Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – CH und I – Firmenstädte, Tradition, Wandel und Visionen

Auf meiner Tour durch die Schweiz und Italien habe ich einige Städte besucht, die für die industriellen und sozialen Anforderungen am Standort geplant und gebaut wurden. Die unterschiedlichen und einzigartigen Konzepte dieser drei Städte zeugen von den Visionen ihrer Gründer als Antwort auf die Fragen der Zeit.

Schweiz

In den Zwillingsstädten La Chaux-de-Fonds und Le Locle wurden ab dem 17. Jahrhundert Uhren hergestellt. Nach Großbränden Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die beiden monoindustriellen Produktionsstädte entsprechend des Übergangs von der handwerklichen Heim- zur Fabrikproduktion neu aufgebaut.

Italien

Die Stadt der Baumwollindustrie Crespi d’Adda in Norditalien ist ein Beispiel für den Produktions-, Arbeits- und Lebensstandort eines aufgeklärten und philantropischen Industriellen zu Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Olivetti-Stadt Ivrea verkörpert eine moderne Industriestadt des 20. Jahrhunderts und ist ein Beispiel für die Stadtentwicklung und Architektur in einer Epoche der schnellen industriellen Entwicklung.

Nördlich von Neapel liegt die Seidenwebermanufaktur San Leucio, die gemeinsam mit dem Königspalast Caserta und dem Vanvitelli-Aquädukt, das die Anlagen mit Wasser versorgte, ein Welterbe bildet.

CH – Zwillingsstädte der Uhrenindustrie La Chaux-de-Fonds/Le Locle

Ich fahre von Sankt Gallen etwa 250 km relativ unspektakulär, dafür aber für Schweizer Verhältnisse zügig auf der Autobahn quer die Ebene. Ab Solothurn kommen die Berge ins Blickfeld. Aus dem Autoradio tönt inzwischen französische Musik. Am Neuchateler See fahre ich kilometerweit durch Weinberge und bekomme einen Vorgeschmack auf das Welterbe am Genfer See. Etwa 20 km vor meinem Ziel gibt es keine Landwirtschaft mehr, es überwiegen Felsen und Buschwald und ich verstehe, dass man sich in dieser Landschaft zum Broterwerb etwas anderes einfallen lassen musste.

Die beiden Städte La Chaux-de-Fonds und Le Locle stehen seit 2009 als Orte der Uhrenstadtplanung auf der UNESCO Welterebliste. Die beiden Nachbarstädte liegen in einer abgelegenen Region im Schweizer Juragebirge. Seit dem 17. Jahrhundert wurden hier Uhren hergestellt. Nach schweren Bränden Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die beiden monoindustriellen Produktionsstädte entsprechend neu geplant und wieder aufgebaut. Ihre Gestaltung spiegelt das Bedürfnis der Uhrmacher nach rationaler Organisation wider. Die Straßen, an denen sich Wohnhäuser und Werkstätten vermischen, sind schachbrettartig und nach dem Licht offen ausgerichtet. In der Stadtplanung wurde der Übergang von der handwerklichen Produktion in der Heimindustrie zur konzentrierteren Fabrikproduktion des späten 19. und 20. Jahrhunderts berücksichtigt. Karl Marx analysierte die Arbeitsteilung in der Uhrenindustrie des Jura in seinem “Kapital” und beschrieb die Stadt La Chaux-de-Fonds als „riesige Fabrikstadt“. Die Uhrmachertradition ist bis heute lebendig. Hier ist das interessante Einführungsvideo.

Ich möchte mir die eine der Städte, La-Chaux-de-Fonds, anschauen, dort zuerst das Uhrenmuseum besuchen und danach die Stadt besichtigen.

Das Museum überrascht mich positiv. Gleich am Eingang werde ich von einem filmischen Uhrmacher willkommen geheißen, zwar spricht er französisch, das aber umso charmanter.

Zunächst geht es um Zeiten und die Zeit und ihre Messung. Es folgt eine riesige Uhrenausstellung. Kleine, große, filigrane, Sport- und Schmuckuhren aus verschiedenen Jahrhunderten, so viele Sorten habe ich überhaupt noch nicht gesehen.

