Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Idealstädte der Renaissance

Im Val d’Orcia fahre ich durch eine in der Renaissance entwickelte Kulturlandschaft, in deren Mitte auf einem der Hügel die kleine Stadt Pienza liegt. Pienza ist die erste nach dem Konzept der Renaissance geplante und geschaffene Stadt und im Verlauf meiner Rundreise besichtige ich noch vier weitere solcher Ideal-Städte.

Italiens Renaissance- Welterbestädte sind

  • Pienza
  • Urbino
  • Ferrara
  • Mantua und Sabbioneta

Historisches Zentrum der Stadt Pienza

Die Altstadt von Pienza steht seit 1996 als erste Umsetzung des renaissance-humanistischen Konzepts der “idealen Stadt” auf der UNESCO-Welterbeliste und war Vorbild für die spätere Stadtentwicklung auch über Italien hinaus. Pienza, im Mittelalter als Corsignano gegründet, liegt auf einem Hügelkamm südöstlich von Siena mit Blick auf das Val d’Orcia. Die Stadt wurde Ende des 15. Jahrhunderts von Papst Pius II. umbenannt und neu gestaltet. Der in dieser toskanischen Stadt geborene Enea Silvio Piccolomini war ein führender Humanist, bevor er 1458 zum Papst gewählt wurde. Papst Pius II. beschloss 1459, das Aussehen seines Geburtsortes zu verändern. Nach den Entwürfen des Architekten Bernardo Rossellino wurde hier erstmals das städtebauliche Konzept der Renaissance umgesetzt. Um den prächtigen Piazza Pio II wurden dazu neue wichtige Gebäude, wie die Kathedrale, der Piccolomini-Palast, der Borgia-Palast (oder Bischofspalast), das Presbyterium, das Rathaus und der Ammannati-Palast gebaut. Während der mittelalterliche Stadtplan weitgehend erhalten blieb, verband eine neue Hauptachse, der Corso Rosselino, die beiden Haupttore in der Stadtmauer. Pius II. plante die Stadt als seinen Sommersitz und ließ dafür etwa 40 öffentliche und private Gebäude für die Kardinäle und das päpstliche Gefolge, aber auch für die allgemeine Bevölkerung, bauen bzw. rekonstruieren. Dadurch wurde die mittelalterliche Stadt in eine Schöpfung der italienischen Renaissance verwandelt. Hier ist das Einführungsvideo.

Schon von Weitem sehe ich Pienza auf dem Berg thronen und finde einen Parkplatz am Ortsrand. Auf dem extra für die Besucher angelegten Panoramaweg rund um den Ort – hier steht auch eine Welterbetafel für das Val d’Orcia – gelange ich in die Ortsmitte.

Auf dem Platz vor der Kathedrale sehe ich ganz deutlich, dass hier etwas Neues geschaffen wurde. Das runde Fenster der Kathedrale, das Gottesauge, findet sich auf dem Platz gespiegelt wieder. Die Kathedrale wird gerade restauriert, ich bin leider eine Woche vor der Wiedereröffnung hier.

Für meinen Blog habe ich das Museum von Pienza um einige ergänzende Aufnahmen aus dem Palast und aus der Kathedrale gebeten und wunderschöne Fotos zur Verfügung gestellt bekommen (Quelle: www.pienzacittadiluce.it)

Ich besuche eine geführte Tour durch den sehenswerten Papst-Palast, seine Sommerresidenz. Der Palast war jahrhundertelang im Besitz der Familie Piccolomini und das Museum bietet eine kunsthistorische und geschichtlich interessante Ausstellung. Viele Möbel und Gegenstände aus dem 16. Jahrhundert sind hier noch im Original zu sehen, auch die Bemalung ist noch ursprünglich erhalten. Leider darf man nicht fotografieren.

Sehenswert sind der Innenhof und der Garten des Palastes mit einem beeindruckenden Blick in die umgebende Renaissance-Landschaft. Hier ist mein Video.

Auch meine Bildersuche beim Schreiben dieses Blogs ergab keine Treffer für das Innere des Piccolomini-Palastes.

Quelle: www.pienzacittadiluce.it

Ich unternehme einen ausgedehnten Bummel durch das Städtchen, besichtige eine andere Kirche und lasse die Atmosphäre der alten Mauern auf mich wirken. Auch hier ist vieles original erhalten. Obwohl Pienza eine Nummer kleiner ist als meine bisher besuchten Toskana-Städte, macht es ihnen an Sehenswertem durchaus Konkurrenz.

