Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – CH – Zeugen der Erdgeschichte – Monte San Giorgio und Tektonikarena Sardona

Fossilienberg Monte San Giorgio

Ich bin auf meiner Fahrt in den Süden an der schweizerisch-italienischen Grenze angekommen. Hier erhebt sich neben dem Luganer See der Fossilienberg Monte San Giorgio. Fossilien sind faszinierende Zeugen der Vergangenheit, zu Hause auf meinem Erinnerungsregal liegen einige, die ich als Kind bekommen habe. Angeregt durch unseren Familien-Geologen haben wir vor einigen Jahren auf der Fahrt nach Korsika das Fossilien-Museum in Solnhofen besucht.

Seit 2003 steht der Monte San Giorgio auf der UNESCO-Welterbeliste. Der pyramidenförmige, bewaldete Berg neben dem Luganer See gilt als der beste fossile Nachweis des Meereslebens aus der Trias-Zeit (vor 245–230 Millionen Jahren). Hier befand sich eine tropische Lagune, die durch ein vorgelagertes Riff geschützt und teilweise vom offenen Meer getrennt war. Es wurden Zeugnisse von vielfältigen Meereslebewesen, wie Reptilien, Fischen, Muscheln, Ammoniten, Stachelhäutern und Krebstieren gefunden, daneben aber auch Überreste von auf dem benachbarten Land lebenden Reptilien, Insekten und Pflanzen. Viele der hier gefundenen Fossilien weisen eine außergewöhnliche Vollständigkeit und detaillierte Erhaltung auf. Der Monte San Giorgio ist seit vielen Jahren eine äußerst reiche Fossilienquelle für die Forschung. Die Ausgrabungen erfolgen nach wissenschaftlichen Maßgaben, ebenso die Präparation, Kontrolle, Katalogisierung, Auswertung und Sammlung. Die Vollständigkeit, Präsentation und Sicherheit der Fossiliensammlungen, die in einer begrenzten Anzahl von Universitäten und Museen aufbewahrt werden, ist der der Schlüssel zum Schutz dieser einmaligen Werte. In einigen großen internationalen Museen wurden seit langem Funde vom Monte San Giorgio gezeigt und die UNESCO-Kommission regte 2003 an, ein Besucherzentrum in der Nähe der Berges einzurichten, um der breiteren Öffentlichkeit den außergewöhnlichen universellen Wert des Welterbes anschaulich zu vermitteln.

Ich habe meinen Besuch der Welterbestätten in der Schweiz bereits zu Hause, so gut es ging, vorbereitet, da ich hier kein Handynetz habe. Im Welterbetext fand ich die obige Passage und habe das Museum gesucht. Google Maps war um den Berg herum nicht hilfreich und ich beschloss, vor Ort zu schauen und vielleicht so nahe wie möglich an die gekennzeichnete Fundstätte heranzukommen.

Was ich nicht beachtet und erst im Nachgang gesehen habe, ist der versteckte Fotohinweis links unten. Und natürlich die Karte weiter heraus zu zoomen (s.u.)

Auf meiner Fahrt zum Fossilienberg komme ich am Luganer See vorbei. Der liegt malerisch zwischen den Bergen, ist aber für meine Meinung zu zugebaut.

Als ich von der Autobahn abbiege, sehe ich erfreut Welterbe-Hinweis-Schilder, die meinen Weg ein Stück begleiten, aber dann verliert sich die Spur und ich fahre nach Gefühl den Berg weiter hoch. Ich frage in einem Dorf Einwohner, hier spricht man nur italienisch. Soviel ich verstehe, gibt es am ganzen Berg Fossilienfundstätten und ich möge aufmerksam fahren und zwischendurch immer mal einen Kaffee trinken. Typisch italienisch eben.

Doch das Glück und der Zufall sind mir hold, denn zwei Dörfer weiter, steht ein Plakat für ein Fossilienmuseum, mein Herz klopft. Ich stelle Dobby ab und begebe mich auf dem Feldweg in die angegebene Richtung . Zwischen den Weinbergen führt der Weg den Berg steil hinauf und durch winzige Gassen, aber zumindest gut ausgeschildert.

Das Museum wurde 2012 eröffnet. Es übertrifft alle Erwartungen – beeindruckende Ausstellungsstücke, Erläuterungen und vor allen Dingen modernste Multimedia-Installationen. Hier ist mein kleines Video.

Filme, interaktive Präsentationen, Tablets, die die Vitrineninhalte lebendig werden lassen und, was mich am meisten überrascht, Virtual-Reality-Brillen, die in eine Unterwasserwelt voller Saurier entführen. Ich bin einfach nur begeistert, die Suche hat sich mehr als gelohnt. (Video)

Und der kleine Tessiner Ort selbst – ein sonniger Vorgeschmack auf mein nächstes Welterbeland.

Wenige Kilometer weiter komme ich, völlig unspektakulär wie immer in unserem schönen Europa, über die Grenze.

