Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Vulkane, Asche und Meer

Drei der Welterbestätten Italiens sind mit seinen Vulkanen verbunden:

  • die archäologischen Stätten von Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata
  • der Ätna und
  • die Äolische Inseln.

Archäologische Stätten von Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata

In Rom und Neapel habe ich antike Stätten und Bauwerke aus den verschiedensten Epochen und Jahrhunderten gesehen, in der Villa Adriana Zeugnisse vom Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. und nun werde ich, nur 30 km von Neapel entfernt, selbst Zeuge eines genauen Tages im ersten Jahrhundert.

Als der Vesuv am 24. August 79 n. Chr. ausbrach, verschlang er die beiden blühenden römischen Städte Pompeji und Herculaneum sowie die vielen wohlhabenden Villen in der Gegend. Pompeji war eine weitläufige Handelsstadt, Herculaneum ein Ferienort und die Villen zeugen vom opulenten Lebensstil der wohlhabenden Bürger des frührömischen Reiches. Diese Ausgrabungsstätten wurde 1997 auf die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Pompeji ist mit seinen gut erhaltenen Gebäuden, Straßen und privaten und öffentlichen Einrichtungen, die einzige archäologische Stätte der Welt, die ein vollständiges Bild einer antiken römischen Stadt vermittelt. Viele der Häuser sind mit reichen Wandmalereien ausgestattet oder in der Form von Atriumhäusern um den Innenhof gebaut. Die Stadtteile und die Küste von Herculaneum weisen einen noch besseren Erhaltungsgrad auf und die Funde umfassen auch Alltagsgegenstände wie Lebensmittel, Weinkrüge oder auch Holzmöbel. Auch in Herculaneum sind mehrere beeindruckende öffentliche Gebäude, wie Bäder, ein Priesterkollegium und ein Theater gut erhalten. Die Vorstadtvillen im Vesuv-Gebiet sind sogar noch größer und üppiger dekoriert. Zum Zeitpunkt des Ausbruchs stand in Pompeji eine Wahl bevor und es sind dadurch viele politische Slogans an den Wände erhalten. In Herculaneum bewahrten die vulkanischen Ablagerungen Hunderte von Wachstafeln, von denen einige Rechtsdokumente enthalten, und in einer der Villen wurden mehr als 1.800 Papyrirollen mit griechischen philosophischen Texten gefunden. Diese literarischen Quellen vermitteln ein Bild der letzten Jahrzehnte dieser antiken Städte mit sozial komplexen und dynamischen Gemeinschaften und sind außergewöhnliche Zeugnisse typischer Lebensweisen in der römischen Gesellschaft im ersten Jahrhundert n. Chr. Weitere wichtige archäologische Quellen sind die menschlichen Überreste derjenigen, die bei der Eruption ums Leben kamen. In Pompeji wurde erstmals Gips in Hohlräume im vulkanischen Material gegossen und ermöglichte Abdrücke der Formen der menschlichen und tierischen Opfer. In Herculaneum wurden entlang der alten Küstenlinie etwa 300 Skelette entdeckt. Die Untersuchung dieser Opfern aus den Städten bietet Einblicke in Gesundheit und ihren Lebensstil.

Die Stätten wurden seit Mitte des 18. Jahrhunderts schrittweise ausgegraben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Herculaneum wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts der Öffentlichkeit als eines der ersten Freilichtmuseen mit rekonstruierten Gebäuden zugänglich gemacht, das Konzept wurde ebenso in Pompeji übernommen. Hier gibt es ein Einführungsvideo.

Ich habe für meine Besichtigung der Ausgrabungsstätten Pompeji gewählt., auf einer früheren Tour habe ich auch Herculaneum gesehen.

Auf der Fahrt von Neapel bis Pompeji sehe ich von der Hochstraße aus, wie groß Neapel wirklich ist. Ein großes industrielles Hafengebiet, moderne Stadtteile mit Hochhäusern, volle Autobahnen und Hochstraßen.

Ich fahre die längere Strecke über den Berg , bin trotzdem schneller als auf der kürzeren Hauptroute.

Dobby steht im Schatten auf einem privaten Parkplatzhof und auch ich gönne mir eine schattige Verschnaufpause, bevor ich mich auf den Weg nach Pompeji mache. Der Weg zum Museumseingang ist gepflastert mit Parkplatzanbietern, Pizzerien und Souvenirständen und ich komme mir vor wie auf dem Rummel. Es sind schon und besonders jetzt am Wochenende relativ viele Besucher da.

