Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Paduas Botanischer Garten und Freskenzyklen aus dem 14. Jh.

Meine letzte Station auf dem Weg nach Venedig ist Padua, eine der ältesten Universitätsstädte Europas. Das erste Welterbe der Stadt ist der Botanische Garten der Universität. An einigen Tagen kann man an der Universität auch den anatomischen Hörsaal und die Lehrkanzel Galileis besichtigen, doch damit habe ich heute leider kein Glück. Das zweite Welterbe umfasst die Freskenzyklen berühmter Maler aus dem 14. Jahrhundert, die einige Kirchen und das Rathaus schmücken.

Botanischer Garten (Orto Botanico)


Der botanische Garten von Padua steht seit 1997 auf der UNESCO-Welterbeliste. Er wurde 1545 als weltweit erster botanischer Universitätsgarten angelegt. Bis heute hat er seine ursprüngliche Form aus einem kreisförmigen zentralen Grundstück, das die Welt symbolisiert und von einem Wasserring umgeben ist, der den Ozean darstellt, bewahrt. Orthogonale Pfade in den Haupthimmelsrichtungen unterteilen den Garten in vier Einheiten, deren schmiedeeiserne Eingangstore von 1704 stammen. Der Garten beherbergt zwei sehr bedeutende Sammlungen. Sein Herbarium und seine Bibliothek mit mehr als 50.000 Bänden und Manuskripten von historischer und bibliografischer Bedeutung gehören nach wie vor zu den bedeutendsten der Welt. Traditionell werden hier besonders seltene Pflanzen gesammelt und angebaut. Derzeit gibt es über 6.000 systematisch geordnete Arten und thematische Sammlungen. Der Botanische Garten von Padua repräsentiert die Gebursstunde des wissenschaftlichen Verständnisses der Beziehung zwischen Natur und Kultur und hat damit einen tiefgreifenden Beitrag zur Entwicklung der Botanik, Medizin, Ökologie und Pharmazie geleistet. Hier gibt es ein Einführungsvideo.

Parkplätze in Padua sind Mangelware, besonders, weil die gesamte Innenstadt wegen eines Stadtlaufes gesperrt ist. Ich parke also außerhalb der Stadtmauer und durchquere das Zentrum. Der botanische Garten liegt unweit der historischen Innenstadt mit ihren Kirchen, Palästen und Arkaden und ich bekomme auf dem Weg dorthin einen ersten Eindruck.

Die Stadt ist voller Läufer und Zuschauer, doch im Botanischen Garten trete ich, kaum habe ich das Tor passiert, in eine Welt der Stille und der Vogelstimmen.

Der Garten ist wunderschön, er ist die das grüne Herz der Stadt, ein Ruhepol. Begleitet vom Plätschern der Brunnen drehe ich meine Runden. In einem großen Glashaus ist die Goethe-Palme zu bewundern, daneben exotische und Wasserpflanzen.

In der medizinischen Sammlung stehe ich vor schier unendlich vielen Beeten mit Kräutern und Heilpflanzen. Alles ist beschriftet und geordnet und ich gehe respektvoll durch diese wertvolle Sammlung aus aller Welt und freue mich, wenn ich ab und an wenigstens einen Namen erkenne. Andere Besucher diskutieren angeregt über ihre Entdeckungen.

Der Botanische Garten ist für mich eine wunderbare Entdeckung und lädt zum Verweilen und Ausruhen, aber auch zum Erkunden und Staunen ein.

Doch Padua hat noch ein zweites, neues Welterbe zu bieten und ich trete aus dieser Oase wieder ins volle Stadtleben.