Ich gehöre zu den letzten Besuchern in der Stadt, die Geschäfte schließen langsam und ich beende meinen Rundgang in der tiefer sinkenden Sonne.

Resümee

Ein kleiner Bergort voller Geschichte und Atmosphäre, das ist Pienza. Eingebettet in die Landschaft des Val d’Orcia , hat man vom Piccolomini-Palast aus einen der schönsten Blicke über diese sehenswerte Landschaft. Der Platz vor der Kathedrale ist ein wunderbares Renaissance-Ensemble und ein Bummel durch die Gassen und Besuch der Wein- und Spezialitätenläden lässt Geschichte und Tradition lebendig werden. (Video)

Quelle: www.pienzacittadiluce.it

Ich fahre weiter durch das Val d’Orcia und übernachte im Bergdorf Castiglione d’Orcia.

Historisches Zentrum von Urbino

Als ich nach Urbino fahre, bin ich bereits vier Wochen unterwegs, habe mehr als 6.500 km zurückgelegt und über 50 Welterbe besucht. Italien hat mich mit einigen seiner Welterbestätten total überrascht, Urbino ist eine davon.


Die kleine Bergstadt Urbino steht seit 1998 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie wurde im 15. Jahrhundert während der Renaissance für kurze Zeit zu einem der wichtigsten kulturellen Zentren, zog Künstler und Gelehrte aus ganz Italien und darüber hinaus an und beeinflusste die kulturelle Entwicklung in ganz Europa. Aufgrund der wirtschaftlichen und kulturellen Stagnation ab dem 16. Jahrhundert hat sie ihr Renaissance-Aussehen in bemerkenswertem Maße bis heute bewahrt. Die Mauern aus dieser Zeit um das historische Zentrum mit dem Herzogspalast, der Kathedrale und dem Kloster sind, mit ihren Bastionen, komplett erhalten. Der ursprüngliche Kern der Stadt entwickelte sich aus einer befestigten römischen Siedlung aus dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. auf der Spitze des Hügels, wo heute der herzogliche Palast steht. Zwischen 1444 und 1482 regierte Federico da Montefeltro in Urbino, baute die Stadt neu auf, erweiterte sie und versammelte einige der bedeutendsten Persönlichkeiten der Zeit, führende Humanisten, Mathematiker und Künstler, in seiner Stadt. Diese Männer schufen herausragende künstlerische, wissenschaftliche und urbane Projekte. Dieses kulturelle Klima ermöglichte es Raffael, Donato Bramante und dem Mathematiker Luca Pacioli, in ihrer eigenen Kunst und Wissenschaft aufzublühen. Hier ist das Einführungsvideo.

Das Städtchen Urbino liegt mitten zwischen den Bergen und natürlich oben auf einem. Warum es in der Renaissance so viele Künstler und Wissenschaftler hierher verschlug, lag wohl eher an der Wissbegierigkeit, dem Kunstinteresse und der Umtriebigkeit des Statthalters, als an der Lage.  Nach hundert Jahren Blüte hat dann die Entwicklung hier stagniert, weshalb das Zentrum noch so erhalten geblieben ist wie zu historischen Zeiten. Heute gibt es, wie ich später sehe, wieder einige Künstler hier und eine Universität.

Ich fahre zunächst bequem durch Tunnel, habe zum Schluss trotzdem noch heftige Serpentinen. Dann liegt die sandsteinfarbige Altstadt vor mir. Leider sind wie üblich die Straßen zu schmal, um anzuhalten und ein Foto von Ferne zu machen. Ich parke etwas am Stadtrand und suche mir dann den schnellsten Fußweg hinauf über die Treppen.

Mein Besuch beginnt mit dem steilen Aufstieg. Das ganze Zentrum ist von einer hohen Mauer umgeben und dahinter empfängt mich schon wieder diese italienische Bergstadt-Romantik. Wenn ich die schmalen Straßen und die abenteuerlichen Parkplätze auf der Stadtmauer sehe, bin ich froh, den Dobby etwas unterhalb stehen gelassen zu haben. Die Häuser sind bewohnt, die Gassen steil und teils mit Stufen. Man ist angepasst, es fährt hier eine Mini-Kehrmaschine über das Kopfsteinpflaster und auch ein extra schmaler Bus.

