Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D, PL – Muskauer Park

Es ist Pfingstsamstag, der Regen hat eine Pause eingelegt, Fotografierwolken zieren den Himmel, die Windräder strahlen in der Sonne und die Rapsfelder leuchten grell gelb vor dem teilweise noch grauen Himmel. Wir begeben uns auf die gut gefüllte Autobahn. In Dresden queren wir die Elbe, im Tal sehen wir die Silhouette der Altstadt und senden einen Gedanken zum aberkannten Welterbe.

Dann ändert sich die Landschaft und wir kommen durch die ausgedehnte Wälder- und Heidelandschaft der Lausitz, vorbei am großen Kraftwerk Schwarze Pumpe, den Braunkohleseen und schließlich durch die kleinen Dörfer, deren Namen auch in Sorbisch auf den Schildern stehen.

Kromlauer Rhododendronpark und Rakotzbrücke

Unser erstes Ziel ist das Örtchen Kromlau mit seinem Rhododendronpark und der tausendfach fotografierten Rakotz- oder auch Teufelsbrücke. Wir haben den perfekten Zeitpunkt, nicht nur für die blühenden und verführerisch duftenden Rhododendronbüsche, sondern auch für die Brücke. In den letzten drei Jahren wurde sie umfassend restauriert und seit einigen Tagen wird ihr Spiegelsee gefüllt.

Es weht ein heftiger Wind, aber die Bäume bieten Schutz und so sind uns heute die begehrten Aufnahmen vergönnt.

Das Örtchen lebt von seinen Touristen, hat parallel zur Brückenrekonstruktion in einen Großparkplatz investiert. Wir sind aber so zeitig angekommen, dass uns der Trubel erspart bleibt und wir den Park und seine Sehenswürdigkeiten in Ruhe genießen können. Die Entstehungsgeschichte des Kromlauer Parks leitet direkt zu unserem eigentlichen Tagesziel in der unmittelbaren Nachbarschaft, dem Pückler-Park im Städtchen Bad Muskau an der deutsch-polnischen Grenze entlang der Neiße über.

Muskauer Park

Der Muskauer Park wurde als herausragendes Beispiel europäischer Gartenbaukunst und als größter englischer Landschaftspark Zentraleuropas im Sommer 2004 in die UNERSCO-Welterbeliste aufgenommen. Er ist eines der wenigen grenzübergreifenden Projekte und wird gemeinsam von Deutschland und Polen bewahrt und gepflegt.

Die Landschaftsgestaltung des Muskauer Parks wurde zwischen 1815 und 1844 von Fürst Hermann von Pückler-Muskau auf dem Gelände seines Anwesens begonnen und später von seinem Schüler Eduard Petzold weitergeführt. Mit seinem Lebensprojekt schuf der Fürst einen neuen Ansatz für die Landschaftsgestaltung und trug zur Entwicklung der Landschaftsarchitektur bei. Der Park ist ein Beispiel für eine Kulturlandschaft, in der die natürlichen Gegebenheiten des Ortes, wie der Flusslauf der Neiße und das Geländeprofil, mit künstlich geschaffenen Elementen, wie Brücken, Wasserspielen, Gebäuden, Anpflanzungen und Wegen harmonisch verbunden wurden. Bemerkenswert sind die visuellen Beziehungen zwischen der zentralen Residenz, dem Neuen Schloss, und einer Reihe von Aussichtspunkten, die entlang der Terrassen am Flussufer angelegt wurden. Interessantes zur Anlage und Geschichte des Parks und seines Schöpfers gibt es hier und auf der Seite des MDR einen Filmbeitrag.

Das Wetter bleibt uns gewogen und wir betreten mit den wenigen anderen Besuchern das weitläufige Gelände vom Schlossvorwerk und der Orangerie aus. Schon bald spiegelt sich das malerische Schloss vor uns im See. Durch die Corona-Beschränkungen ist es noch geschlossen, aber ich hatte vor Jahren die Gelegenheit, die äußerst unterhaltsamen Ausstellungen zu besuchen und kann sie nur wärmstens empfehlen. Einen Blick ins Schloss gibt es hier. Wir nutzen den wunderschönen Frühlingstag für einen ausgedehnten Spaziergang durch die malerischen Anlagen und fangen von allen Richtungen Blicke auf das Schloss, die Blütenpracht und die uralten Gehölze ein.

Vor der langen Rückfahrt machen wir noch einen kurzen Abstecher über die Grenzbrücke und gönnen uns auf dem Markt einen Tüte unserer polnischen Lieblingsbonbons.

Resümee

Nach einem wunderschönen Ausflug fahren wir mit Frühling im Kopf wieder nach Sachsen-Anhalt zurück. Auch wenn Ostsachsen für die meisten nicht ganz um die Ecke liegt – eine Reise an die deutsch-polnische Grenze lohnt sich unbedingt. Der Muskauer Park ist wunderschön und sehenswert, Erholung für die Augen und die Seele. Ein Besuch im Schloss ist so unterhaltsam wie interessant und letztendlich ist es ein gutes Gefühl, an diesem Beispiel über die Ländergrenzen hinweg unser schönes gemeinsames Europa erleben zu können.

Hier kommt noch ein Tipp für Ostsachsen – eine Wanderung entlang der Via Regia.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Schreibe eine Antwort