Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – E – Jakobus-Pilgerwege und Altstadt von Santiago de Compostela

In Nordspanien ist der Pilgerweg nach Santiago de Compostela überall präsent, ich bin ihm und seinen Pilgern an vielen Orten begegnet, dort, wo ich es erwartet hatte, aber auch an Stellen, wo ich überrascht war. Während meiner Fahrt habe ich mal scherzhaft behauptet, man führe entweder direkt darauf oder daneben entlang. Selbst die Schnellstraße wird häufig vom Camino gekreuzt , wofür es immer wieder entsprechende Langsamfahrabschnitte gibt. Ich habe gesehen, wo die Pilger die Pyrenäen überqueren, habe in Oviedo vom Widerstand der asturischen Christen gegen den Islam erfahren und in vielen Orten, an trutzigen Stadtmauern, alten Brücken, Klöstern und Kirchen immer wieder das Symbol mit der Muschel gesehen und dabei begriffen, dass hier in Nordspanien vieles mit dem Camino und seinem Einfluss über die Jahrhunderte zusammen hängt.

Aber auch für mich als Zaungast war der absolute Höhepunkt, vor der Kathedrale von Santiago de Compostela zu stehen, in die Gesichter der Pilger zu schauen und etwas von dem Glück zu spüren, dass sie in diesem Moment mit allen Menschen auf dem Platz teilen.

Santiago de Compostela (Altstadt)

Die Geschichte des berühmten Wallfahrtsortes am Ende der damals bekannten Erde begann zu Beginn des 9. Jahrhunderts, als ein Einsiedler im Wald ein mysteriöses Licht über einem vergessenen römischen Grab sah. Bald darauf verbreitete sich die unglaubliche Nachricht von der Entdeckung des Grabes des heiligen Jakobus des Älteren in der ganzen christlichen Welt und dieser Ort entwickelte sich neben Jerusalem und Rom zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte der Christenheit. Galizien wurde als Jakobsland bekannt und Santiago de Compostela wurde zu einem Symbol im Kampf der spanischen Christen gegen den Islam. Ende des 10. Jahrhunderts von den Muslimen zerstört, wurde die Stadt im folgenden Jahrhundert mit Unterstützung durch das Königreich Asturien komplett wieder aufgebaut. Ihre Plätze und engen Gassen mit ihren romanischen, gotischen und barocken Bauten zählen zu den schönsten urbanen Gebieten der Welt. Die ältesten Denkmäler gruppieren sich um das Grab des heiligen Jakobus und die Kathedrale, die die bemerkenswerte mittelalterliche Skulptur Pórtico de la Gloria enthält. Santiago de Compostela steht seit 1985 auf der UNESCO-Welterbeliste. Es ist bis heute ein Ort, der tief vom Glauben durchdrungen ist. Sein Wahrzeichen ist barocke Westfassade der Kathedrale am Obradoiro-Platz, auf dem sich die ankommenden Pilger versammeln. Hier geht es zum Einführungsvideo.

Routen von Santiago de Compostela: Camino Francés und Routen von Nordspanien

Pilger aus ganz Europa folgten dem Jakobsweg, um das Heilige Grab zu sehen und dafür entstanden neben der Stadt Santiago de Compostela auch in den Dörfern und kleinen Städten am Wege Kathedralen, Kirchen, Herbergen, Krankenhäuser und Klöster, wo man sich um die Tausende von Pilgern kümmerte. Zum Welterbe, das seit 1993 auf der UNESCO-Welterbeliste steht, gehört das fast 1500 km lange Netz aus den vier Nordrouten Primitive Route, Coastal Route, Interior of the Basque Country-La Rioja und Liébana. Der Jakobsweg ist seit seiner Entstehung vor etwa elf Jahrhunderten ein Treffpunkt für die Pilger und hat einen ständigen kulturellen und geistigen Austausch befördert, war eine wichtige Handelsachse und unterstützte damit die wirtschaftliche und soziale Entwicklung entlang seiner Routen. Das Phänomen der Wallfahrt war nicht nur eine wichtige historische Bewegung, sondern bis heute populär.

Vom Turm des Herkules, dem Orientierungpunkt für die Seefahrer am ehemaligen Ende der Welt fahre ich auf kleinen Straßen durch das Hinterland nach Santiago de Compostela, dem spirituellen Orientierungspunkt tausender Pilger, ebenfalls ehemals am Ende der Welt.

Santiago de Compostela und der Pilgerweg sind schon entlang der Straßen ausgewiesen. Ich hatte natürlich keinen kleinen Ort erwartet, doch die Größe der heutigen Stadt überrascht mich dann doch. Ich parke etwas außerhalb des Zentrums und schließe mich, immer noch im leisen Nieselregen, den Pilgern an und beginne meine Runde durch die Stadt mit dem Lächeln, das mir ein junger Mönch schenkt.

Zunächst gehe ich durch die Straßen, die sich dem Wohl der Pilger verschrieben haben, mit Herbergen, Restaurants und Geschäften.

