Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Die Arkadengänge von Bologna

In den letzten Tagen habe ich einige kirchliche Welterbe besucht, wie die Stätten des Heiligen Franz von Assisi oder auch die frühchristlichen Bauwerke in Ravenna. Heute steht etwas ganz und gar Weltliches auf dem Plan – die Arkadengänge von Bologna. Das kommt mir ganz gelegen, denn es regnet fast ununterbrochen.

Die Arkaden von Bologna stehen seit 2021 auf der UNESCO-Welterbeliste. Das neueste Welterbe Italiens umfasst ein Ensemble von zwölf sehr unterschiedlichen Arkadengängen und ihren umgebenden Bereichen, die seit dem 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart entstanden sind. Einige sind aus Holz, andere aus Stein oder Ziegeln sowie aus Stahlbeton gebaut und bedecken Straßen, Plätze, Wege und Gehwege, entweder auf einer oder auf beiden Seiten einer Straße. Ausgewählt wurden dabei die repräsentativsten unter den insgesamt 62 Arkaden- Kilometern, über die Bologna verfügt. Die Arkadengänge ermöglichen geschützte Gehwege und sind erstklassige Standorte für Handel und Restaurants. Im 20. Jahrhundert wurde es durch die Verwendung von Beton möglich, die traditionellen gewölbten Arkaden durch weitere Baumöglichkeiten zu ersetzen und es entstand dadurch eine neue architektonische Sprache. Das Arkadenensemble von Bologna spiegelt unterschiedliche Typologien, urbane und soziale Funktionen und chronologische Phasen wider. Als Privateigentum zur öffentlichen Nutzung sind die Arkaden Ausdruck und Element der urbanen Identität Bolognas.

Es hat die ganze Nacht geregnet, dafür habe ich ein unbeschreibliches Vogelkonzert erleben dürfen. Am Morgen koche ich meinen Kaffee geschützt unter der Regenfolie über den Hintertüren, da beginne ich den Tag gleich mit meiner eigenen kleinen Arkade.

Ich fahre nach Bologna, zunächst auf einem Bogen um die recht große Stadt und bekomme dann nirgends einen Parkplatz. Ich werde im dichten Verkehr auf eine Bergstraße abgedrängt, die ist so schmal und kurvenreich, dass ich nicht umwenden kann und eine Extra-Runde drehe, bis ich wieder, zwar weit oberhalb des Zentrums, dafür aber auf einem guten Platz am Rande eines schönen Wandergebietes ankomme. Bei besserem Wetter ein echter Tipp, doch jetzt hängen die Wolken tief über der Landschaft.

So wandere ich also erst einmal eine ganze Strecke bergab durch die wunderschöne, wenn auch nasse, Emilia Romana. Es gibt von hier oben einen guten Blick auf die Stadt, in jedem Garten blüht es und als ich unten in der Blechlawine ankomme, weiß ich, dass die kleine Bergwanderung der bessere Weg war.

Schon vor dem eigentlichen Zentrum geht es los mit den Arkaden, die 62 km davon begleiten hier fast jede Straße und stehen vor den meisten Häusern. Hier sind sie noch nicht ungewöhnlich, einige schöne Details, z.B. vor einer Kirche, entdecke ich trotzdem.

Unter den Arkaden wird gehandelt, gesessen und Kaffee getrunken . Bologna scheint an das angenehme Leben, besonders heute, im Trockenen, gewöhnt.

Je näher ich dem Zentrum komme, umso schmuckvoller werden nicht nur die Gebäude und die Arkaden, sondern auch die Geschäfte darunter.

Selbtst der Piazza Maggiore mit der Basilika ist weithin sichtbar von Bögen umgeben.

Ich laufe weiter und halte meinen Fotoapparat nach oben, keine Decke ist wie die andere. Ich kann auch genau sehen, wie sich die Stütztechnik im Laufe der Epochen verändert hat. Die Arkadengänge nehmen kein Ende, rechts und links der Straßen in jeder Farbe und Form. (Video)

Stuck, Verzierungen, neue sachlich gerade Decken, die Fußböden passend dazu mit Mosaiken oder großen Platten, es ist alles da. Irgendwann muss ich mich dann wirklich losreißen, ich kann ja schließlich nicht alle 62 km ablaufen. Wenn ich durch die Bögen auf die andere Seite schaue, entdecke ich an den Häusern ebenso schöne Details und Schmuckelemente.

Die Stadt ist ideal für einen Regentag wie heute, bis auf wenige Ausnahmen sind hier alle Fußwege überdacht, die Tische der kleinen Restaurants können einfach draußen stehen bleiben und in die Geschäfte kommt man trockenen Fußes.

Das einzige, was mich stört, ist der Verkehr, der sich durch die gesamte Innenstadt wälzt. Nicht nur, dass kein Foto ohne Autos gelingt, trotz schöner Passagen ist die Stadt sehr hektisch.

Resümee

Arkaden kennt man ja von verschiedenen Rathäusern oder aus historischen Stadtzentren. Aber was ich heute hier durchlaufen habe, hat mich doch überrascht. Es gab viel mehr zu sehen und zu bestaunen, als ich mir hatte vorstellen können. Das Besondere an den Arkaden von Bologna ist, neben ihrer Menge, dass ihr System über die Jahrhunderte betrieben, verfolgt und vervollkommnet und immer wieder mit neuem Leben erfüllt wurde. Ein Bummel durch die wunderschönen Arkaden von Bologna ist in jedem Fall ein besonderes Einkaufs- , Restaurantbesuchs- oder einfach Schau-Erlebnis.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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