In der nächsten Abteilung sind Uhren an Gebäuden zu sehen. Ein Bereich widmet sich der Uhrmacherei, es gibt überall ausreichend Informationsmaterial und viel zu bestaunen.


Von historischen Uhren und Designs aus allen Epochen bis hin zur Atomuhren zur Erreichung der höchsten Präzision der Zeitgenauigkeit ist hier alles vertreten. Die Ausstellung erstreckt sich über drei Etagen, voll mit schönen, skurrilen, ausgeklügelten und interessanten Dingen und ich könnte mich darin verlieren.


Am Ende meiner Runde frage ich nach der Stadtplanung und werde zum Panoramaturm und dessen Aussichtsterrasse in die 14. Etage geschickt. Hier befindet sich auch die beeindruckende Zahnraduhr mit dem 25 m langen Pendel. Ich fahre nach oben und von der Terrasse eröffnet sich der Blick auf das Straßenschachbrett unter mir. Am deutlichsten wird das bei einem Blick auf den Stadtplan.

In der Stadt selbst ist nicht viel ausgeschildert, ich durchstreife die Straßen und komme auch an der berühmten Uhrmacherschule vorbei.


Zufällig entdecke ich beim Museum um die Ecke ein kleines Welterbezentrum, das eine Ausstellung über die Stadtlandschaft der Uhrenindustrie beherbergt und leider schon zu zeitig geschlossen hat. Schade, dass ich auf meine Frage vorhin im Museum und auch im Ort keinen Hinweis darauf bekommen hatte.

Resümee

Der Besuch in La-Chaux-de-Fonds war viel interessanter, als ürsprünglich angenommen. Das war eindeutig das Verdienst des Uhrenmuseums. Hier gibt es nicht nur eine umfassende Sammlung von Uhren, sondern Bezüge zur Zeit in alle Richtungen. Dieses Museum ist ein Garant für unterhaltsame und wissensbringende Stunden, die im Café in luftiger Höhe mit Panoramablick würdig abgeschlossen werden können.

I – Crespi d’Adda

Die Arbeitersiedlung Crespi d’Adda steht seit 1995 auf der UNESCO Welterbeliste. Crespi d’Adda ist ein herausragendes Beispiel für das Phänomen der Firmenstadt des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Europa und Nordamerika als Ergebnis der vorherrschenden Philosophie aufgeklärter Industrieller gegenüber ihren Mitarbeitern. Die Textilfabrik und Siedlung liegt in der Lombardei am Fluss Adda und wurde von Cristoforo Benigno Crespi, einem Textilunternehmer, gegründet und von seinem Sohn Silvio Benigno Crespi Ende der 1920er-Jahre fertiggestellt. Die geometrisch und optisch sehr ansprechende Wohnsiedlung besaß neben komfortablen Mehrfamilienhäusern mit Gärten eine Reihe von Gemeinschaftseinrichtungen, wie öffentliche Toiletten und Waschhäuser, eine Klinik mit Haus für den Arzt, eine Konsumgenossenschaft, Schule, Theater und Sportzentrum, eine Kirche und ein Haus für den örtlichen Priester. Ein Wasserkraftwerk produzierte kostenlosen Strom für alle. Leitende Angestellte hatten entsprechend größere Häuser und die Unternehmerfamilie bewohnte das Schloss. Die Wohnsiedlung wurde durch die Straße von den Fabrikgebäuden und den Büros getrennt. Crespi war ein Visionär. Die Siedlung hatte zum Ziel, die Lebensverhältnisse der Arbeiter zu verbessern, eine stabile Belegschaft zu erhalten und letztlich auch Arbeitskämpfe zu verhindern. Bis in die 1970er Jahre bleib die Stadt im Besitz eines einzigen Unternehmens, danach wurden viele Gebäude, insbesondere Häuser, an Privatpersonen verkauft und die Produktion beendet. Hier ist das Einführungsvideo.

Mein zweites Welterbe in Italien führt mich, nachdem ich an den Heiligen Bergen übernachtet habe, in das Städtchen Crespi d’Adda.