Im Zentrum sind die Häuser großstädtisch, dreigeschossig mit Innenhöfen. Die gelben Ziegel fangen die Morgensonne, die weißen Ornamente leuchten und das vorherrschende Geräusch um diese Zeit ist das Gurren der Tauben. Ich gehe durch jede Gasse und fange ein bisschen Renaissance-Romantik ein. Bald stehe ich vor dem Palast und der Kathedrale und drehe mich begeistert in alle Richtungen. Hier ist mein kleines Video.

Der Palast ist schon geöffnet, hier befindet neben den herzoglichen Räumen auch ein großes Kunstmuseum. Ich bewundere die filigranen Verzierungen, die alten Butzenfenster und die schönen Ornamente. Dieser Ort ist überraschend und besonders, er unterscheidet sich erheblich von den Gebirgsstädtchen, die ich auf meiner Route bisher gesehen habe.

Mich zieht es zunächst zum Geburtshaus von Raffael. Auf dem Weg komme ich an bemerkenswerten Palästen, Plätzen mit Brunnen und Skulpturen sowie einer Künstlerstraße vorbei. An einigen alten Gebäuden, die gerade instand gesetzt werden, lese ich, dass die Stadt sie restauriert und denke mir, da hat Urbino in der Neuzeit also wieder so einen rührigen Bürgermeister wie damals.

Das Geburtshaus von Raffael war zwischenzeitlich eine Kunstakademie. Heute ist hier ein Museum mit einigen Wohnräumen mit zeitgenössischer Einrichtung. Es sind neben Reproduktionen verschiedener zeitgenössischer Gemälde auch ein frühes Original von Raffael – die Madonna mit dem Kind- zu sehen. Ich freue mich, dieses Kleinod gefunden und besucht zu haben.

Inzwischen hat auch die Kathedrale geöffnet und strahlt außen wie innen in weiß.

Resümee

Urbino ist eine kleine Bergstadt mit dem Flair einer großen. Oben auf dem Berg, hinter den dicken Mauern, tritt man in eine vergangene Zeit. Wuchtige Paläste mit filigranen Verzierungen machen das Zentrum zu einem Gesamtkunstwerk. Kopfsteinpflaster und steile Treppen lassen die Vergangenheit spürbar werden. Ein Besuch im Palast oder auch in Raffaels Geburtshaus zeugen vom Lebensstil und der Kunst der damaligen Zeit. Ein Besuch in Urbino ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes. (Video)

Mit einem guten italienischen Kaffee in der Hand wandere ich immer noch begeistert die Treppen hinunter zum Auto, denn das nächste Highlight ist nur eine gute Fahrstunde von hier entfernt – es geht nach San Marino.

Doch zuvor fahre ich durch die Neustadt von Urbino, und die ist dann doch erheblich größer, als das historische Zentrum vermuten ließ.

Die Renaissance-Altstadt von Ferrara und das Po-Delta

Auf meinem Weg in den Süden bin ich durch die Po-Ebene gefahren, jetzt, nach über vier Wochen auf meinem Rückweg komme ich nach Ferrara und ins Po-Delta. Das Wetter ist mir seit Tagen nicht wirklich hold und als ich mich Ferrara nähere, beginnt es richtig zu regnen. Ich übernachte im Rauschen des Regens und des Flusses neben dem Deich und quere am nächsten Morgen, regenfest ausgestattet, die große Brücke.

Die Renaissance-Altstadt von Ferrara und die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen innerhalb des alten und riesigen Po-Deltas stehen seit 1995 auf der UNESCO-Welterbeliste. Ihre Geschichte ist untrennbar mit der Herrschaft der Familie Este verbunden. Die Stadt wurde unter den Estes von der mittelalterlichen freien Stadt zu einer international bekannten Hauptstadt mit großer Bedeutung für Kunst, Wirtschaft, Ideologie und Religion. Über 200 Jahre waren Stadt und Hof mit Florenz und Venedig oder den großen europäischen Höfen in Frankreich und Spanien auf Augenhöhe. Ferrara entstand ursprünglich um eine Furt über den Fluss Po herum und wurde im 15. und 16. Jahrhundert zu einem intellektuellen und künstlerischen Zentrum, das die größten Köpfe der italienischen Renaissance anzog. Künstler wie della Francesca, Mantegna und Michelangelo kamen in die Paläste der Familie Este und ihre Kunstsammlung wurde für die Familie Medici und auch für den Papst zum Vorbild. Ab 1492 entwickelte und baute der Hofarchitekt Biagio Rossetti neue Stadtviertel nach dem humanistischen Konzept der „idealen Stadt“. Die neue Stadtplanung verband das Straßen- und Mauernetz eng mit den Palästen, Kirchen und Gärten zu einem Gesamtkonzept und gab der harmonischen Anordnung städtebaulicher Perspektiven den Vorrangvor der Betonung der Schönheit einzelner Gebäude. Dieses Projekt markierte die Geburtsstunde des modernen Städtebaus und beeinflusste seine weitere Entwicklung.