In der weitläufigen Anlage selbst verläuft sich der Andrang und ich hänge meinen Gedanken nach. Der Rundgang beginnt am Theater. In den letzten Tagen hatte ich mehrere davon.

Aber dann gehe ich durch die Straßen der Stadt und es fällt nicht leicht, den Zeitsprung im Kopf zu behalten. Einige Häuser sind auch nach 2.000 Jahren immer noch wunderschön und lebendig bemalt, ich stehe im Garten im Innenhof und eigentlich könnte gleich der Bewohner über die Schwelle treten.

Die Straßen tragen Namen, die Häuser sind Zwecken und Personen zugeordnet, alles ist genau beschrieben und die Gästeführer kommen und gehen mit ihren Gruppen und erzählen in allen Sprachen.

Im Hintergrund hat sich der Vesuv eine Wolke über seinen Schlund gezogen. In mehreren Schauvitrinen sind die Abdrücke der Menschen, die man hier gefunden hat, ausgestellt. Grund zum Innehalten und Nachdenken.

Da schaue ich mir weiter die schön bemalten und ausgestatteten Häuser an und stelle mir das leben darin vor, Küche, Bad, eine Taverne sind zu sehen.

Und an jeder Ecke entdecke ich im nächsten Haus Neues, Läden, die Schule, die Wäscherei und die Thermen.

Zum Abschluss der Runde stehe ich auf dem zentralen Platz mit den umgebenden Tempeln, hier wird noch einmal deutlich, wie groß diese Stadt gewesen ist.

Ich bin jetzt viele tausend Schritte und einige Stunden unterwegs und habe mit Sicherheit noch nicht alles gesehen, aber der Kopf und die Speicherkarten sind nach diesem Tag in und um Neapel gut gefüllt.

Mein Weg führt mich am Abend weiter zum nächsten Highlight – nach Amalfi.

Resümee

Die Ausgrabungsstätten um den Vesuv vermitteln das mit Abstand eindrücklichste Bild der alten römischen Kultur und des Lebens in dieser Zeit. Sie sind eine wertvolle Ergänzung zu allem, was man an Palästen, Amphitheatern und Villen in anderen Orten schon gesehen hat. Hier wird eine Stadt förmlich zum Leben erweckt. Und dass das alles innerhalb weniger Stunden erstorben ist und dieser Moment quasi eingefroren vor uns liegt, gibt viel Anlass zum Nachdenken. Pompeji ist eine vielschichtige Welterbestätte und ein Must See bei einem Besuch in Süditalien.

Ätna

Taormina (ehemaliger Welterbekandidat)

Taormina und die vorgelagerte Isola Bella standen von 2006 – 2021 auf der UNESCO-Tentativliste und ich widme der wunderschönen Stadt am Hang des Monte Tauro meinen ersten Stopp auf Sizilien. Die Stadt blickt auf eine bewegte Geschichte und die verschiedensten Besatzer zurück. Die vielen historischen Sehenswürdigkeiten, ihre malerische Lage und das milde Klimas habenTaormina zu einem der wichtigsten Touristenanziehungspunkte Siziliens werden lassen.

Die Tage werden schon merklich länger und ich übernachte nach meinem Besuch in der Kartause von Padula (Link) auf dem Weg nach Livorno auf einem um diese Jahreszeit noch leeren Strandparkplatz.

Ein kleines Bad im Meer ist auch drin und beim Sonnenuntergang sehe ich eindeutig und viel näher als erwartet eine Vulkaninsel im Meer – das ist der Stromboli – und sofort schlägt mein Herz höher – morgen werde ich auf Sizilien sein.

Die Autobahn wird flacher und nach Livorno geht es mehr oder minder steil und durch Tunnel bergab. Der Ticketkauf für die Fähre ist nicht ganz einfach, das Office liegt etwas zurück und ich bin im ersten Anlauf daran vorbeigefahren. Nicht die erste Ehrenrunde, die ich auf meiner Fahrt drehe.

Es gibt einige Linien, die die Insel mit dem Festland verbinden und ich verfolge auf der Karte meine Route.