Ich komme durch Bergamo und muss mich noch an den italienischen Stadtverkehr und die Straßenführung gewöhnen. Das Welterbe ist schlechter ausgeschildert als jede Kirche oder Pizzeria. Erst kurz davor sehe ich ein kleines Schild, fahre noch über den Fluss und die Autobahn, dann parke ich das Auto vor einem wunderbaren alten Industriegebäude und beginne meinen Rundgang.

Im Infocenter gibt es eine kleine Ausstellung mit Zeittafeln und alten Maschinen. Ich bekomme einen Plan in die Hand gedrückt und ein paar Brocken in Englisch und begebe mich auf Spurensuche durch das Freilichtmuseum dieser alten Industriestadt, die auf den Visionen des Cristoforo Benigno Crespi von 1875 beruht.

Leider kann ich nicht in die Häuser schauen, denn sie sind bewohnt. Aber schon von außen sind sie eine Augenweide. Sie sind alle einheitlich gebaut, aber heute durch die Besitzer farbig gestrichen. In den Vorgarten blüht es und irgendwie spürt man den italienischen Lebensstil. Ein Stück weiter kommen die repräsentativeren Wohnungen der Chefetagen. Ich überlege, wie es sich wohl quasi im Museum auf dem Präsentierteller wohnt, aber ich weiß natürlich nicht, wie viel oder wenig Besucher hierher finden. Gerade sehe ich eine Gruppe junge Leute, vermutlich Schüler, die hier mit Erläuterungen durchgeführt werden. Ich bekomme auch genug Informationen, denn überall stehen Erläuterungstafeln und anhand alter Fotos ist das damalige Aussehen und der Zweck der Gebäude dokumentiert.

Aus der Schule, in der sich das Visitor Center befindet, dringt Musik und Kinderlachen. Daneben steht die Kirche und später sehe ich das Theater und das Ärztehaus.

Mein Rundgang führt mich weiter an den wunderschönen alten Fabrikgebäuden vorbei – Industriearchitektur aus dem letzten Jahrhundert habe ich ja schon des Öfteren bewundern können.

Ich komme zum Verwaltungsgebäude der Fabrik, verziert und verspielt macht es jedem Schloss Konkurrenz.

Genauso verspielt und schlossartig ist die Villa des ehemaligen Besitzers und Firmengründers. Leider ist hier kein Reinkommen, ich erwische gerade mal ein Blick über den Zaun bzw. über die Mauer. Vielleicht kann man in der Saison mit Führungen einiges mehr anschauen als jetzt im zeitigen Frühjahr.

Resümee

Crespi d’Adda ist eine Fabrikstadt, schön wie ein Schloss im Dornröschenschlaf. Sie ist aus den Visionen eines fortschrittlichen Unternehmers entstanden. Bei einem Rundgang bekommt der Besucher, unterstützt durch die vielen Inormationstafeln, einen guten Eindruck von dem Leben, das sich hier vor mehr als 100 Jahren abspielte. Im Besucherzentrum gibt es Informationen, Zeittafeln und eine Ausstellung historischer Textilmaschinen. Wunderbare alte Industriearchitektur gibt es hier zu bestaunen und vielen fortschrittlichen Ideen nachzuspüren. Neues Leben in den Häusern macht die Anlage lebendig und lässt erahnen, wie es auf den Straßen zur Gründungszeit zuging.

Hier gibt es noch ein kleines Video.

Ich habe hier, trotz des diesigen und regnerischen Wetters, einen interessanten und erbaulichen Rundgang erleben können, viel gesehen, erfahren und nachzudenken. Ich bin mit dem Verlauf meines Besuches in Crespi d’Adda zufrieden und freue mich zu sehen, dass an vielen Stellen gebaut und rekonstruiert und so das schöne Welterbe erhalten und vielleicht auch noch das eine oder andere Gebäude aus seinem Dornröschenschlaf geholt wird.

Die Mittagsglocken läuten und es ist Zeit, mein nächstes Zeil anzusteuern.

I – Ivrea – Industriestadt des 20. Jahrhunderts

Meine dritte Firmenstadt liegt ebenfalls noch im Norden Italiens, im Piemont, am Fluss Dora Baltea. Ihre Besichtigung bedeutet für mich gegenüber Crespi d’Adda eine Zeitreise von vielen Jahrzehnten.

