Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – BA – Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Višegrad

Auf meiner dritten Tour in den Süden fahre ich, aus Kroatien kommend, am Fluss Neretva und später an der Drina entlang einmal quer durch Bosnien und Herzegowina. Ich komme unweit der Route meiner Busrundreise im Frühling und der Welterbestätte Mostar vorbei. Unterwegs versuche ich auch mehr oder minder erfolgreich, einen der mittelaterlichen Grabsteinfriedhöfe (Stecci) zu finden. Meine Straße führt ab der Grenze kilometerweit im Tal der Neretva entlang und ich finde einen der wenigen Parkplätze, von dem aus ich das Panorama fotografieren kann, das mich die ganze Zeit schon begeistert.

Vorbei an Sarajevo mit seinem immensem Großstadtverkehr komme ich endlich ins Tal der Drina, das nicht weniger spektakulär ist. (kleines Video)

Die Drina-Brücke in Višegrad steht seit 2007 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie wurde von 1571 bis 1578 im Auftrag des Großwesirs Mehmed Paša Sokolović vom Hofarchitekten Mimar Koca Sinan, einem der berühmtesten Baumeister des Osmanischen Reiches, erbaut. Die Brücke ist neben der Alten Brücke in Mostar eines seiner repräsentativen Meisterwerke. Sinan gilt als einer der größten Architekten und Ingenieure der klassischen osmanischen Zeit und war Zeitgenosse der italienischen Renaissance. Die Drina-Brücke in Višegrad ist 179,5 m lang und besitzt 11 gemauerte Bögen mit Spannweiten von 11 bis 15 m sowie eine rechtwinklige Zugangsrampe mit vier Bögen am linken Flussufer. Ihre einzigartige Eleganz und monumentale Erhabenheit bezeugen den klassischen Höhepunkt der osmanischen Monumentalarchitektur und des Bauingenieurwesens. Die Brücke von Višegrad besitzt neben ihrem architektonischen auch einen symbolischen historischen Wert, ein Video über ihre wechselvolle Geschichte gibt es hier.

Leider ändert sich das Wetter zwischen den Bergen und es beginnt jetzt heftig zu regnen. Noch bevor ich nach Višegrad komme, muss ich mich auf einen Parkplatz flüchten und den Gewitterguss abwarten, weil es die Schiebenwischer nicht mehr schaffen. Als ich schließlich in das Städtchen Višegrad hinunterfahre, sind die Straßen nass und der Himmel wolkenverhangen. Ich parke gleich am Straßenrand und renne erst einmal auf die Brücke, um wenigstens einige Fotos zu bekommen.

Die Wolken geben ein Stück Himmel frei und ich fahre auf der Suche nach einem Parkplatz durch die engen Straßen des hübschen historischen Zentrums. Bevor ich dort einen Spaziergang starte, gehe ich noch einmal auf die Brücke, jetzt mit mehr Muße. Sie ist wirklich eindrucksvoll, zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Sogar ein kleines rotes Ausflugsboot fährt darunter im grünen Wasser entlang.

Jetzt wäre es Zeit für einen Spaziergang, doch schon beginnt es wieder heftig zu regnen und hört auch nicht auf.

Schade, da bleibt mir nur ein sehnsüchtiger Blick auf den Stadtplan.

Obwohl meine Stippvisite in Višegrad nur kurz war, habe ich doch die Brücke im wechselhaften Licht erleben können und war begeistert. Ich kann einen Besuch der Stadt empfehlen, schon alleine der Anfahrt entlang der Drina wegen. Die Brücke von Mostar ist etwa zehn Jahre früher erbaut und im Zentrum des orientalischen Städtchens romantischer, während die von Višegrad recht erhaben die beiden Ufer verbindet. Wer hierher kommt, sollte unbedingt eine Bootsfahrt auf der Drina unternehmen und natürlich auch das historische Stadtzentrum besuchen.

Der Abend hält dann noch einen versöhnlichen Sonnenuntergang für mich bereit und ich übernachte an der Drina, bevor ich am Morgen in das nächste Land meiner Rundreise, nach Montenegro, aufbreche.

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