Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – NL – Polderlandschaft Schokland

Morgenspaziergang auf geschichtsträchtigen Pfaden

Die Polderlandschaft Schokland ist das erste niederländische Welterbe und steht seit 1995 auf der UNESCO-Liste. Das Welterbe Polderlandschaft Schokland symbolisiert anhand der Geschichte dieses Ortes den immerwährenden Kampf der Niederländer gegen das Eindringen der Gewässer. Zunächst war Schokland eine Halbinsel und wurde im 15. Jahrhundert zu einer Insel. Nachdem sie immer mehr vom Meer abgetragen wurde, mussten die Bewohner 1859 evakuiert werden. Nach dem Bau des großen Deiches von Cornelis Lely und der Trockenlegung der Zuidersee sind die Umrisse der ehemaligen Insel Schokland seit den 1940er Jahren im flachen Land des neu gewonnenen Noordoostpolders wieder gut zu erkennen (Hier gibt es ein Video dazu). Auf Schokland wurden Spuren menschlicher Besiedlung gefunden, die bis in prähistorische Zeiten zurückreichen. Dämme und Wälle, Kirchenruinen, Wohn- und Geschäftshäuser, Scheunen, der Hafen und alte und neue Felder und Weiden vervollständigen die Geschichte. Der Kampf des niederländischen Volkes gegen das Wasser währt seit mehr als sechstausend Jahren und dauert bis heute an. Hier schließt sich der Kreis zum Welterbe Pumpwerk Wouda in Lemmer.

Am Morgen ist es noch frisch, aber der Regen hat aufgehört. An der Schleuse starten die Kraniche in ihren Tag.

Ich fahre nach Schokland und nehme den Rundweg um die ehemalige Insel. Einige Künstler zeigen hier ihre Installationen aus Stroh und anderen Materialien oder Alltagsgegenständen.

Es gibt viele Informationstafeln, die sehr anschaulich über das Leben der Schokländer in den verschiedenen Jahrhunderten berichten.

Ich bin zu dieser frühen Morgenstunde fast alleine unterwegs und laufe mich langsam warm. Ich stelle mir vor, wie die Leute früher hier gelebt haben. Auf den Feldern ist es herbstlich, neben Strohballen blühen noch einige Blumen und die Vögel finden sich zu Schwärmen zusammen.

Dort, wo einstmals Meer war, stehen jetzt Kühe und dicke Wollschafe und weiter im Hinterland Häuser auf festem Boden. Mein Deichweg liegt wenig über dem neugewonnenen Land, es war also eine sehr flache Insel. Am Ende der Insel habe ich dann doch noch meine kleinen Geschichtszeugenfunde, ein Brunnenhäuschen, die Kirchenruine und die Grundmauern eines Leuchtturmes kann ich entdecken.

Mein Spaziergang ist schön und stimmungsvoll, viele Zeugen der Vergangenheit habe ich dennoch nicht gefunden. In Kombination mit der Umgebung, also mit dem Land, das dem Meer abgetrotzt wurde und mit meinem Besuch im Pumpwerk, bietet der Gang über die ehemalige Insel trotzdem Einblicke in ein Stück der Geschichte und der Ingenieurkunst der Niederländer.  

Das Wetter wird nicht besser, im Gegenteil, deshalb fahre ich mit dem Auto zum alten Hafen. Der Besuch hier lohnt sich wirklich, weil man genau sieht, wie sich die Insel aus dem umliegenden Wasser erhoben hat. Hier steht noch das Leuchtturm-Wetterhäuschen. Anstelle des Hafen sind Stege gebaut, so dass man genau dessen Lage nachvollziehen kann.

Resümee

Die ehemalige Insel Schokland ist ein geschichtsträchtiges Territorium. Man muss das Welterbe im Zusammenhang mit anderen und den Ingenieurbauten im Umfeld betrachten. Für Interessierte lohnt sich ein Besuch im Inselmuseum. Eine Wanderung mit offenen Augen über die Insel und besonders zum Hafen lässt, begleitet von den Informationstafeln, erahnen, was hier einmal war und wie sich das Land durch menschliche Anstrengungen und Erfindungen gegen die Naturgewalten entwickeln konnte.

Tipp: Die gesamte Benelux-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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