Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – CH – Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch

Der Aletsch-Gletscher ist eines der Welterbe in der Schweiz, auf das ich mich besonders gefreut habe. Ich komme im Sonnenschein vom Genfer See nach Brig und fahre von der Talstation in Mörtel zum Gletscher-Viewpoint. Das zeitige Frühjahr ist nicht die optimale Jahreszeit für eine Wanderung bis zum Gletscher, dafür stehe ich quasi alleine oben zwischen den schneebedeckten Gipfeln.

Das 824 km² umfassende Gebiet mit den Bergen Eiger, Mönch und Jungfrau sowie dem Grossen Aletschgletscher stellt das grösste zusammenhängende vergletscherte Gebiet Eurasiens dar und steht seit 2001 (erweitert 2007) auf der UNESCO-Welterbeliste. Das Gebiet ist ein hervorragendes Beispiel für die Entstehung der Hochalpen einschließlich des Gletschers und weist eine große Vielfalt an Ökosystemen auf, einschließlich der Folgestadien, die auf den Rückgang der Gletscher infolge des Klimawandels zurückzuführen sind. Das Welterbegebiet ist sowohl wegen seiner Schönheit, als auch wegen der Fülle an Informationen, die es über die Entstehung von Bergen und Gletschern sowie den fortschreitenden Klimawandel liefert, von großem Wert. Die beeindruckende Landschaft spielt eine wichtige Rolle für den alpinen Tourismus, hat aber auch Kunst und Literatur inspiriert. Hier gibt es ein Video über das Leben am Gletscher.

Ich komme durch sonnenbeschienene Täler, vorbei an Weinfeldern und Obstplantagen, ab und an steht eine Burg auf einem vorgelagerten Felsen und die schneebedeckten Berge dahinter glänzen im Sonnenschein – das ist die Schweiz, wie man sie sich vorstellt.

Schaumgebremst geht es auf der Autobahn voran und ich genieße die Fahrt. Jetzt sind schon die großen Tunnel und Pässe ausgewiesen, der Sankt Bernhard und der Simplon, doch davor liegt mein Zielort Brig. Die Städte hier im Tal sind größer und industrieller als erwartet, an der Autobahn wird gebaut und ich kringele mich am Fluss Rhone entlang bis nach Mörtel.

Ich hatte mir zu Hause den Liftplan angeschaut und suche mir deshalb recht zielsicher eine Verbindung zum Viewpoint Moosfluh. Am Ticketschalter werde ich zu einer Wanderung zwischen der Berg- und der mittleren Station beraten. (Link)

Dann schnappe ich mir eine Gondel und auf geht’s. Ich bin ganz alleine, habe freien Blick nach allen Seiten, herrlich. Ich schwebe über den Hütten entlang, wo im Sommer die Heidi wohnt. Jetzt ist noch alles winterbraun, im Schatten liegt noch Schnee und es sind auch noch keine Kühe hier oben.

Von der Gondel aus sehe ich ein richtiges Bergdorf, das werde ich nachher besuchen. Jetzt freue ich mich erst einmal auf den Gipfel. Wir steigen und steigen, dann stapfe ich durch den Schnee, der hier oben noch ausreichend liegt.

Das Panorama ist wahnsinnig toll, ich laufe nur im dünnen Pullover und es ist noch nicht mal April. Entlang der Aletsch-Promenade steht ein Ferienhaus und Hotel neben dem anderen. Einige wenige Skifahrer sind unterwegs.

Ich steige in die nächste Seilbahn und jetzt geht’s ab zum Gletscher, ich bin schon ganz aufgeregt. Auch hier bin ich wieder einer der wenigen Gäste. Es hängen immer abwechselnd geschlossene und Skikabinen am Seil.