Der 1908 von Camillo Olivetti gegründete Industriestandort Ivrea ist ein industrielles und soziokulturelles Projekt des 20. Jahrhunderts. Die Industriestadt steht seit 2018 auf der UNESCO-Welterbeliste. Olivetti war über Jahrzehnte (bis etwa 1990) der wichtigste Arbeitgeber der Stadt und ihre wirtschaftliche und soziale Struktur ist eng mit dem Unternehmen verbunden. Nach der Gründung der Firma Olivetti war Ivrea der Produktions- und Teststandort. Die Olivetti Company stellte Schreibmaschinen, mechanische Taschenrechner und Desktop-Computer her. Ivreas urbane Form und Gebäude wurden von einigen der bekanntesten italienischen Architekten und Stadtplaner der 1930er bis 1960er Jahre unter der Leitung von Adriano Olivetti entworfen. Der Industriestandort umfasst Gebäude für Produktion, Verwaltung, soziale Dienste und Wohnzwecke und spiegelt die Ideen der Movimento Comunità (Gemeinschaftsbewegung) wider, die 1947 in Ivrea auf der Grundlage von Adriano Olivettis Buch l’Ordine politico delle Comunità (1945) gegründet wurde. Ivrea ist das Modell einer modernen Industriestadt und Antwort auf die sozialen Herausforderungen des schnellen industriellen Wandels am Übergang von der mechanischen zur digitalen Industrie. Als vorbildliches Sozialprojekt drückt Ivrea eine moderne Vision der Beziehung zwischen industrieller Produktion und Architektur aus.

Zur Vorbereitung meines Rundgangs durch die Neustadt von Ivrea hat Linda am heimischen Computer ganze Arbeit geleistet und wertvolle Links und Dokumente zusammengestellt, die ich neben meinem persönlichen Besichtigungsplan hier einfüge.

Ich bin am Abend angekommen und habe am Fluss mit Blick auf die Altstadt, die eigentlich auch einen Besuch wert wäre, übernachtet. Am Morgen liegen dicke Nebel über dem Fluss, von der Stadt sehe ich nichts und höre nur die Kirchenglocken. Ich laufe noch etwas blind durch die Landschaft, überquere am hervorragend, sogar mit Billard im Warteraum, ausgestatteten Bahnhof die Gleise und begebe mich zum Olivetti-Stadteil.
Das erste Gebäude erkenne ich nach den Fotos und entdecke auch schnell ein Welterbe-Schild und einen Olivetti-Leitspruch.

Gleich daneben befindet sich das Visitor Center mit einer schönen Ausstellung. Ich bekomme alle notwendigen Informationen zum Gelände und einen QR-Code für einen englischen Beschreibungstext.

Das ist heute mal wieder so ein Welterbe mit Aha-Effekt – ich hatte wenige Informationen erwartet und finde dafür eine tolle Präsentation. Auf den vielen Schautafeln kann ich lesen, wie sich hier alles entwickelt hat, was sich in den Gebäuden befand und wer die Architekten waren.

Ich gehe an den Glasfronten entlang und freue mich über die Spiegelungen, willkommen beim Bauhaus oder der van Nelle-Fabrik . Die Hinweistafeln verweisen auf andere Welterbe und die großen Köpfe der Moderne. Ich gehe in aller Ruhe und durch Hinweisschilder geleitet durch das große und vielfältige Firmengelände. Informationen und Hinweise gibt es in diesem Welterbe ausreichend, so dass ich meinen vorbereiteten Plan gar nicht unbedingt brauche.



Außerhalb des Fabrikgeländes besuche ich ein großes Wohngebiet mit auch aus heutiger Sicht sehr modernen Häusern, im Hintergrund die schneebedeckten Berge. Es gab einen Kindergarten, Schulen und ein Hallenbad. Den interessanten experimentellen Rundbau zu finden habe ich mich schwergetan, er liegt hinter einem Wall, von außen dadurch nicht einsehbar und nur nach innen geöffnet.


Am Ende im Grünen ist der Verwaltungssitz, darin würde jede Behörde gerne arbeiten.


