Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – NL – Bauwerke der Moderne

Das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht und die Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam

Zwei versteckte Welterbe in Rot – Gelb – Schwarz

Rietveld-Schröder-Haus

Das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht steht als eine der Ikonen der Moderne in der Architektur seit 2000 auf der UNESCO-Welterbeliste. Das Haus wurde von Frau Truus Schröder-Schräder in Auftrag gegeben, vom Architekten Gerrit Thomas Rietveld entworfen und 1924 gebaut. Es stand am Rande von Utrecht in ländlicher Umgebung und wurde an die Wand des angrenzenden Backsteinhauses am Ende einer Häuserzeile aus dem 20. Jahrhundert gebaut. Hinter dem Haus befand sich eine der holländischen Verteidigungslinien aus dem 19. Jahrhundert, die zu dieser Zeit noch in Gebrauch war. Das Rietveld-Schröder-Haus verkörpert die Ideale der Künstler- und Architektengruppe De Stijl, die in den Niederlanden in den 1920er Jahren aktiv war. Es unterscheidet sich von den Entwürfen anderer Architekten der Moderne, wie z.B. Le Corbusier oder Mies van der Rohe und fasst die Gestaltungskonzepte der modernen Architektur zum Zeitpunkt seines Baues zusammen. Das besondere an dem Haus ist die Flexibilität seiner räumlichen Anordnung, die schrittweise Änderungen im Laufe der Zeit oder der gewünschten Funktionen ermöglicht. Die Möbel sind integraler Bestandteil seines Designs und seiner Gestaltung in drei Farben. Hier ist ein Video, in dem die Raumaufteilung und die Inneneinrichtung gezeigt werden. Das Haus in Utrecht hat die Baugestaltung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark beeinflusst.

Ich komme nach Utrecht und suche am Stadtrand nach Hinweisen auf das Welterbe, doch ich kann nichts entdecken. Nach der Adresse und den Bildern finde ich es. Es ist kleiner, als ich erwartet hatte und neben einer Straßenkreuzung am Ende einer Häuserzeile klebend.

Das Museum hat wenige Stunden am Wochenende und nur mit vorheriger Anmeldung geöffnet. Am Zaun entdecke ich ein kleines Welterbe-Hinweisschild und an der Tür einen QR-Code auf diese Videos. Ich umrunde das Haus einige Male, schaue mir die Umgebung an. An der Brücke sind Bilder angebracht, wie die Kreuzung vor 100 Jahren aussah.

Das war ja nun nicht das, was ich erwartet hatte.

Linda war auf ihrer Roller-Reise in Utrecht und hatte geschwärmt, aber ich habe keine richtige Lust, mir nach der Welterbe-Enttäuschung einen Parkplatz zu suchen und eine Runde zusammenzustellen, deshalb fahre ich wieder aus der Stadt aufs Land.

Van Nelle Fabrik in Rotterdam

Die Van Nelle Fabrik wurde in den 1920er Jahren am Ufer eines Kanals im Industriegebiet Spaanse Polder nordwestlich von Rotterdam gebaut. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Brinkman & Van der Vlugt. Seit 2014 steht sie als eine der Ikonen der Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts auf der UNESCO-Welterbeliste. In den Fabriken und Hallen, die entlang einer internen Straße angeordnet sind, wurden importierte Lebensmittel (Kaffee, Tee und Tabak) verarbeitet und von hier aus in ganz Europa verkauft. Dafür gibt es in der Nähe mehrere Transportmittel – Kanäle, Straßen, Eisenbahnlinien. Konzipiert war die Van-Nelle-Fabrik als nach außen offene „ideale Fabrik“, deren Innenarbeitsräume sich bedarfsgerecht weiterentwickeln ließen und in der viel Tageslicht für angenehme Arbeitsbedingungen sorgte. Getragen von einer Innenkonstruktion aus Stahlbeton bestehen die Fassaden der Hauptgebäude im Wesentlichen aus Stahl und Glas. Die Van-Nelle-Fabrik wurde zum Symbol der modernistischen und funktionalistischen Kultur des frühen 20. Jahrhunderts, nach außen offen, im Inneren fortschrittlich und mit angenehmen Arbeitsbedingungen. Die Van-Nelle- Fabrik vereinte und nutzte technische und architektonische Ideen aus verschiedenen Teilen Europas und Nordamerikas.

Heute werden die Gebäude, Verarbeitungshallen und Büros durch unterschiedliche Mieter genutzt. Hier gibt es einen interessanten ARD-Beitrag.

Ich staue mich in der Blechlawine Richtung Rotterdam, das hatte ich ja befürchtet, wenngleich nicht in dieser Größenordnung. Die Van-Nelle-Fabrik liegt etwas außerhalb und ich finde auch einen Besucherparkplatz für das Welterbe – das ist aber auch neben einem kleinen Hinweis auf dem Eingangsschild das einzige, das daran erinnert.

Die Räumlichkeiten sind vermietet und demzufolge von innen nicht zu besichtigen, das hatte ich schon fast so erwartet und es ist ja auch natürlich bei einem Objekt dieser Größenordnung. Trotzdem schade, dass es keinen Besuchertrakt gibt. Ich frage beim Pförtner, auch dort gibt es kein Info-Material oder ähnliches, es scheinen wenige Besucher wie ich vorzusprechen.

Ich gehe durch die Anlage und muss feststellen – die Gebäude sind zeitlos schön und schaffen eine wunderbare Atmosphäre schon auf dem Gelände. Bei genauem Hinsehen entdecke ich auch wieder die drei Grundfarben, die schon beim Haus in Utrecht ins Auge stachen.

Ich kann einen Blick in die Großraumbüros und Fertigungshallen werfen. Auch unter heutigen Gesichtspunkten wirkt alles super modern, es gibt viel Licht, die Gestaltung ist großzügig und ich muss sagen, das ist ein Platz, an dem ich auch gerne arbeiten würde.

Von den anderen Fortschrittlichkeiten der Entstehungszeit für die Belegschaft kann ich leider nichts entdecken außer einem Schachbrett auf dem Hof und einer Cafeteria im Hintergrund.

Ich mache einen Rundgang am anliegenden Kanal entlang und werfe vom anderen Ufer einen letzten bewundernden Blick.

Das soll es dann auch schon mit meinem Welterbebesuch in Rotterdam gewesen sein. Linda hat auf ihrer Roller-Tour einige sehenswerte Gebäude in der Stadt besucht und war dadurch erfogreicher als ich heute.

Resümee

Meine Welterbe-Tour durch Holland war mit den Bauwerken der Moderne nicht unbedingt erfolgreich. Ich brauchte etwas Fantasie oder einen gelungenen Blick durch die Fenster, um mir von außen das Innenleben vorzustellen. Aber davon lebt ja schließlich ein Reisebericht, dass nicht immer alles nach Plan geht – ich habe die Gebäude besucht und mir mein Bild machen können. Ich schreibe ja auch kein dickes Welterbe-Kompendium, sondern nur ein Tagebuch über meine Runde.

Tipp: Die gesamte Benelux-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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