Dann sitze ich in der Sonne mit Blick auf den Gletscher und mache ein Picknick. Zum Glück habe ich meine Island-Jacke dabei, es ist trotz der Sonne hier oben doch relativ kalt. Die Wege Richtung Gletscher sind gesperrt, aber die schneebedeckten Berge ringsum und die Stille sind Grund genug zur Freude, jetzt hier zu sein. (Video)

Und dann schwebe ich wieder ins Tal und genieße den Ausblick. Ich bin mehr als zufrieden, auf über 2300 m Höhe bin ich gewesen, umgeben von den 4000ern, und ganz alleine in der Sonne. Hier ist ein kleines Video.

Ich bummle mit offenen Augen durch den Ferienort Riederalp , besuche die kleine Bergkirche und fotografiere alte Almhäuschen und natürlich auch die Kehrseite der Medaille – heute ist es lukrativer, Touristen zu bewirtschaften, als Kühe auf die Alm zu treiben, demzufolge werden hier Ferienwohnung von über 100 m² angeboten und ein Golfhotel gibt es natürlich auch.

Ich habe heute wunderbare Natur und Idylle fast für mich alleine genießen können und auch hoffentlich auf den Fotos eingefangen. Das kleine Bergdorf Ried an der Mittelstation, das ich zum Abschluss besuche, gleicht meinen Touri-Eindruck dann auch mehr als aus. Hier ist es regelrecht sommerlich warm, ich könnte gleich noch mein dünnen Pullover ausziehen. Die Leute sitzen vor ihren Häusern in der Sonne, ich kann gar nicht glauben, dass ich gerade eben noch im tiefen Schnee war. Hier im Dorf sieht man noch viele alte und ursprüngliche Häuser. Man ist dabei, seinen Strom komplett selbst zu erzeugen und auch sonst ganz auf ökologisch eingestellt.

Im Radio läuft jetzt italienische Musik, das Schweizer Radio hat sich umgestellt. Die Orte heißen Bitsch, Lax und Fiesch und ich muss schmunzeln. Ich fahre entlang eines türkiser Gletscherfluss mit großen Steinen, ab und an an einem Bauernhof aus Holz vorbei. Die Dörfer sind das reinste Freilichtmuseum, in Münster kann ich parken und das mal fotografieren. Besonders interessant sind die Häuser, die zwischen den Etagen einen waagerechten Luftspalt haben, so etwas habe ich noch nie gesehen.

Und das nächste Abenteuer folgt auf den Fuß, ich traue meinem Navi zuerst nicht und fahre dreimal im Kreis, aber nein, der Dobby muss die Furkastraße auf dem Zug durch den Berg fahren. Wir fahren auf eiserne Wagen mit einem Himmel drüber, dann pfeift die Lokomotive und schon geht es los in den Tunnel, über 20 min im Finsteren auf der einspurigen Schienenstrecke, schnaufend und gefühlt sehr steil. Die Schweiz hat mich auch heute mehrfach überrascht.

Resümee

Gerade im Übergang zwischen Winter und Frühling, wo wenige Besucher unterwegs sind, ist es auf den Bergen rings um den Gletscher besonders idyllisch. Minutenlang alleine in der Gondel über die Landschaft zu schweben und den freien Blick nach allen Seiten zu genießen ist das Privileg dieser Jahreszeit. Selbst wenn die Wanderwege noch nicht frei gegeben sind, ist es ein tolles Erlebnis, die schneebedeckten Berge ringsum zu sehen und die Stille zu genießen. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass es in anderen Jahreszeiten nicht ebenso ein Erlebnis ist, den Aletsch-Gletscher zu sehen. Hier kann man gewaltige Natur und ihre Schönheit hautnah spüren. Ein Besuch in einem der Bergdörfer abseits der Touristenrouten bringt die Traditionen des Lebens hier oben am Berg ein bisschen näher. Und letztlich lohnt es auch, aufmerksam durch die kleinen Orte unten im Tal zu fahren, die mit ihren alten, rustikalen ungewöhnlichen Holzhäusern überraschen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

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