Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Zitronen, Wein und Tausend Stufen

Auf meiner Italien-Welterberoute besuche ich zwei einmalig fotogene Gegenden – wer kennt sie nicht von Instagram, ich fahre nach

  • Cinque Terre, die Küste der fünf Orte zwischen Genua und La Spezia und zur
  • die Amalfi-Küste südlich von Neapel.

Portovenere, Cinque Terre und die Inseln (Palmaria, Tino und Tinetto)

Nach meiner Besichtigung von Genua übernachte ich auf halber Strecke nach Cinque Terre. Für meine Besuch habe ich mir stellvertretend das Dorf Monterosso ausgewählt. Die Fahrt dorthin hält eine dicke Überraschung für mich bereit.

Am Morgen regnet es, zum Glück bin ich mittlerweile so eingerichtet, dass ich das Auto nicht unbedingt verlassen muss. Meine Strecke führt über die Berge, es kommt mir ein Auto voller Schnee entgegen kurz darauf bin ich auch schon drin.

Zuerst finde ich das ja auch noch lustig, aber dann wird es so glatt und steil, dass ich am liebsten anhalten würde, doch es gibt nur eine Spur.

Wir haben den 2. April, ich bin in Italien, und es schneit unaufhörlich in dicken Flocken, auf der Straße liegen schon fast 20 cm – aber – der Schneepflug kommt!

Das ist ja nicht gerade das Wetter, dass man sich für das Instagram-Motiv-schlechthin wünscht. Ich werde trotzdem mein Glück versuchen und die an die Küste runter fahren.

Die „fünf Länder“, wie die Cinque Terre übersetzt heißen, und die drei vorgelagerten Inseln Palmaria, Tino und Tinetto stehen seit 1997 auf der UNESCO-Welterbeliste. Cinque Terre ist der Sammelname für die fünf Dörfer Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore. Die zerklüftete, steile Küstenlandschaft mit ihren hohen, kompakten Siedlungen und spektakulären Terrassen, die sich 15 km entlang der östlichen ligurischen Küste zwischen Levanto und La Spezia erstreckt, wurde über Jahrhunderte intensiv mit steinummauerten Terrassen für den Anbau von Weinreben und Olivenbäumen kultiviert. Das Gebiet war außer auf dem Seeweg fast unzugänglich, bis in den 1870er Jahren die Eisenbahnlinie Genua-La Spezia gebaut wurde. Die Anordnung der kleinen Städte und die Gestaltung der umgebenden steilen, unebenen Landschaft ist das Ergebnis der seit dem späten Mittelalter währenden gemeinsamen Bemühungen der Dorfgemeinschaften, einen nachhaltigen Lebensunterhalt für die Bewohner zu schaffen. Eine Vielzahl weiterer Informationen gibt es hier und ebenfalls ein Einführungsvideo.

Als ich es endlich über den Berg geschafft habe, fahre ich entschlossen nach Monterosso zum Hafen. Der Blick ist trotz des Wetters nicht ohne Charme. Ich ziehe mich deshalb regensicher an und wage einen Spaziergang.

Nach dem Schneefall heute Morgen ist die Stimmung einzigartig, anfänglich stehen noch graue Wolken über dem verschneiten Berg und heben das Türkis des Meeres hervor. Später zaubert die Sonne Glanz auf die Gischt. Der Wind peitscht die Wellen über die Felsen im Meer und nicht nur ich stehe mit dem Fotoapparat auf den Klippen. (mein kleines Video)

Ich beginne meinen Rundgang in Monte Rosso und nehme den Felsenweg nach Monte Rosso die Mare. Von der Festung und dem alten Leuchtturm sieht man die Dörfer aufgereiht, jedes in seiner eigenen Schlucht, am Berg keben.

Während meiner Wanderung wird das Wetter immer besser, der Ausblick schöner und schöner und ich entdecke immer neue Fotopunkte. Ich sehe die Weinberge, die außer Muscheln die zweite Einnahmequelle der Orte waren – heute sind es wahrscheinlich zu 99 % die Touristen. Im Nachbarort wird das ganz deutlich, hier reiht sich ein Restaurant an das andere und es wird italienische Lebensart gefeiert – Wein, Antipasti und die Auslagen der Boutiquen quellen über. Seit die Sonne rausgekommen ist, räumen alle ihre Stände wieder ins Freie und die Straßen füllen sich.

In der Sonne wird es sofort warm und mich wundert es nicht mehr, dass hier Wein und Oliven gut gedeihen. Die Straßen sind schmal und steil, das wirklich geeignete Gefährt hier ist der Piraggio, den ich in allen Varianten sehe. Am Ende meines Bummels schaue ich mir die zwei hübschen Holzkirchen an und dann ist es Zeit, zurück zu wandern.

Nach dem etwas holperigen Start heute morgen ist es doch noch ein toller Tag und und Besuch in Cinque Terre geworden und ich habe auf meiner langen Runde erleben können, was das Besondere der Orte und der Landschaft ausmacht.

Resümee

Die Cinque Terre sind ein Touristenmagnet – zurecht, aber auch ein bisschen schade. Selbst jetzt Anfang April und nach dem Schnee heute Vormittag drängen sich Touristen, stehen an den Fotopunkten und auf den Klippen und füllen die wenigen Parkplätze und die vielen Restaurants. Aber – die Cinque Terre sind sehenswert und etwas ganz Einmaliges, deshalb sollte man einen dieser Orte schon einmal erlebt haben.

