Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – F – Leuchtturm von Cordouan

Der Leuchtturm von Cordouan steht auf einem felsigen Plateau an der Mündung der Gironde in den Atlantischen Ozean und sichert an einer äußerst gefährlichen Stelle die Route der Handelsschiffe von und nach Bordeaux. Er wurde, entworfen vom Ingenieur Louis de Foix, um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert aus weißen Kalksteinblöcken errichtet und Ende des 18. Jahrhunderts von Ingenieur Joseph Teulère umgebaut. Der monumentale, 67 m hohe Turm, ist mit Pilastern, Säulen, Skulpturen und Wasserspeiern geschmückt und, ein Meisterwerk der maritimen Signaltechnik. Er ist noch heute in Betrieb. Seine Schönheit und Ausstattung verdankt er dem Auftrag des französischen Königs, der an seiner Landesgrenze ein beeindruckendes Gebäude schaffen wollte. Deshalb verfügt der Leuchtturm über eine Königswohnung und eine Kapelle. Leuchtfeuer gab es seit der Antike und sie spielten als Instrumente der Sicherheit in der Navigation eine große Rolle. Im Leuchtturm von Cordouan wird ihre Geschichte abgebildet. Seine Architektur hat Einflüsse von der Antike bis zur Renaissance und seine Erhöhung und die Änderungen an seiner Lichtkammer zeugen vom Fortschritt der Wissenschaft und Technologie dieser Zeit. Der Leuchtturm von Cordouan steht seit 2021 auf der UNESCO-Welterbeliste.

Dieses Welterbe hat mich trotz relativ guter Vorbereitung der Tour am heimischen Schreibtisch zwei Tage lang beschäftigt, mir aber dafür einen wunderbaren Standtag und spannenden Bootsausflug am sonnigen Atlantik beschert.

Aus der Region Cognac fahre ich auf der Atlantikroute über Schnellstraßen Richtung Meer. Gedanklich vorbereitet hatte ich mich auf eine Küstenlandschaft und komme stattdessen in den touristisch bestens erschlossenen Badeort Royan mit vielen Hotels, Stränden und Hafen. Ich hatte gelesen, dass man den Leuchtturm bei Ebbe zu Fuß erreichen könne, was ich im Nachgang mit einem großen Fragezeichen oder einem – besser nicht versuchen- ergänzen möchte. Ich kann ihn vom Strand aus am Horizont im Wasser stehen sehen.

Das Navi schickt mich zur Fähre und will mich über die Gironde übersetzen lassen.

In Ermangelung einer besseren Idee folge ich dem Rat und fahre nach Soulac-sur-Mer, wo ich fürs erste dem Sonnenuntergang über dem Atlantik zuschaue.

Am nächsten Morgen begebe ich mich zur Touri-Info. Der Leuchtturm ist täglich vom örtlichen Hafen aus mit einer geführten Tour erreichbar, wegen des starken Windes fällt die heutige leider aus. Ich buche für den nächsten Tag und es gibt sicher Schlimmeres, als einen Tag am Strand zu genießen und nichts anderes zu tun, als mit einem Buch in der Hand den Lauf der Sonne und von Ebbe und Flut zu beobachten und seinen Gedanken nachzuhängen. Die Sonne scheint und entschädigt für die letzten anderthalb Wochen Regen und Kälte.

Am nächsten Tag stehe ich mit einigen anderen Interessierten erwartungsvoll am kleinen Hafen von Soulac-sur-Mer.

Die Fahrt dauert etwa eine Stunde, wir nehmen noch ein Amphibienfahrzeug ins Schlepp, das uns den letzten Abschnitt zum Leuchtturm bringt. Noch ist der Wasserstand relativ hoch und die Kopfsteinstraße unter Wasser, später bei Ebbe zeigt sich für kurze Zeit der Weg bis zum Land.

Wir betreten den Turm durch ein Tor in Höhe des Wasserspiegels und dann ist ausreichend Zeit, die einzelnen Etagen anzuschauen und über die 301 Stufen bis zur Spitze zu steigen.

Der Leuchtturm ist wunderschön, innen und außen aufwändig dekoriert und steht erhaben auf seiner Insel. Jede Etage hat entsprechend ihrer Funktion eine besondere Aufteilung und Einrichtung.

Zusätzlich zu dem Flyer, das wir am Einlass erhalten haben, stehen überall Tafeln mit ausführlichen Erläuterungen.

Eine Etage war durch den König als Kapelle vorgesehen, ihre Ausstattung und die schönen Buntglasfenster sind erhalten.

In den Gebäuden um den Turm herum befinden sich die Räume für die Technik, die Angestellten und den hohen Besuch.

Die Aussicht von oben ist fantastisch. Langsam kommt die Ebbe und die gemauerte Straße, die unser Amphibienfahrzeug gequert hat, wird sichtbar. Später tut sich eine Sandbank auf, die bis zum nahe gelegenen Strand führt und die ein Gezeitenkundiger wohl zu Fuß gehen könnte. Ich habe gestern am Strand erlebt, wie schnell das Wasser bei Flut steigt und würde dies nicht tun.

Ein letzter Blick zurück, der Nachmittag geht zu Ende und damit auch dieser beeindruckende Ausflug. (Video)

Resümee

Den Leuchtturm von Cordouan zu besuchen ist ein wirkliches Erlebnis. Ein wunderbarer Bootsausflug auf dem Meer mit einem kleinen Amphibienspaß führt zu einem bemerkenswerten Bau- und Technikdenkmal. Wie schon in einigen historischen Industriegebäuden konnte ich auch hier sehen, wie in früheren Zeiten Technik, Zweckmäßigkeit und Schönheit miteinander verbunden wurden. In der Saison gibt es täglich Touren von Royan und Sulac-sur-Mer. Die Gegend hier umfasst einen wunderschönen Nationalpark und empfiehlt sich außerdem für einen Strandurlaub. Ich habe trotz des Herbstes die beiden Tage am Atlantik sehr genossen.

Auf meiner Weiterfahrt Richtung Bordeaux durchquere ich den Wald und die Dörfer auf der Landzunge zwischen der Gironde und dem Meer und übernachte an einem kleinen Bootshafen.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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