Auch in der Umgebung des Po-Deltas führten die Estes umfangreiche Landgewinnungs- und Bauprojekte durch, wie z.B. die Entwässerung riesiger Sumpfgebiete, die Schaffung neuer Wasserstraßen und den Bau eines Netzwerks von Adelsresidenzen. So entstand durch ein neues Gefüge der Landwirtschaft und Besiedelung eine Renaissance-Landschaft , die einen konsistente Verbindung zwischen Stadt und Umland schuf und bis heute sichtbar geblieben ist. Hier ist das Einführungsvideo.

Mein geplanter Streifzug durch das Po-Delta fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Ich habe zwar am Fluss übernachtet, doch gerade mal vom schmalen Weg auf dem Deich kann ich einige Blicke aus dem Fenster nach rechts und links werfen. Auch heute ist das Umland, wenngleich auf moderne Art, mit der Stadt verbunden, es gibt entlang des Flusses Rad- und Wanderwege sowie Sport- und Picknickplätze und außerhalb des Deiches kleine Ortschaften und Plantagen.

Auf meiner Welterberunde habe ich südlich von Rom im Ort Tivoli bereits einen außergewöhnlichen und zum Welterbe erklärten Palast der Familie Este besucht (Link).

Ich parke außerhalb der Stadtmauer und laufe Richtung Zentrum. Für heute ist Dauerregen angesagt, aber in Ferrara wartet ein Palast mit wundervollen Fresken auf mich, deshalb begebe ich mich ausgerüstet mit Regenjacke und Gummistiefeln trotzdem auf die Stadtrunde. Entlang der Straße stehen schon schöne und große Paläste, überall gibt es Schilder mit Beschreibungen der Gebäude oder Parks. Das ist angenehm und nicht selbstverständlich. Obwohl Ferrara ja schon lange Welterbe ist, ist das hier ganz offensichtlich nicht in Vergessenheit geraten wie in einigen anderen Städten. Nahe des Zentrums wird es dann gemütlicher, ich laufe durch kleine Ladenstraßen. Die Geschäfte haben schon geöffnet und heute könnte ich die Passagen von Bologna (Link) gebrauchen.

Im Vorbeigehen fällt mir die rechtwinklige Anordnung der Längs- und Querstraßen auf.

Ich komme ins Zentrum zur hellen, marmorverkleideten Kathedrale. An ihrer Seite sind kleine Ladenpassagen angebaut. Leider wird sie zur Zeit rekonstruiert und kann nicht besucht werden. Trotz oder vielleicht gerade wegen des Regens ist der Marktplatz leer gefegt, ab und an ein bunter Regenschirm, das macht ihn besonders stimmungsvoll. Als ich weiter gehen möchte, werde von einem Gewitter überrascht und flüchte auf einen Kaffee in ein Restaurant.

Ich komme am Castello Estense vorbei. Als Highlight meiner Runde habe mir den Besuch im Palast der Estes, dem Palazzo Schifanoia, vorgenommen.

Ich streife weiter durch die Gassen, hier steht ein Palazzo am anderen, zum Teil genutzt, zum Teil in Renovierung und zum Teil leer. Wer kann und will auch diese riesigen Gebäude heutzutage nutzen und erhalten. In den kleineren Gassen mit dem Kopfsteinpflaster scheinen die Häuser alle bewohnt zu sein, sind oftmals ganz niedlich und bunt angestrichen. Das Leben in einer historischen Stadt stellt schon ganz andere Anforderungen als in unseren Neubauten.

