Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – P – Garnisons-Grenzstadt Elvas und ihre Befestigungen

Ich bin schon seit mehr als vier Wochen unterwegs und erreiche das dritte Land und bald den westlichsten Punkt meiner Tour. In Portugal waren wir vor einigen Jahren im Sommerurlaub an der Algarve und für einen Tag in Lissabon und ich habe daran die besten Erinnerungen. Jetzt bin ich gespannt, was mich im Spätherbst im Norden des Landes, wo seine Welterbe liegen, erwartet. Mein erstes Ziel ist die Grenz- und Garnisonsstadt Elvas, wo ich, auch durch den Wechsel der Zeitzone, am frühen Morgen ankomme.

Die Garnisonsstadt Elvas bewachte den wichtigsten Grenzübergang zwischen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon und der spanischen Hauptstadt Madrid. Sie wurde, nachdem Portugal 1640 seine Unabhängigkeit wiedererlangte, von 1641-68 gebaut und bis zum 19. Jahrhundert weiter umfassend befestigt. Seit 2012 steht sie auf der UNESCO-Welterbeliste. Elvas verfügt über das größte befestigte Trockengrabensystem der Welt. Auf den umliegenden Hügeln wurden weitere zwölf Forts gebaut, um allen möglichen Anforderungen der Verteidigungs-kriegsführung gerecht zu werden. Die vom niederländischen Jesuitenpater Cosmander entworfenen Befestigungsanlage ist ein Meisterwerk und das am besten erhaltene Beispiel der niederländischen Befestigungsschule überhaupt. Heute ist Elvas eine außergewöhnliche Militärlandschaft, die die Entwicklungen in der Militärarchitektur und -technologie aus der niederländischen, italienischen, französischen und englischen Militärtheorie und -praxis veranschaulicht. Die Stadt wurde durch das im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert erbaute 7 km lange Amoreira-Aquädukt mit Wasser versorgt, um einer langen Belagerung standzuhalten. Innerhalb der Mauern enthält die Stadt ausgedehnte Kasernen und andere Militärgebäude sowie Kirchen und Klöster, von denen einige für militärische Zwecke angepasst wurden. Die Burg und die Überreste von alten Mauern, zivilen und religiösen Gebäuden zeugen von der früheren Entwicklung der Stadt vom 10. bis zum 14. Jahrhundert.

Ich habe meinen Grenzübertritt wegen der für mich günstigsten Route hier gewählt und fahre damit auf der wichtigsten Verbindungsstraße zwischen den beiden Hauptstädten. Schon seit der Grenze sehe ich große Welterbe-Hinweisschilder. Ich biege zuerst zu einer der kleinen Außen-Bastionen ab, um von dort einen Blick auf die Stadtmauer zu werfen. Die Stadt scheint nicht groß zu sein. Die kleine Bastion selbst ist ein Museum, aber so früh am Tage noch geschlossen. Portugal ist hier relativ eben, es liegt noch im Morgen Nebel und natürlich gibt es Weinfelder über Weinfelder.

Für meine Besichtigungsrunde parke ich am Stadtrand in der Nähe des Viadukts, das wirklich beeindruckend hoch und lang ist.

Dann gehe ich durch die Festungsmauer und mache mir so meine Gedanken. Wie einfach bin ich heute über die Grenze gefahren, habe nur an der Zeitzone und am Handy-Anbieter gemerkt, dass ich in einem anderen Land bin und damals hat man solche Festungen bauen müssen, um sich verteidigen zu können.

Die Mauer steht breit und wuchtig zwischen den tiefen Gräben. Ein ungewohntes Bild, militärische Bauten in schönem warmen Sonnengelb.

Ich gehe weiter ins Zentrum und steil den Berg hinauf Richtung Castello. Hier ist alles zweckmäßig angelegt, aber heute ebenso freundlich in weiß und gelb angestrichen. Die Gassen sind sehr schmal und mit Blumen bestanden. Die Stadt im Inneren der Mauern ist größer, als von außen zunächst gedacht. Als ich durch die Straßen gehe, denke ich an unseren ersten Besuch in Portugal. Alles ist ein bisschen marode und romantisch, so wie ich es in Erinnerung habe.

Vom Castello eröffnet sich der Blick in die Ebene bis zu den kleinen vorgelagerten Forts. Hier oben stehen die winzigen Soldatenhäuschen, aber auch größere mit Innenhof und Dachterrasse.

Rings um den zentralen Platz hat das Leben schon begonnen, Restaurants und Läden sind gut besucht. Hier steht die Kathedrale, ich höre gerade die Glocken schlagen, leider öffnet sie erst später. (Video)

Auf dem Rückweg komme ich durch eine Parkanlage, die bis zu den Festungsmauern reicht und diese recht malerisch in die Gestaltung mit einschließt.

Resümee

Elvas ist eine sehr interessante alte Festungsstadt mit viel Atmosphäre. Blauweiße Kacheln an den Wänden, weißer Putz, der abblättert, Elvas hat den maroden Charme, den ich in Erinnerung habe. Auf dem Marktplatz sitzen die Männer und trinken ihren Kaffee. Ich habe beim Grenzübertritt nicht nur eine Stunde geschenkt bekommen, die Uhren in Portugal ticken auch fühlbar langsamer. Mich hat in dieser Stadt erstaunt, dass man über die Jahrhunderte diese ganzen riesigen Mauern erhalten und gepflegt und in das Leben einbezogen hat. Es gibt Tore für Autos, Tore für Fußgänger, es ist alles intakt, verputzt und gestrichen und eigentlich besser in Schuss, als die Häuser selbst. Elvas ist mein erstes Welterbe in Portugal und ich werde auf meiner Runde in den anderen Orten ebenso gute Präsentationen und Stolz auf das Welterbe feststellen können, wie ich es heute hier erleben konnte.

Auf meiner Fahrt ins Côa-Tal komme ich an der nächsten Verbindungsstraße nach Spanien an der sehenswerten Festungsstadt Almeida vorbei.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

  1. Dörthe

    Liebe Conni, Mum und ich sind in Hamburg und unterhalten uns gerade über deinen schönen Blogg. Wir gehen jetzt in die Elphi .. viele liebe Grüße zu Dir! Uuuund, Darmstadt hat jetzt auch ein Weltkulturerbe .. vielleicht magst du ja mal bei uns stoppen? Viele liebe Grüße, Gisela und Dörthe

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