeit. Im leichten Nebel sieht alles heute besonders romantisch aus. (Video)

Es gibt hier natürlich Weinstöcke, daneben einen Kräutergarten und einen für Medizinpflanzen. Ich bin warm angezogen und genieße den einsamen Spaziergang durch den Park, der sich an jeder Ecke anders und mit wunderschönen Durchblicken zum Schloss präsentiert.

Die Zeit vergeht wie im Fluge und meine Speicherkarte füllt sich. Das Labyrinth ist ohne Laub schon gar nicht mehr so schwer und am Sonnengarten wünsche ich sie mir.

Ein letzter Blick über die bunten Kräuter und Kohlköpfe – Villandry ist verzaubernd.

Ich drehe noch eine schnelle Regenrunde durch das Dorf und werfe einen Blick in die kleine Kirche , bevor ich weiter flussaufwärts fahre.

In den Orten am Ufer ist es nachsaisonal ruhig. Ich habe mir eine alte Priorei St. Cosmas zum ersten Ziel gewählt, aber da es jetzt stärker regnet, mache ich nur einige Fotos über den Zaun.

Mein nächstes Ziel ist das Wasserschloss Chenanceau und mein Navi führt mich über verschlungene Pfade durch die Landschaft. So komme ich durch Sonnenblumenfelder und sehe bei der Kastanienernte zu.

Schloss Chenonceau

In der Allee durch den Waldgarten duftet es nach Blüten. Danach öffnet sich der Garten vor dem Fluss Le Cher und rahmt das Schloss farbenfroh ein. Chenanceau ist Romantik pur. Es steht im Wasser, erreichbar über eine Zgbrücke und von den Zimmern hat man einen Blick über den Fluss. Gerade schaut die Sonne aus den Wolken und ich kann im Goldfischteich die Spiegelungen einfangen.

Als es wieder beginnt zu regnen, flüchte ich in die königlichen Gemächer. Hier hat man aus der alten Ritterburg etwas Besonderes geschaffen, die Stimmung erhalten und trotzdem den königlichen Ansprüchen genügt. Am Interessantesten nicht nur für mich sind die original ausgestatteten Küchen unterhalb der Herrschaftsräume.

Chenanceau ist ein Märchenschloss, steckt voller Romantik und begeistert sowohl durch seine Lage mitten im Wasser, als auch seine der Umgebung angepasste Außen- und Innengestaltung. (Video)

Amboise

Am späteren Nachmittag parke ich in Amboise neben der Brücke und freue mich, endlich einmal ein Foto davon machen zu können. Von hier aus hat man auch den besten Blick auf das Schloss oben auf dem Berg.

Das historische Stadtzentrum befindet sich auf der Insel im Fluss.

Für eine Schlossbesichtigung ist es leider schon recht spät, ich steige trotzdem die Treppen hoch und gehe durch den mit Wappen geschmückten Tunnel in der Schlossmauer.

Die Sicht ist schlecht, ich müsste anstehen, deshalb unternehme ich nur eine kleine Runde durch die bunte Stadt am Fuß des Schlosses und verlasse das Loire-Tal Richtung Bourges. (Video)

Resümee

An der Loire entlang zu fahren ist ein Erlebnis. Die Landschaft ist wunderschön und die Schlösser sind ein Traum. Die sicherlich beste Art, hier unterwegs zu sein, ist in meinen Augen der Radweg, der ohne den lästigen Verkehr auf der schmalen Straße und näher als diese den Fluss oder seine Nebenarme begleitet und Gelegenheit bietet, auch in den Orten einen Stopp einzulegen. Ich hatte den Nachteil der Parkplatzsuche und deshalb gezielt nur die Parkplätze der Schlösser angefahren und dafür den Vorteil, bei fast jedem der nicht wenigen Regenschauer ins Auto flüchten zu können. Aber ganz egal wie – das Loiretal ist sehenswert und seine Schlösser zu besuchen ein Genuss.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Schreibe eine Antwort