Ich habe Bilder vom Palazzo Schifanoia gesehen, aber die Realität übertrifft sie um ein Vielfaches. Zwischen all den Geschichten, die auf den Bildern an den Wänden erzählt werden, vergesse ich fast die Zeit und vor allen Dingen das Wetter draußen.

Das Museum beherbergt auch eine Bilder- und Skulpturenausstellung aus verschiedenen Jahrhunderten und ich verliere mich in die Betrachtung der vielen schönen Räume und Dinge. (Video)

Resümee

Die äußeren Bedingungen waren nicht die Besten, ganz im Gegenteil. Trotzdem war es ein Erlebnis, durch Ferrara zu streifen. Paläste und Plätze sind eine Augenweide und durch die bemerkenswert gute Präsentation schon beim nur Vorbeigehen ein Zugewinn. Ein absolutes Highlight ist der Palazzo Schifanoia mit seinen beeindruckenden Wandgemälden und dem Museum. Egal ob Sonne oder Regen – ein Besuch in Ferrara und bei besserem Wetter auch ein Streifzug durchs Umland lohnen sich in jedem Fall. (Video)

Mantua und Sabbioneta


Die beiden Städte Mantua und Sabbioneta stehen seit 2008 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie repräsentieren zwei Aspekte der Städteplanung der Renaissance: Mantua zeigt die Erneuerung und Erweiterung einer bestehenden Stadt, während das etwa 30 km entfernte Sabbioneta die Umsetzung der damaligen Theorien über die Planung der idealen Stadt darstellt. Mantua und Sabbioneta sind durch die Visionen und Taten der damals herrschenden Familie Gonzaga verbunden und bieten ebenfalls außergewöhnliche Zeugnisse der urbanen, architektonischen und künstlerischen Verwirklichungen der Renaissance. Mantua, eine Stadt, deren Spuren aus der Römerzeit stammen, umfasst verschiedene Stadien ihres Wachstums seit der Römerzeit, darunter eine Rotunde aus dem 11. Jahrhundert und ein Barocktheater. Die Stadt wurde im 15. und 16. Jahrhundert unter Leitung renommierter Architekten zu einer herausragenden Hauptstadt der Renaissance um- und ausgebaut . Sabbioneta dagegen repräsentiert den Bau einer völlig neuen Stadt nach der modernen, funktionalen Vision der Renaissance. Die Verteidigungsmauern, das Straßenraster, die Rolle der öffentlichen Räume und Denkmäler machen Sabbioneta zu einem der besten Beispiele idealer Städte, die in Europa gebaut wurden.

Mantua

Von Ferrara nach Mantua sind es zwei Fahrtstunden und ich suche mir einen Parkplatz, auf dem ich auch über Nacht stehen bleiben kann. Meine Strecke führt mich die ganze Zeit durch die Po-Ebene. Ich fahre fast immer auf kleinen Deichen entlang von Kanälen durch Plantagen, Felder, später Wein. Der Regen lässt langsam nach und als ich in Mantua ankomme, wird es endlich heller.

Doch zunächst muss ich die üblichen zwei Kilometer vom Parkplatz, ich stehe hinter dem Palazzo del Te, bis ins Zentrum laufen und obwohl hier wieder alles gut ausgewiesen ist, die Straßen schnurgerade umd im rechten Winkel führen, ist das Zentrum größer und vielgestaltiger, als erwartet. Paläste und Villen säumen meinen Weg, dann stehe ich vor der Sankt Andreas Basilika. Auch wenn ich mir einbilde, ich hätte fast alle Sorten italienischer Kirchen schon gesehen, ist das bei Weitem gefehlt. Die Basilika wirkt eher dunkelbunt mit plastisch aufgemalten Stuckelementen. Später, als gegen Abend das Licht angeschaltet wird, strahlen die Farben und das Gold und sie wirkt ganz anders. ( Video)

Gleich gegenüber, auf dem Piazza delle Erbe, steht die eindrucksvolle Rotonda di San Lorenzo, daneben der Palazzo della Ragione mit dem Torre Orologio, dem Turm mit einer interessanten astronomischen Uhr. Gleich an der nächsten Ecke ein weiterer Blickfang – das gotischen Terrakottahaus von Giovanni Bonnie. Ich muss zugeben, diese Vielfalt an besonderen Bauwerken ist überraschend und beeindruckend.

