Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – CH – Kloster St. Johann in Müstair

Ich habe viel Zeit am Landwasserviadukt verbracht und beeile mich, noch zur Öffnungszeit des Klosters nach Müstair zu kommen. dazu möchte ich, wie der Zug, über den Albulapass fahren.

Das Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair im äußersten Südosten der Schweiz steht seit 1983 auf der UNESCO-Welterbeliste. Das Kloster wurde um 775 im Auftrag Karls des Großen gegründet. Zunächst war es eine Einrichtung religiöser Benediktiner und wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine Frauenabtei. Bis heute blieb der kirchliche Betrieb erhalten. Das Klosterensemble umfasst die karolingische Konventskirche und die Kreuzkirche, den Wohnturm der Äbtissin von Planta, die ehemalige Residenz des Bischofs und zwei rechteckige Innenhöfe mit Kreuzgängen, zwei Eingangstürmen und den Wirtschaftsgebäuden des Klostergutes. Es ist eines der zusammenhängendsten architektonischen Werke der Karolingerzeit und des Hochmittelalters mit dem umfangreichsten Zyklus bekannter Gemälde aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Der bedeutende Freskenzyklus in der Klosterkirche wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Das Kloster St. Johann spiegelt die karolingische Klosterarchitektur im Wandel der Zeit und der politischen und ökonomischen Beziehungen über mehr als 1200 Jahre wider. Hier gibt es das Einführungsvideo.

Alles läuft gut, bis ich im Ort Berggrün* ankomme. Kurz nach dem Dorf kommt eine Schranke, der Albulapass soll wohl für Autos gesperrt und nur frei bis zum nächsten Ort sein. Das Risiko will ich nicht eingehen, also muss ich die weite Strecke um den Berg zurück nach Sankt Moritz fahren. Das ist ja an sich auch keine Hürde, aber jetzt sind Kipper mit Kies, Sattelschlepper mit Holzstämmen und die Sonntagsfahrer unterwegs. Außerdem kenne ich die Strecke schon und fahre gegen die Zeit. Nach Münstair muss ich dann über den nächsten Pass, der heißt Ofenpass und ist offen, wenigstens was.

*Tipp am Rande – der ganze Ort ist ein Freilichtmuseum und unbedingt anschauenswert, er gehört zu den schönsten Schweizer Dörfern – Link – und ist mit der Albuna-Linie zu erreichen.

Müstair liegt am Ende seines gleichnamigen Tales und wirklich am Ende. Kein Hinweis auf das Kloster, zum Glück entdecke ich den Kirchturm. Die Straße ist gesperrt und aufgerissen.  Jetzt bin ich so weit gefahren und dann das? Ich fahre in die Baustelle, Warnblinker an, und spähe um die Ecke durch das Tor, dort kommt man auf jeden Fall durch.

Ich parke an der nächsten Gelegenheit und schaue mir den Komplex genauer an. Zwar bin ich rechtzeitig angekommen, doch das Museum ist geschlossen und die Info und der Klosterladen sind hinter dem Bauzaun versteckt.

Hier wird umfangreich rekonstruiert, aber zum Glück lässt sich die schwere Kirchtür öffnen. Ab und an gibt es wohl auch Führungen durch das Kloster, lese ich.

Dann stehe ich vor den schönen Fresken und mache Fotos aus allen Richtungen und rund um das Gebäude, ehe hier noch abgeschlossen wird oder man mich gar wegschickt. (Video)

Ein Welterbeschild finde ich immerhin und natürlich die Statue vom Kaiser Karl, der das Kloster hatte bauen lassen, um sich auszuruhen, wenn er über die Alpen gekommen ist.

Das verstehe ich voll und ganz nach den Pässen, über die ich heute gefahren bin.

Wie einige Einheimische klettere ich dann über die Bauzäune und komme in den Klosterhof. Der ist ganz hübsch gemacht, die eine Seite, die schon früher das Klostergut war, wird offensichtlich durch einen Biobauern genutzt.  Ich mache ein paar Aufnahmen, offensichtlich gibt es hier recht wenige Besucher, wie ich den Blicken der Leute entnehmen kann. (Video)

Ich gehe noch eine Runde um das Klostergelände und über den teils historischen Friedhof und denke, dass ich zumindest das gesehen habe, was hier unter den Umständen machbar war. Noch ein Blick über die Klostermauer und dann nehme ich Abschied von Müstair. (Video)

Resümee

Hat sich der weite Weg nach Müstair gelohnt? Fast war ich geneigt, na ja, zu schreiben. Doch in der Zusammenschau der Fresken, der Lage des Klosters am Ende des wunderbaren Tals und der sehr speziellen Stimmung, die es umgibt, tendiere ich doch mehr zum ja. Es war ein guter Besuch und schon fast Abschluss meiner Schweizer Runde. Nach Müstair zu kommen, das Kloster anzuschauen und das Tal zu erspüren, lohnt sich auf jeden Fall.

Dass hier gerade restauriert wird und ich zum falschen Zeitpunkt da war, ist ja eher mein Problem. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass das Museum oder wenigsten die Information trotzdem geöffnet gewesen wären. Aber die Anfahrt über die Pässe, die schönen Dörfer entlang der Straßen, das war schon noch einmal die Schweiz, wie man sie sich vorstellt und liebt. (Video)

Dann muss ich eine letzte Übernachtung in den Schweizer Bergen finden. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich nicht einfach, erschwerend kommt hinzu, dass das Navi mich wieder in einen Autozug durch den Berg leitet. Also fährt auch Dobby mit der Rhätischen Bahn. Heute bin ich fast 350 km durch die Schweiz unterwegs gewesen, auf 2300 m, auf über 2200 m und zweimal über 2100 m gefahren, das kann ich wohl als würdigen Schweiz-Abschluss verbuchen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

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