Je weiter ich ins Zentrum komme, umso prächtiger, aber auch touristischer, wird es. Zwischen all den schönen historischen Bauwerken sind Stände aufgebaut und Pilgerzeichen prangen auf T-Shirts, Tüchern, Rucksäcken, Taschen oder Tassen und werden in Tatoo-Studios angeboten. Meine späte Reisezeit kommt mir zugute, die Straßen sind heute nicht übermäßig voll.

Die mächtige Kathedrale rückt dann aber sofort den Sinn und Reiz dieser Stadt wieder ind rechte Licht. Sie strahlt nicht nur golden und farbenfroh, sondern Würde, Erhabenheit, Andacht und Innehalten aus. Ein Hauch von Weihrauch macht die Atmosphäre unbeschreiblich.

Auf dem Platz der Pilger vor der Kathedrale erlebe ich ihre Ankunft und freue mich für sie. Ich glaube, der Reiz des Jakobsweg liegt an seiner Landschaft, dem körperlichen Anspruch, aber auch zum großen Teil daran, dass viele Menschen ihn gehen und den gemeinsamen Abschluss teilen. Egal, ob man aus spirituellen oder anderweitigen Gründen geht, Santiago de Compostela ist für den Pilgerweg ein magischer Ort. (Video)

Ich gehe eine Weile durch die Stadt, zwischen Reisegruppen, Selfieschiessern, Pilgern mit ihren schweren Rucksäcken und Gruppen, die ihr Gepäck offenbr hinterher gefahren bekommen. Das Stadtzentrum ist schön und stimmungsvoll, man könnte sicher den ganzen Tag die Gassen durchstreifen und immer wieder Neues entdecken oder die Museen besuchen.

Resümee

Santiago de Compostela ist ein besonderer Ort, nicht nur für die Jakobspilger. Den Besucher erwartet eine gastfreundliche und wunderschöne historische Stadt mit ganz besonderem Flair. Egal, ob zum Abschluss einer Pilgerreise oder einfach als Station einer Rundfahrt, die Santiago de Compostela und besonders seine Kathedrale sind ein Must See und ein bleibendes Erlebnis.

Auf meiner ReiseRichtung Westen hatte ich an einigen Stationen des Jakobsweges in Frankreich Halt gemacht Dem spanischen Jakobsweg bin ich schon seit den Pyrenäen an vielen Orten begegnet und habe ein Wenig von seinem Reiz, aber auch von seiner Beschwerlichkeit erahnen können:

Hier kommt der Jakobsweg über die Pyrenäen.

An der Vizcaya-Brücke in Bilbao steht ein Hinweis auf die Pilgerroute.

In Oviedo folge ich dem Weg von meinem Parkplatz aus und die alten Kirchen berichten vom Widerstand der asturischen Christen.

Die Stadt A Coruña trägt als ehemaliger Zielhafen der englischen Jakobspilger die Muschel in ihrem Stadtwappen.

Auf meiner weiteren Tour ab Santiago de Compostela habe ich mehrmals den Jakobsweg begleitet oder gekreuzt.

Gleich an der ersten Brücke über den Fluss in Lugo begrüßen mich ein Ritter und die Jakobsmuschel. Ich gehe durch die Porta de Santiago in der Stadtmauer und stoße in der Altstadt auf eine Pilgerherberge.

Auch durch das Dorf Las Médulas und die Berglandschaft der römischen Goldminen führt der Jakobsweg. Später fahre ich viele Kilometer auf der Autovia del Camino und begleite den Weg, der meine Straße immer wieder kreuzt.

In Salamanca treffe ich an der Römerbrücke auf den Camino und folge ihm ins historische Stadtzentrum.

Der Jakobsweg führt am Kloster von Alcalá de Henaras, der historischen Universitätsstadt vor den Toren Madrids vorbei.

Auch in der historischen und bemerkenswerten Altstadt von Cáceres entdecke ich Wegweiser des Pilgerweges.

Auf meiner Rückfahrt durch den Süden Spaniens entdecke ich im Pflaster neben den Dolmenstätten von Antequera die Jakobsmuschel.

Auch an der alten Römerbrücke neben der Moschee-Kathedrale in Córdoba entdecke ich die Beschilderung des Weges.

Recht erstaunt war ich, in der ersten, ehemaligen Hauptstadt Portugals, in Guimarães, unweit des alten Königsschlosses, auf ein Pilgerwegzeichen zu treffen.

Auch in der Hafenstadt Porto stoße ich an der Kathedrale auf eine Karte des Jakobsweges, der hier entlang führt.

Die gesamte Tour go-west ist hier beschrieben und hier gibt es den Überblick über die besuchten Welterbe. Hier gehts zu meinem Welterbe-Projekt und hier zum ursprünglichen Umbau des Dacia-Dokker als Minicamper. Dobbys angepasste Einrichtung und Ausstattung hat sich auch im Novemberwetter bewährt. Alle Details dazu findet ihr hier. Meine Übernachtungsplätze habe ich wieder auf park4night gesucht und unter 5Reisende bewertet. Die App Toiletten Scout hat sich größtenteils nicht als hilfreich erwiesen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

Schreibe eine Antwort