Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Die Sassi und der Park der Felsenkirchen von Matera

Ich habe bei einer Freundin aus einem früheren Sizilien-Urlaub in einem Bergdorf oberhalb Milazzo übernachtet und einen wunderbaren Abend lang bei Pizza und einheimischem Rotwein verschwatzt. Am Morgen wecken mich die Glöckchen der Dorfkirche und mit dem fantastischen Blick von der Terrasse verabschiede ich mich von Sizilien und fahre nach Messina und mit der Fähre zurück aufs Festland.

Die Sassi und die Felsenkirchen von Matera stehen seit 1993 auf der UNESCO-Welterbeliste. Matera ist das herausragendste, intakte Beispiel einer Höhlensiedlung im Mittelmeerraum, die perfekt an das Gelände und das Ökosystem angepasst ist und nachweislich seit dem Paläolithikum (Altsteinzeit) von Menschen ohne Unterbrechung besiedelt wurde. Damit gehört die Stadt zu den ältesten Orten der Menschheitsgeschichte. Das Welterbe umfasst einen Komplex aus Häusern, Kirchen, Klöstern und Einsiedeleien und die hier erhaltenen Siedlungen veranschaulichen eine Reihe bedeutender Phasen der Menschheitsgeschichte. Hier gibt es ein Einführungsvideo.

Für die 45 km bis Messina setzt mein Navi anderthalb Stunden an und kurz vor Messina wird auch klar warum – ich nehme noch zwei Berge mit heftigen Serpentinen und Kopfsteinpflasterstraßen mit.

Das Festland empfängt mich dafür mit Nebel und Regen, aber zur Belohnung gibt es 200 km Autobahn. Das ist der Abschnitt mit den vielen Baustellen, den ich von der Fahrt nach Süden schon kenne. Eingeklemmt zwischen einem Flixbus und einem LKW fahre ich aber doppelt so schnell, wie alleine und erlaubt. Nach jedem Tunnel gibt es eine andere Art von Regen oder Wolken. Ich fahre zwischen hohen Berge auf der linken Seite und hell türkisem Meer auf der rechten, gesäumt von gelben Blumen, weiter durch die Nässe. Circa 20 km vom Matera hört der Regen endlich auf.

Matera war 2019 die Kulturhauptstadt von Europa und hat sich auf Besucher vorbereitet, an fünf Ausfahrten von der Schnellstraße sind die Sassi gewiesen.

Ich parke am Stadtrand, heute ist es ziemlich kühl. Bald stehe ich vor dem Bild, auf das ich gehofft hatte.

Zuerst besuche ich eine Felsenkirche aus dem Mittelalter, die ist wirklich einmalig. Leider ist fotografieren verboten. Eine zweite, etwas schlichtere Kirche bildet die Kulisse für eine moderne Bilderausstellung und der Künstler erlaubt es.

Das alte Zentrum von Matera besteht aus einem Gemisch aus Häusern, Höhlenhäusern, Kirchen und Verwaltung, Hotels und Restaurants, Kopfsteinpflastergassen und -treppen. Die meisten Gebäude sind bewohnt, andere noch leer. Katzen steigen über die Dächer, ein bisschen unwirklich ist die ganze Kulisse. Staunend und begeistert drehe ich meine Runden.

Dann begebe ich mich selbst ins letzte Jahrhundert, indem ich eines der kleinen Stadthäuser besuche. Hier läuft eine mehrsprachige Erzählung, die die Geschichte des Hauses und ihre Bewohner lebendig werden lässt. (Video)

Ich steige auf den Berg und genieße den Rundumblick. Auf der einen Seite sehe ich die ursprünglichen Höhlen im Tuffstein, auf der anderen die Sassi. Überall wird gebaut und die alten Höhlen und Häuser wieder belebt. Ein tolles Projekt ist hier am laufen und wachsen. (Video)

Zurück zum Auto gehe ich durch die kleine Altstadt, die es ja außerhalb der Sassi noch gibt. Es ist Ostersonntag. Auf dem Markt herrscht reges Treiben, Puppenspiel, Stände, Restaurants und geöffnete Läden in der Einkaufspassage.

Fünf Minuten bevor ich am Auto bin, fängt es wieder an zu regnen ich beschließe, gleich in der Nähe zu übernachten. Mein Parkplatz an der Stadtmauer gehört zu einem interessanten Kunsprojekt- Steinbruchgelände.

Resümee

Matera ist spätestens seit 2019 nicht unbekannt. Aber es ist etwas völlig anderes und atemberaubendes, einmal selbst vor der Höhlenstadt zu stehen und durch die Gassen zu bummeln. Überall spürt man, mit wieviel Liebe, Enthusiasmus und Respekt vor der Historie die Höhlenhäuser, Straßen und Plätze restauriert und für die Besucher zugänglich gemacht werden. Matera und das Projekt, die Alstsdt mit neuen Leben zu erfüllen, sind unbedingt einen Besuch wert. (Video)

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Schreibe eine Antwort