Resümee

Der Monte San Giorgio war mein Schweizer Überraschungs-Welterbe. Ein kleiner Berg mit einem großen Schatz. Dumm angestellt oder schlecht vorbereitet – letztlich habe ich das Fossilien-Museum gefunden und seine Ausstellung mehr als genossen. Ein Besuch ist wirklich ein Erlebnis und wer Fossilien bis jetzt nichts abgewinnen konnte – spätestens nach dem Besuch wird er es tun.

Das Museum soll wohl, so erfahre ich an der Kasse, in den regionalen Fremdenverkehrsprospekten gut beworben sein. Mehr als zu Recht, wie ich finde. Für alle, die sich dieses wunderbare Museum in der tollen Natur und dem hübschen typisch italienischen Bergdörfchen anschauen wollen und wie ich von Weither kommen – hier kommen die Adresse und der Link.

Museo dei fossili del Monte San Giorgio

Via Bernardo Peyer 9

CH – 6866 Meride

museodeifossili.ch

montesangiorgio.org

Schweizer Tektonikarena Sardona


Die Schweizer Tektonikarena Sardona steht seit 2008 auf der UNESCO-Welterbeliste. Auf einer Bergfläche von über 30.000 ha mit sieben Gipfeln, die über 3.000 m aufragen, sind hier in der Gebirgsbildung durch Kontinentalkollision tektonische Überschiebungen sichtbar, bei denen ältere, tiefere Gesteine ​​auf jüngere, flachere Gesteine ​​getragen wurden. Das Sardona-Gebiet nimmt seit dem 18. Jahrhundert eine Schlüsselstellung für die geologischen Wissenschaften ein.

Ich habe meine Süd-Runde fast beendet und starte nach einer verregneten Nacht mit der Hoffnung auf Besserung zum letzten Welterbe in die Berge.

Mein Ziel ist der Ort Flims, wo ich den Besucherpavillon des Welterbes anschauen möchte. Ich kann keinen Hinweis darauf finden und parke als letzte Möglichkeit neben einem Fischverkaufswagen und frage die Einheimischen. Es stellt sich heraus, dass der Welterbe-Pavillon oben auf dem Berg nur mit der Seilbahn und einer Wanderung erreichbar wäre – aber nicht zu dieser Jahreszeit. Mein Fehler, die Straße, die ich auf Maps ausgemacht hatte, scheint nicht befahrbar zu sein . Auch ein ein Blick ins Umland liefert nur dunkle Wolken.

Ziemlich enttäuscht gebe alle anderen möglichen Info-Punkte in mein Navi ein. Sie liegen fast ausschließlich von hier aus hinter den Bergen, also einige Fahrstunden entfernt. Nur der Ort Glarus ist zur Hälfte auf meiner Strecke nach Norden und der Umweg nicht riesig. Gedacht, getan. Was ich nicht ahnen konnte, ist, dass Glarus doch ein Stückchen größer ist und zusätzlich ein Stadtfest stattfindet. Also Umleitung und Parkplatzsuche, doch auf meiner Ehrenrunde um den Bahnhof sehe ich zumindest einen Hinweis auf das Welterbezentrum. Ich bekomme den letzten  Parkplatz und begebe mich zum alten Bahnhof. Dort ist dann wirklich ein kleines Naturfreunde-Welterbezentrum und das hat sogar geöffnet. Hier gibt es ausreichend Informationsmaterial und nicht nur Beschreibungen, sondern auch einen ausführlichen Film über die Tektonik und das Besondere der Gegend hier. Hier hat die afrikanische Platte mit ihrer Verschiebung eine Schicht der eurasischen abgehobelt und auf das neue Gestein geschoben, so dass älteres Gestein auf dem jüngeren liegt. Und genau das kann man, beziehungsweise die Geologen, oben auf den Bergen sehen und untersuchen.

Und als ich aus dem Bahnhof trete, zeigen sich auch kurzzeitig die Berge unter – und oberhalb der Wolken und mir gelingt doch noch ein Foto. Damit kann ich auch für dieses Welterbe zumindest den Teilerfolg, der eben zu dieser Jahreszeit möglich ist, verbuchen.

Auf der Hinfahrt hatte ich einen fantastischen blauen See zwischen den Bergen gesehen, an dem plane ich mein Mittagspicknick.

Die Gegend hier ist ganz süß, es gibt eine Heidi-Welt, ein Mühlifest und lauter solche niedlichen Dinge. Und das von den ernsthaften und ordentlichen Schweizern.

Resümee

Die Tektonikarena Sardona ist ein tolles Ziel für Wanderungen und den Sommer. Hier kann man neben fantastischen Bergpanoramen außergewöhnliche Spuren der Erdentwicklung sehen. Es gibt ausreichend Informationszentren, wo die Geschichte und Bedeutung für die ganze Familie erläutert wird. Im Sommer fahren auch die Lifte, so dass ein Besuch im Besucherpavillon Flims sicher ein Erlebnis ist.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

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