Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – B – Belfriede und die Altstadt von Gent

Abendspaziergang durch Gent

Die Belfriede in Flandern und Wallonien

Spätestens seit dem Film “Willkommen bei des Sch’tis” kennt sie wohl jeder – die Belfriede mit ihren schönen Glockenspielen.

Seit 1999 stehen die 32 Belfriede von Flandern und Wallonien auf der UNESCO-Welterbeliste. 2005 kamen noch 23 in Nordfrankreich und einer in Belgien dazu. Diese besonderen Glockentürme wurden zwischen dem 11. und 17. Jahrhundert in den jeweiligs bestimmenden Baustilen erbaut. Sie sind höchst bedeutsame Zeichen für den Beginn der kommunalen Macht im Mittelalter und die bürgerlichen Freiheiten. Die hohen Türme, die meist in den Stadtzentren errichtet wurden und oft den Hauptplatz dominieren, sind wesentliche Elemente der Organisation und Repräsentation der Städte, zu denen sie gehören. Die Glockentürme dienten im Laufe der Jahrhunderte als praktisches Gebäude für die Gemeindeglocken, zur Aufbewahrung von Urkunden und Schätzen, als Ort für die Stadtratssitzungen , als Wachturm oder Gefängnis. Sie waren Symbol der Macht und des Wohlstands der Gemeinden, wurden in Auseinandersetzungen oft zerstört und immer wieder aufgebaut. Zusammen mit den Markthallen widerspiegeln sie die zivile und öffentliche Architektur der jeweiligen Epoche in Europa. Sie sind mit der Geschichte der Stadt, der Bauzeit, den verwendeten Materialien und auch der Persönlichkeit ihrer Baumeister verbunden und haben eine außergewöhnliche symbolische Rolle für ihre Stadt. Jeder Belfried hat sein eigenes spezielles Glockenspiel (Carillon) – ein schönes Video gibt es hier.

(Bildquelle: http://whc.unesco.org/document/118765)

Der historische mittelalterliche Stadtkern von Gent und die beiden Abteien seines Ursprung

Das historische Zentrum von Gent steht seit 2002 auf der Tentativliste. Die Stadt entwickelte sich am Zusammenfluss von Schelde und Leie aus keltischen Ansiedlungen. Im Mittelalter wurde Gent durch seinen blühenden Tuchhandel, dem Flachs- und Leinengewerbe und das Stapelrecht für Getreide wohlhabend und zu einer der größten und bedeutendsten Städte in Europa. Das Zentrum von Gent liegt in der Wanne (De Kuip) zwischen den beiden Flüssen, flankiert von den zwei Gründungs-Abteien vom Beginn des 7. Jahrhunderts (Saint-Bavon östlich und Saint-Pierre südlich auf dem Blandijnberg)

Der erste der Belfriede auf meiner Runde steht am Großen Platz in Brügge und ich konnte ein kleines Video mit dem Glockenspiel drehen.

Der Belfried von Tournai, den ist später besuche, steht neben und natürlich im Schatten der Kathedrale Notre Dame. (Link auf mein kleines Video)

Den Belfried in Brüssel auf dem Großen Platz (LINK und Video ) sehe ich fast am Ende meiner Rundreise. Er ist direkt mit dem Rathaus verbunden.

Der Belfried in Antwerpen, meiner letzten Station in Belgien (LINK) wird gerade restauriert. Er ist direkt an die Liebfrauen-Kathedrale gebaut und mit seinem 49 Glocken-Carillon erheblich höher als der eigentliche Kirchturm.

Als erst einmal fahre ich nach Gent und will mir neben dem Belfried auch das historische Zentrum genauer anschauen. Als ich ankomme, regnet es. Aber ich stehe auf einem freien Parkplatz, wo ich auch in der Nacht bleiben kann und warte deshalb bei einem Capuccino in Ruhe ab. Bis ins Zentrum sind es reichlich zwei Kilometer, da reicht es, am späten Nachmittag loszugehen. Am äußeren Ring der Innenstadt stehen Giebelhäuser mit Erkern im Jugendstil. Das Viertel gefällt mir schon mal gut.

Dann komme ich an den Fluss. Ich habe genau die richtige Zeit erwischt, denn die aufkommende Dämmerung vermischt sich mit dem Grau des Himmels zu einer ganz eigenen Stimmung.

Einige Schritte weiter wird es richtig umwerfend schön. Gent ist genau so verspielt wie Brügge, nur die Häuser erscheinen mir größer.

Ich habe unheimliches Glück, denn ich stehe genau abends um acht zum Glockenspiel am Belfried. Der ist riesig, ich muss lange nach einem Fotostandort suchen.

Es wird dunkler und auch er wird durch die Beleuchtung in Szene gesetzt. Am Tag kann man auf den Belfried steigen, jetzt hat er schon geschlossen, aber die tolle Abendstimmung und Beleuchtung macht es wett.

Langsam gehen überall die Lichter an und die Stimmung wird immer schöner. Gent ist eine Studentenstadt, das Nachtleben beginnt. Am Fuße des Belfried gibt es Livemusik.

Es ist mittlerweile windstill, so dass sich alle Häuser, die Kirchen und die Festung total toll im Fluss spiegeln.

Ich genieße die wunderbare Atmosphäre dieser Stadt, bummele noch eine Weile durch die Gassen und schließe mit einigen schönen Schnappschüssen von Gent bei Nacht einen erlebnisreichen Tag ab.

Resümee

Die imposanten Belfriede sind schon etwas ganz Besonderes. Die Idee der selbstbewussten städtischen Glocken(spiel)türme gefällt mir. Ich habe mir die Türme von Brügge und Gent ganz bewusst angeschaut und in anderen belgischen Städten die Augen offen gehalten und natürlich den einen oder anderen entdeckt. In diesem Zusammenhang freue ich mich auf meine Frankreich-Tour im nächsten Jahr und natürlich den Besuch in Bergues.

Gent hat eine beeindruckend schöne und stimmungsvolle Altstadt mit wunderbaren verzierten und verspielten Gebäuden. Nicht alle historischen Straßenzüge sind so homogen erhalten wie in Brügge, aber die Lage am Fluss gibt der Stadt ein besonderes Flair. Die großen Gebäude und der stolze Belfried künden eindrucksvoll vom ehemaligen Reichtum der Stadt.

Tipp: Die gesamte Benelux-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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