Ich durchstreife die Innenstadt und brauche etwas mehr Zeit, um alle Sehenswürdigkeiten zu entdecken, denn manchmal sind sie in der zweiten Reihe. Durch Bologna ist mein Blick geschärft, auch in Mantua gibt es schöne Arkadengänge. Am Palazzo Ducale lese ich, dass die Ehefrau des Erbauers eine aus dem Hause Este war, und das wundert mich nun gar nicht mehr.

Romantisch ist der alte Platz der Piazzale Santa Barbara mit den verblichenen Malereien an den umliegenden Häusern. Auch in Mantua wird viel gebaut und es ist noch mehr zu tun. Soviel Geld kann eine die Stadt gar nicht erwirtschaften oder als Eintritt von den Touries nehmen, um diese alten und riesigen Gemäuer zu erhalten, denn sie sind ja auch meist nicht zu Wohnzwecken oder anderweitig nutzbar.

Mehr durch Zufall komme ich zu einer Kuriosität, dem Haus des Hofnarren Rigoletto. Die Geschichte dahinter wird hier näher erläutert.

Ich stehe auf dem Piazza Sordello, umgeben von Ritterburgen mit hundert Zinnen. In den altehrwürdigen Palazzi sind Museen untergebracht, gerade gibt es eine Michelangelo-Ausstellung. Ich bin für heute etwas zu pflastermüde und habe auch nicht mehr viel Zeit, bis das Museum schließt, deshalb bleibt es bei einem Stadtbummel durch Mantua.


Später laufe ich zum Parkplatz zurück und meine Uhr beglückwünscht mich zu knapp 20.000 Schritten.

Die Sonne verabschiedet sich über dem Park des Palazzo del Te und ich hoffe, damit die Regenperiode überstanden zu haben.

Resümee

Die Renaissancestadt Mantua ist bunt und vielgestaltig. Sie hat mich bei meinem Bewsuch absolut von sich überzeugt. Neben den Palästen und Kirchen gibt es sehenswerte Bauwerke, wie z.B. die Rotonde, den Uhrenturm und das gotische Haus zu bewundern. Museen mit interessanten Ausstellungen locken in die Stadt, schöne Fußgängerzonen und Parks laden zum Bummeln und Verweilen ein. Mantua muss sich hinter den bekannteren Städten in der Region mit dem, was es zu bieten hat, keinesfalls verstecken.

Sabbioneta


Ich fahre am Morgen von Mantua nach Sabbioneta. Der Regen hat die Felder so durchnässt, dass in der aufgehenden Sonne Nebel aufsteigen und alles in eine magische Stimmung verwandeln.

Sabbioneta ist ein kleines Städtchen, ich parke an der Stadtmauer und beginne meinen Rundgang durch das Stadttor Porta Imperiale. Im Gegensatz zu Mantua ist hier alles noch beim Alten geblieben, heute früh macht das Städtchen dazu einen recht verschlafenen Eindruck.

Wie bei meinen letzten Stadtrundgängen werde ich auch heute mit Wegweisern und vielen Informationen auf meiner Runde versorgt. Der Plan der Stadtmauer erinnert mich an ein Fort.

Einige beeindruckende Bauwerke lassen mich dann aber schnell aufmerken – die Galleria degli Antichi und dahinter der Palazzo Giardino. Er wird gerade restauriert, im Inneren soll es schöne Wandmalereien geben, lese ich auf dem Schild.

Der Platz vor dem Palazzo Ducale wird gerade zugeparkt, ich muss mich also beeilen mit den Fotos und dem Video.

Die Kirchen haben zu dieser frühen Stunde noch geschlossen und ich durchstreife das Städtchen weiter nach Sehenswertem. Der alte Straßenverlauf ist erhalten und die Paläste teilweise von sehr marodem Charme. Ich kann es dem Örtchen hier mitten auf dem Land nur nachsehen, diese alten Bauwerke stellen fast unlösbare Aufgaben. Die Sonne trocknet das Kopfsteinpflaster und ich gehe langsam zum Auto zurück.

Resümee


Mit Sabbioneta schließt sich der Reigen der Renaissance-Welterbestädte in Italien. Mitten in der wunderbaren Landschaft ist das Örtchen hinter seiner dicken Stadtmauer voller Romantik und vergangenem Charme. Vielleicht muss man nicht extra nach Sabbioneta hin, aber auf jeden Fall nicht achtlos daran vorbei fahren. Ein Blick hinter die Porta Imperiale lohnt auf jeden Fall.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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