Freskenzyklen aus dem 14.Jahrhundert

Paduas zweites und jüngstes Welterbe, das seit 2021 den UNESCO-Titel trägt, besteht aus acht religiösen und weltlichen Gebäudekomplexen innerhalb der historischen Stadtmauer. Diese beherbergen eine Auswahl an Freskenzyklen, die zwischen 1302 und 1397 von einzelnen Künstlern für sehr unterschiedliche Auftraggeber und Zwecke in Gebäuden mit verschiedenen Funktionen gemalt wurden. Trotzdem bilden die Fresken eine stilistische und inhaltliche Einheit. Sie veranschaulichen einerseits eine völlig neue Art der räumlich perspektivischen Darstellung allegorischer Erzählungen und andererseits eine innovative und realistische Abbildung menschlicher Emotionen. Neu ist ebenso die Integration der Auftraggeber in den dargestellten, teils biblischen Szenen. Die Werke stehen für die Anpassung sakraler Kunst unter der weltlichen Macht der herrschenden Adelsfamilien. Bei der Entstehung der Freskenzyklen spielten die Künstler Giotto, Guariento di Arpo, Giusto de’ Menabuoi, Altichiero da Zevio, Jacopo Avanzi und Jacopo da Verona eine führende Rolle. Sie arbeiteten für berühmte Familien, wie die Familie Carraresi, den Klerus sowie die Stadtgemeinde und fertigten in öffentlichen und privaten, religiösen und weltlichen Gebäuden (Scrovegni und Eremitani, Palazzo della Ragione, Carraresi-Palast, Baptisterium und zugehörige Piazzas, Gebäudekomplex der Basilika St. Antonius und San Michele ) die Freskenzyklen an, das Bild der Stadt entscheidend prägten.

Die Gebäude mit den berühmten Fresken sind über das ganze Stadtzentrum verteilt. Linda hat sie mir in bewährter Weise auf Maps markiert. Ich sehe mit Schmunzeln auf Plakaten die Freude der Stadt über ihr neues Welterbe.

Das große Angebot an vielfältigen Orten zwingt mich auszuwählen und so besuche ich zunächst die Basilika des heiligen Antonius und das Oratorium des Heiligen Georg. Alleine in diesem einen Komplex werde ich schon förmlich erschlagen von dem, was es zu sehen gibt. Zunächst gehe ich durch den Kreuzgang.

Die Basilika ist groß und wunderschön ausgemalt, die Farben leuchten, allen voran erzeugt das Blau der Gewölbe mit den goldenen Sternen eine erhabene Stimmung. Die Wände erzählen vielfarbige Geschichten.

Im Oratorium des Heiligen Georg sind Fresken der Giotto-Schüler zu sehen. Ich bekomme eine Erklärung der Darstellungen, sogar in Deutsch. In verschiedenen Bildern sind die Stifter zu sehen. Ich kann mir in Ruhe ihre Gesichter und Gesten anschauen.

Daneben befindet sich die Kapelle des Heiligen Antonius mit Fresken von Tizian-Schülern.

Die Basilika und die beiden Kapellen haben mir ein guten Einblick in den Freskenzyklus von Padua gegeben mich schier mit Bildern und Farben überhäuft. Ich möchte mir gerne noch die Fresken in einem der weltlichen Gebäude anschauen und gehe deshalb zum Palazzo della Ragione. Dort steht eine große Schlange an – Corona Maßnahmen und das Ende des Stadtlaufs. Deshalb entschließe mich, dieses Unterfangen für heute aufzugeben. Ich begnüge mich mit einem Blick in den Wandelgang vor dem Ratssaal. Hier ist der Link auf die Innenaufnahmen.

Auf meinem Weg durch die Innenstadt komme ich am wunderschönen Glockenturm mit dem Markuslöwen vorbei und freue mich auf Venedig.

Ich wandere zurück zum Auto, komme an der Universität vorbei und entdecke am Wege noch das eine oder andere interessante Gebäude und schöne Details.

Resümee

Padua ist groß und reich an Sehenswertem. Alleine die beiden Welterbe bieten Anlass und Stoff für mehrere Tage, wenn möglich ergänzt durch eine Führung durch die historischen Highlights der Universität. Ich habe mir nur eine kleine Auswahl angesehen und bin schon davon beeindruckt. Das historische Padua mit seinen beiden sehenswerten Welterben ist auf jeden Fall einen ausgedehnten Besuch wert. (Video)

Ich habe jetzt noch eine Stunde Fahrzeit bis Mestre, wo ich auf einem bewachten Parkplatz übernachte und den Dobby während meines Besuchs in Venedig auch stehen lassen kann.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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