Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – D – Wattenmeer

Der Spätsommer geht mit schönstem Sonnenschein in den Herbst über, doch es ist eine Regenperiode angesagt. Ich will die verbleibenden zwei Tage nutzen, um das Wattenmeer zu besuchen. Schon früh staue ich mich aus dem Ruhrpott bis hinter Münster. Dann ändert sich die Landschaft zusehens und mich überkommt das vorfreudige Gefühl aus meinen Kindertagen, wenn wir in den Sommerferien zum Camping an die Ostsee gefahren sind. Das Wattenmeer kenne ich bis jetzt nur aus den alten “Tatort”-Folgen mit Manfred Krug, die ich in meiner Krimisammlung aufbewahre. Ich durchfahre den Wesertunnel und backsteinrote riedgedeckte Bauernhäuser, Pferde, Kühe und Kraniche auf den Weiden kündigen den Norden an.

Das Wattenmeer als grenzüberschreitende Naturerbestätte zwischen Holland, Deutschland und Dänemark ist das weltweit größte System von Gezeitensand, eine Ablagerungsküste von beispiellosem Ausmaß und Vielfalt. Die Übergangszonen zwischen Land, Meer und Süßwasser sind reich an Arten, die speziell an diese anspruchsvollen Umweltbedingungen angepasst sind. Sie sind nicht nur ein bedeutender Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, sondern überlebenswichtig für Millionen von Zugvögeln. Die Wattgebiete stehen deshalb unter speziellem Schutz und sind seit 2009 (mit Erweiterungen bis 2014) UNESCO-Welterbe. Hier findet ihr ausführlichere Angaben und einige Videos vom diesjährigen digitalen Welterbetag.

Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer

Ich möchte zunächst das UNESCO Besucherzentrum im Cuxhavener Ortsteil Sahlenburg ansteuern. Die Küstengemeinden leben vom Tourismus, das sehe ich schon am Ortseingang. Mir kommen die bunten Pferdekutschen von der Wattfahrt entgegen, Cafés, Fischrestaurants, Fahrradverleiher, Ferienwohnungs- Hochhausklötze bis zum Strand. Trotz Nachsaison ist der Parkplatz gut gefüllt.

Das Welterbe-Informationszentrum hat ein neues Holzhaus hinter den Dünen bezogen und beherbergt eine hübsch gemachte, informative und interaktive Ausstellung zu Gezeiten, Lebensräumen, Tieren und Pflanzen. Die jungen Mitarbeiterinnen statten mich mit einer Vielzahl von Flyern, Karten und Fahrplänen aus.

Für eine Wattwanderung ist es heute zu spät, also gehe ich auf eigene Faust los. Zunächst zum Strand, der kostet Eintritt plus Strandkorbmiete – für meine Fotos darf ich jedoch passieren und bekomme gratis vom netten Strandwächter noch einige wertvolle Tipps vom Einheimischen für meine Runde. Er verspricht mir darüber hinaus einen fantastischen Sonnenuntergang.

Zunächst wandere ich nach Osten bis zum Aussichtsturm. Leider liegt Neuwerk im Nebel, ich kann es nur erahnen (dort befindet sich übrigens das älteste nicht kirchliche Gebäude Hamburgs). Als recht störend empfinde ich es, dass auf dem Weg zwischen den Dünen viele Radfahrer, größtenteils mit ihren schnellen E-Bikes, unterwegs sind und man sich als Fußgänger beim Überqueren des Weges echt in Acht nehmen muss.

Die Brutsaison ist vorbei, deshalb kann ich auf einigen Wegen durch die Salzwiesen bis zum Meer laufen. Hier bin ich alleine und finde die Stille und Idylle, die ich gesucht hatte- nichts außer den Rufen der Vögel und dem Geruch des Meeres.

Der Blick vom Aussichtsturm hat den Weg gelohnt, hier beginnt auch ein botanischer Lehr- und Entdeckungspfad mit vielen interessanten Tafeln zu den besonderen Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere rund ums Watt.

Am Nachmittag besuche ich den Nachbarort Duhnen, hier gibt es einen Sandstrand und deshalb noch mehr Besucher. Ein großes Containerschiff ist gerade auf dem Weg zum Hafen.

Zum Sonnenuntergang will ich wieder an “meinem” Strand sein, deshalb muss ich mich sputen. Dobby stelle ich auf den großen Parkplatz* unweit der Pferdekoppel mit den Wattpferden mit den lustigen breiten Hufen.

*Parkplätze kosten 4 € pro Tag und die Toiletten am Strand sind geöffnet, gepflegt und kostenlos, eine Tatsache die man leider in Deutschland positiv vermerken muss.

Und dann stehe ich, zwar nicht alleine, aber mit einigen wenigen Sonnenuntergangs-Anbetern fasziniert am stillen Strand, der nach und nach in rosafarbenes Licht getaucht wird und das Wasser wie Öl glänzen lässt.

Den Strand wirklich alleine habe ich dann am frühen Morgen, die Möwen kreischen und ich sehe ihnen beim Starten zu. Das Leben im Ort beginnt zeitig, beim Bäcker gibt es Kaffee und Schokobrötchen. Ich frühstücke am Strand – der nächste tolle Tag kann beginnen. Langsam füllen sich die Plätze, ich entscheide mich gegen eine Wattfahrt und fahre stattdessen nach Bremen.

Das Wattenmeer in der Deutschen Bucht ist auf jeden Fall erlebenswert. Am schönsten finde ich es bei Sonnenauf- und -untergang. Sicher ist es ein guter Plan, in der Nachsaison hierher zu kommen. Nicht nur der Besucherströme wegen, sondern auch, weil man dann einige Wege mehr betreten darf. Mir persönlich ist es ein wenig zu touristisch und ich mag auch keine fremdorganisierten Sachen. Aber das war ja auch meine erste Begegnung mit dieser besonderen Landschaft. Ich werde auf alle Fälle nach und nach auch die anderen Wattgebiete besuchen und an dieser Stelle weiter berichten.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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