Etwas außehalb von Messina bin ich auf sizilianischem Boden und kann gleich einen Vorgschmack auf den Verkehr hier bekommen. Ich überlege, ob ich nicht gleich schon die Rückspiegel einklappen sollte. (Letztendlich habe ich es die ganze Tour über nicht getan und glücklicherweise auch keinen Kratzer davongetragen.)

Sizilien empfängt mich traumhaft mit türkisblauer See, breiten Stränden, später Felsnadeln im Wasser, steilen Serpentinen zu alten Burgen oben auf den Bergen.

Mein erstes Ziel ist Taormina, ich habe ein Parkplatz unweit des Zentrums gefunden und den Dobby eingefädelt. Die Stadt ist voll im Touristentaumel, alle Händler bieten ihre Köstlichkeiten und Handarbeiten feil.  Ich drehe meine Runde durch die Gassen und fange ein bisschen die Stimmung ein.

Das Städtchen ist quirlig und voll historischer Gebäude, aber leider total touristenverwöhnt und auch jetzt schon Anfang April überlaufen. Am antiken Theater stelle ich mich heute nicht an, sondern greife auf meine Fotos vom letzten Sizilien Besuch zurück.

Tief unterhalb des Ortes liegt der Golf von Giardini-Naxos mit der kleinen Insel Isola Bella.

Der Ätna

Der Ätna ist einer der aktivsten und bekanntesten Vulkane der Welt und ein hervorragendes Beispiel für laufende geologische Prozesse und vulkanische Landschaftsformen. Er ist der höchste Inselberg des Mittelmeers und der aktivste Schichtvulkan der Welt. Seit 2013 steht er auf der UNESCO-Welterbeliste. Seine außergewöhnliche vulkanische Aktivität ist seit über 2.700 Jahren dokumentiert und wird durch die Wissenschaft laufend erforscht. Der Vulkan hat um sich ein wichtiges Ökosystem mit endemischer Flora und Fauna geschaffen und seine Aktivität schafft ein natürliches Labor für die Untersuchung ökologischer und biologischer Prozesse. Die vielfältigen und zugänglichen vulkanischen Bereiche, wie Gipfelkrater, Schlackenkegel, Lavaströme und die Senke Valle de Bove haben ihn zu einem erstklassigen Ziel für Forschung und Bildung gemacht. Heute ist der Ätna einer der am besten untersuchten und überwachten Vulkane der Welt und beeinflusst weiterhin die Vulkanologie, Geophysik und andere erdwissenschaftliche Disziplinen. Darüber hinaus ist der ihn umgebende Nationalpark für alle zugänglich, die die Faszination dieses Vulkans erleben möchten.

Von Taormina kommend fahre ich zunächst an der Küste entlang. Die Orte kleben steil am Hang, das Meer ist jetzt blassblau und an den Hängen stehen keine Zitronen, sondern trockene Büsche, die jetzt im Frühling gelb und orange blühen. Ab Gardinia Naxos kommt der Ätna in Sicht, majestätisch erhebt er sich hinter den Dörfern. Es sind verschiedene Zufahrten gewiesen und ich lasse mich nach Ätna Nord-Ost navigieren. Die Straße schlängelt sich durch Dörfer und danach den Wald den Berg hinauf, später geht es über die Lavafelder des Ausbruchs 1991. Natürlich strampeln die hier in Italien unvermeidlichen Radfahrer den Berg hoch ich sehe auch eine Gruppe Geologen auf den Lavafeldern.

Weiter oben liegt noch Asche der letzten Aktivität auf der Straße.  Ich parke Dobby etwas abseits und schaue mir an, was es hier zu unternehmen gibt. Eine Seilbahn fährt fast bis zur Spitze und man kann um einen roten Krater herum laufen. Viele Wanderer sind mit Stöcken gerüstet unterwegs.

Ich nehme die Seilbahn, die Auffahrt lohnt. Besonders interessant ist, dass man von der Gondel aus in die verschiedenen Krater der einzelnen Ausbrüche schauen kann. Die Farben sind einfach faszinierend und ich genieße die lange Fahrt. In der ferne liegen die Küstenorte.

Ich wandere über Lava und Asche und muss an meine anderen Vulkanerlebnisse denken. An einigen Stellen liegt hier oben noch weißer Schnee, manchmal mit schwarzer Asche bedeckt. Man könnte mit dem Jeep durch die Kraterlandschaft fahren oder einfach, wie ich, den vielen Pfaden folgen, in allen Richtungen Berge und Hügel erklimmen und immer neue Krater entdecken.