Ich fahre weiter nach Süden, auf der Küstenstraße, die 15 km im Hinterland über Berge und durch Tunnel verläuft, komme dann am Hafen von La Spezia wieder Richtung Meer und bei der Marmorstadt Carrara fahre ich unter Palmen am türkisen Meer auf der einen und eisbedeckten hohen Bergen auf der anderen Seite entlang.

Amalfiküste

Ich komme aus Pompeji und fast zwei Stunden atemberaubende, abenteuerliche Serpentinenfahrt, meist sogar im ersten Gang, liegen hinter mir, als ich gegen Abend ganz oben am Berg auf einem der seltenen zeitlich unbegrenzten und kostenlosen Parkplätze von Amalfi ankomme. Graue Wolken über türkisem Meer, ich kenne es schon und kann mich trotzdem kaum satt sehen.

Ebenfalls seit 1997 steht die Amalfiküste auf der UNESCO-Welterbeliste. Auch sie ist eine außergewöhnliche Kulturlandschaft. Ihre Schönheit und Vielseitigkeit hat sich aus ihrer dramatischen Topographie und historischen Entwicklung ergeben. Hier lebten schon in prähistorischen Zeiten Menschen und seit Beginn des Mittelalters wurde der Küstenabschnitt intensiv besiedelt. Die ländlichen Gebiete zeugen von der Vielseitigkeit der Einwohner bei der Anpassung ihrer Landnutzung an die Beschaffenheit des Geländes, die von terrassierten Weinbergen und Obstgärten an den unteren Hängen bis zu Weiden im Hochland reicht. Die Landschaft ist geprägt von Felsen, Wäldern und Macchia, aber auch von Zitrushainen und Weinbergen. Eine Reihe von Städten, wie z.B. Amalfi und Ravello, beherbergen bedeutende architektonische und künstlerische Schätze, wie u.a. die Kathedrale von Amalfi aus dem 10. Jahrhundert. Den arabisch-normannischen Einfluss in der Region werde ich später in Neapel noch in Vollendung sehen. Hier ist das Einführungsvideo.

Es ist Samstagabend und ich habe Muße, das Dorfleben zu beobachten – aus den offenen Türen der Kirche dringt Musik und Gesang, ein wenig weiter spielt die Jugend Fußball – über dem Feld und entlang der Seitenwände sind Netze gespannt, denn man spielt quasi über dem Abgrund. Die Leute hier leben wirklich in ihrer Tradition, wie ich es im Welterbevideo gesehen habe. Hier ist meines vom heutigen Abend.

Der Morgen beginnt mit Gewitter mit Hagel, wie ich es lange nicht erlebt habe, und vor allen Dingen nicht im Auto. Als die Wolken sich verzogen haben, begebe ich mich auf Suche nach den Treppen den Berg hinunter. Die Sonne sucht sich immer mal ein Wolkenloch und zaubert fantastische Spiegelungen aufs Meer und Farben in die Landschaft. Zuerst klettere ich aber auf die Amalfi Hills. Von hier aus habe ich einen Ausblick in das nächste Tal und den Ort, der dort am Hang klebt.

Ich finde immer mehr Treppen und verschlungene Wege, die die Häuser verbinden und mich den Berg hinunter führen. An jeder Ecke bleibe ich stehen und mache Fotos, bin einfach nur begeistert. Dabei entdecke ich auch, was sich unter den schwarzen Netzen befindet, die die Bäume bedecken – das sind die berühmten Zitronen. Ich laufe nun schon über eine halbe Stunde die Treppen bergab und bekomme langsam Angst vor der eigenen Courage, weil ich nachher alles wieder hoch muss.

Amalfi empfängt mich bunt und quirlig, Hotels und Restaurants reihen sich aneinander, Zitronen und Limoncello zieren die Auslagen der Läden und Stände und am Hafen werden Bootstouren auf die Inseln angeboten.

Die Kathedrale thront auffallend und schön über dem Marktplatz, der Organist gibt gerade ein Solokonzert. (Video) Die Kirche füllt sich bis auf den letzten Platz, Glöckchen klingeln, der Kardinal kommt mit einer ganzen Prozession durch die Tür und ich habe Gelegenheit, einen italienischen Palmsonntag mitzuerleben. (Video, Video)

Bevor ich den Berg wieder hoch steige, kaufe ich natürlich Limoncello für meine Mitbringsel-Sammlung. Viele hunderte Stufen, Steilhänge und Ausblicke später stehe ich wieder oben am Auto. Zum Glück gibt es hier in Italien überall ausreichend Trinkbrunnen, beim Aufstieg habe ich meine Flasche zweimal aufgefüllt.

Auf der Weiterfahrt folge ich noch etwa 20 Kilometern lang der Amalfi-Küste und nehme noch einmal alles mit, was sie zu bieten hat – es ist einfach nur atemberaubend schön. Der Verkehr ist heute sehr moderat, so dass ich die Ausblicke genießen und mich in Ruhe von dieser beeindruckenden Landschaft verabschieden kann.

Wer diesen Küstenabschnitt ohne Stress und Parkprobleme durchstreifen möchte – es fahren in den schmalen Straßen, man will es kaum glauben, Busse.

Resümee

Südliches Leben am Steilhang, Zitronenplantagen und Fußballfelder über dem Abgrund, Leben zwischen hunderten Stufen, Limoncello und Gesänge aus der Kirche – Amalfi ist etwas ganz Besonderes und lässt sich nicht so einfach in Worte fassen, sondern nur selbst bei einem Besuch erleben.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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