Es gäbe natürlich noch ein Schreibmaschinenmuseum zu besuchen, aber ein paar Beispiele waren im Infopoint schon ausgestellt.

Resümee

Das Olivetti-Gelände in Ivrea ist ein Traum aus Glas und Stahl. Hier sind auf einem Gelände an den verschiedenen Gebäuden Entwürfe der großen Architekten ihrer Zeit zu bewundern. Hinter allem stehen die Anforderungen der modernen Produktion und Lebensform. Die Ausschilderung und die Erläuterungstafeln sind wirklich perfekt und mein Rundgang war dadurch so spannend, dass es ist viel später geworden ist, als ich ursprünglich gedacht hatte.

Mit einem letzten Blick von der Brücke auf die Altstadt und einem Cappuccino verabschiede ich mich von dieser interessanten und schönen Stadt vor den Toren Turins.

Seidenweberkomplex San Leucio

Gemeinsam mit dem Barock-Palast in Caserta steht das ehemalige Jagdschloss Belvedere in San Leucio als Beispiel einer von Ideen der Aufklärung geprägten Manufaktur und Arbeitersiedlung seit 1997 auf der UNESCO-Welterbeliste. König Ferdinando IV. von Bourbon ließ die Anlage in eine Seidenspinnerei umwandeln, um eine idealistische Gemeinschaft mit Arbeiterwohnungen, Schulen, medizinischer Versorgung usw. zu schaffen. Der Gebäudekomplex, der sich um die Innenhöfe des Schlosses gruppiert, wurde zum Symbol einer Mustergesellschaft, die auf den Werten von Arbeit und Gleichberechtigung basierte. Hier gibt es einige Hintergrundinformationen mehr.

Meine morgendliche Fahrt durch die Berge ist wunderschön, oben scheint die Sonne und in den Tälern hängt noch der Nebel. Hier werden Oliven, Orangen und Wein angebaut – der Montepulciano d’abbruzzo kommt von hier. Der Verkehr von Neapel vertreibt die Idylle. San Leucio liegt hoch am Berg, ich finde auf der Nebenstraße noch einen bequemen Parkplatz unter Bäumen voller Apfelsinen. Der Ort ist von leicht marodem Charme, das Schlösschen am Berg ebenso. Es heißt nicht umsonst Belvedere und wenn es nicht so diesig wäre, würde ich sogar den Vesuv und, wie ich später erzählt bekomme, bis Capri sehen können. Am Schloss wird restauriert, es ist aber trotzdem geöffnet. Außer einer Schulklasse bin ich der einzige Gast und bekomme eine Privatführung.

Wir gehen durch die alte Seitenmanufaktur, die historischen Maschinen und Webstühle sind zu sehen und ich erfahre, wie die Seite gesponnen und gewebt wurde, gefärbt mit Naturfarben und, besonders interessant, wie mit einer Art Lochkarten die Webmuster auf den Webstuhl übertragen wurden. Das war mir alles neu und deshalb unheimlich interessant.

Der König wohnte gleich neben seiner Fabrik und die königlichen Gemächer bilden den zweiten Teil der Ausstellung. Vieles ist noch im Original und man sieht, wie aufwändig alles restauriert werden musste bzw. was noch zu tun ist. Interessant sind Kleider, Vorhänge und Stuhlbezüge aus dem hier gewebten Brokat mit den damaligen schönen Mustern.

In der Straße unterhalb des Schlosses stehen die Häuser der Seidenarbeiter und ich erfahre viel über die Ideen der Kommune – von gleichen Löhnen für Männer und Frauen über Schulbildung für alle bis zu medizinischer Versorgung – und das vor mehr als 200 Jahren.

Resümee

San Leucio ist nicht die erste Adresse, die man vor den Toren Neapels anfahren würde – aber ein Besuch lohnt. In diesem kleinen Welterbe findet man eine sehr gut präsentierte und informative Ausstellung zur historischen Seidenherstellung und -Verarbeitung sowie Zeugen der fortschrittlichen Ideen des damaligen Schlossherren, daneben ein Schloss, das Stück für Stück aus seinem Dornröschenschlaf geholt wird und nicht zuletzt einen atemberaubenden Blick auf den Golf von Neapel.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download


Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

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