Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Etruskische Nekropolen von Cerveteri und Tarquinia


Ich fahre an der italienischen Westküste, aus dem Renaissancestädtchen Pienza kommend, in Richtung Rom. Auf meinem Weg liegt die Ausgrabungsstätte des Etrusker-Friedhofs bei Tarquinia. Für mich überraschend, auch Tarquinia liegt oben auf dem Berg und die Nekropolen scheinen bei Weitem nicht die einzige Sehenswürdigkeit in dieser Stadt zu sein. Man wird schon vor dem Ort abgefangen, hinter dem Stadttor beginnt die Fußgängerzone, ein typisches Bergstädtchen, wie ich in den letzten Tagen einige gesehen habe. Doch am anderen Ortsrand tut sich mir dann eine längst vergangene Welt auf.

Die beiden großen etruskischen Friedhöfe Banditaccia und Monterozzi stehen seit 2004 auf der UNESCO-Welterbeliste und sind wichtige Zeugen der frühesten städtischen Zivilisation im nördlichen Mittelmeerraum. Die Etrusker lebten hier vom 9. bis 1. Jahrhundert v. Chr. in ihren Stadtstaaten Cerveteri und Tarquinia. Die beiden Nekropolen Banditaccia bei Cerveteri und Monterozzi bei Tarquinia waren die wichtigsten Friedhöfe und sind heute das einzige erhaltene Zeugnis dieser Kultur und die bedeutendste archäologische Entdeckung im Zusammenhang mit der Zivilisation der Etrusker. Hier gibt es ein Einführungsvideo. Die Fundstätten spiegeln verschiedene Arten von Bestattungspraktiken wider. Einige der Gräber sind monumental, in Fels gehauen und von Tumuli (Grabhügeln) gekrönt, viele haben Schnitzereien oder Malereien an den Wänden. Die Nekropole von Banditaccia bildet die „Stadt der Lebenden“ nach und die Nekropole von Tarquinia enthält 6.000 in den Felsen gehauene Grabstätten und ist berühmt für die 200 bemalten Gräber, die einzigen klassischen Kunstwerke aus vorrömischer Zeit im Mittelmeerraum. Die Nekropolen sind seit Jahrhunderten bekannt, auch Michelangelo besuchte Tarquinia während der Renaissance und eine entsprechende Skizze wird in Florenz aufbewahrt.

Für meine Spurensuche habe ich mir die Wandmalereien in den Nekropolen von Monterozzi bei Tarquinia ausgesucht. Ich parke wie üblich vor der Stadtmauer und laufe einmal quer durchs Zentrum zum Museumsgelände am anderen Ortsrand. Das ist nicht großartig ausgeschildert und ich muss den Eintritt in bar bezahlen, was hier in Italien mittlerweile ganz selten geworden ist.

Aber dann betrete ich das Friedhofsfeld und die Ausstellung übertrifft alle meine Erwartungen. Die Präsentation ist auch für Laien wie mich ganz toll gemacht. Jede Nekropole ist ausführlich beschrieben, das geht von ihrer Entdeckung über die Ausgrabung und Rekonstruktion bis hin zur Beschreibung der begrabenen Personen.

Eine Treppe führt zu jeder Grabkammer, die dann hinter einer Scheibe geschützt zu sehen ist. Dazu kann man das Licht für einige Minuten anschalten und die wunderschönen farbigen Zeichnungen genießen. (Video)

Hier sind 3000 Jahre alte Schätze ausgegraben und zugänglich gemacht worden, ich bin beeindruckt und begeistert. Keine Gruft gleich der anderen, jede ist wunderschön und einzigartig und ihre Fülle will kein Ende nehmen. Wenn man selbst nicht nahe an die Grabkammer gelangen kann, läuft ein Film mit den Details, die tief im Inneren zu sehen sind.

Das Freilichtmuseum lädt zum Verweilen ein. Picknickplätze, Ausblick ins Umland, zusätzlich noch eine Ausstellung.

Ich könnte viel mehr Zeit hier verbringen, aber das habe ich mir leider mit mangelnder Ortskenntnis und Parkdauer verbaut.

Auf meinem straffen Lauf zurück zum Auto lasse ich die Bilder im Kopf noch einmal Revue passieren, fange ein paar Eindrücke aus dem Stadtzentrum ein und sehe beim Sprint durch das Stadttor nicht nur den Grund, warum die alten Etrusker hier gesiedelt haben, nämlich das Meer in Sichtweite, sondern auch den Parkwächter, der gerade seine Runde dreht.

Auf der Weiterfahrt komme ich an einer Saline vorbei, später an einer Hafenstadt und rechtzeitig, bevor ich mich in den Verkehr von Rom begebe, finde ich einen ruhigen Platz am Meer für ein Picknick und ein kleines Fußbad.

   

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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