Unten im Tal wird es nachmittagsdiesig, die Seilbahn schellt zur letzten Runde und ich fahre wieder ab. Nach einem guten Panini und einem Espresso gehe ich auf den roten Kater. Ich kann ja nun wirklich nicht sagen, dass ich nicht schon auf einem Vulkan gewesen wäre, aber es fasziniert mich jedes Mal von Neuem.

Der Ätna hat alles, was man sich wünschen kann mit seinen vielen Kratern, den verschiedenen Farben und dem Ausblick zum Meer. Ich kann mich nicht satt sehen und könnte hier einen ganzen Tag lang spazieren gehen und immer wieder neue tolle Farben und Blicke entdecken.

Resümee

Der Ätna ist nicht nur für die Geologen, sondern auch für die Besucher, ein Vulkan zum Anfassen. Es wird leicht gemacht, um den Krater zu laufen, sich an den Farben zu erfreuen, die Eruptionsgeschichte an den einzelnen Kratern zu verfolgen und zu sehen, wie das Leben auf den Lavafeldern wieder beginnt. Der Ätna lässt uns wieder einmal hautnah spüren, wie unheimlich schön unsere Erde ist und welche Überraschungen sie für uns bereithält.

Gegen Abend wird es frisch, ich gehe zum Auto und checke die Übernachtungsmöglichkeiten.

Eine Nacht am Vulkan hätte durchaus ihren Reiz, in der Nähe der Fähre nach Malta wäre jedoch praktischer. Deshalb fahre ich weiter Richtung Syrakus und übernachte am Meer.

Äolische Inseln

Ich bin oberhalb von Milazzo bei einer Freundin aus unserem ersten Sizilien-Urlaub zu Gast und habe mittlerweile ganz Sizilien umrundet. Meine geplante Überfahrt nach Malta ist dem Sturm zum Opfer gefallen und auch heute steht es mit dem Wetter nicht zum Besten. Ich war vor einigen Jahren, damals noch mit den Kindern, auf Vulcano und dem Stromboli und das ist sicher nicht zu toppen. Deshalb verzichte ich für dieses Mal auf eine Überfahrt und greife auf unsere damaligen Erlebnisse zurück.

Die Äolischen Inseln stehen seit 2000 auf der UNESCO-Welterbeliste. Lipari, Vulcano, Salina, Stromboli, Filicudi, Alicudi und Panarea sind mit ihren vulkanischen Landschaften Gegenstand der laufenden weltweiten Untersuchung der Vulkanologie. Sie bieten ein reichhaltiges Feld für vulkanologische Studien laufender geologischer Prozesse bei der Entwicklung von Landformen. Die Inseln werden seit dem 18. Jahrhundert erforscht und haben die Wissenschaft der Vulkanologie mit Beispielen für zwei Arten von Eruptionen (vulkanisch und strombolisch) bereichert. Hier gibt es zwei sehr schöne Videos.

Wir starteten mit der Fähre von Milazzo zunächst auf Vulcano. Ein Bad im Vulkanschlamm ist ein nachhaltiges Erlebnis, nicht nur wegen des Geruchs.

Das absolute Highlight war jedoch der nicht zu unterschätzende und einige Stunden dauernde Abend-Aufstieg auf den Stromboli. Den Rest der Nacht haben wir auf dem warmen, schwarzen Sand am Strand verbracht.

Unser Familiengeologe war ebenfalls nun schon vor vielen Jahren zu Forschungen auf Panarea und vor Stromboli und ich kann meinen Blog mit einigen seiner Fotos aus meinem Archiv abschließen.

Resümee

Ein Ausflug von Sizilien aus zu den äolischen Inseln ist ein absolutes Highlight. Hier kann man Vulkanismus hautnah erleben. Ein Bad im schwefeligen warmen Schlamm oder auch ein schweißtreibender Aufstieg auf den Stromboli, das sind einmalige Erlebnisse, die man nie wieder vergessen wird..

Für mich geht mit der Überfahrt von Messina aufs Festland meine Sizilienrunde zu Ende und die Italienrunde Richtung Norden zu vielen spannenden Welterbestätten weiter.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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