Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Historisches Zentrum von Florenz und die Villen und Gärten der Medici in der Toskana

Ich bin im Sonnenschein durch die Toskana-Bilderbuchlandschaft unterwegs nach Florenz und zu den Villen und Gärten der Medici vor den Toren. Eigentlich könnte man sich willkürlich irgendeinen Ort auf der Karte rauspicken und würde immer gefühlt den schönsten Ort der Gegend finden. Vor einigen Jahren waren wir im Herbst auf Toskana-Rundreise und es erinnert mich hier alles an Vinci.

Villa Medici von Artimino und Poggio a Caiano


Zwölf Villen und zwei Gärten der Medici stehen seit 2013 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie wurden zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert erbaut und dokumentieren den Einfluss der Medici-Familie auf die moderne europäische Kultur. Ihre wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Möglichkeiten erlaubten ihnen ein umfangreiches Mäzenatentum, das die Kultur- und Kunstgeschichte des modernen Europa entscheidend beeinflusste. Die Medici-Villen verkörpern eine neue Art von fürstlicher Residenz, die sich sowohl von den Bauernhöfen der reichen Florentiner jener Zeit, als auch von den mächtigen Schlössern unterschied. Sie sind hervorragende Beispiele für ländliche aristokratische Villen, wo man im Einklang mit der Natur leben und sich sowohl der Freizeit, als auch der Kunst und dem Wissen widmen konnte und bilden das erste Beispiel für die Verbindung zwischen Architektur, Gärten und Umwelt. Über einen Zeitraum von fast drei Jahrhunderten entwickelten die Medici ein Ideal der fürstlichen Residenz auf dem Land und einen für Humanismus und Renaissance spezifischen und wertschätzenden Landschaftsgeschmack.

Auf meinem Weg von Montecatini Terme (Link) komme ich durch eine feuchte und neblige Ebene voller Baumschulen. In langen Reihen stehen die herrlichsten Oleander, Palmen und Zypressen schon in großen Tontöpfen für die Kunden bereit. Hier ist ein Eldorado für Rennradfahrer. Da es Sonntag ist, sind viele unterwegs und ich muss immer wieder anhalten, um auf der schmalen Straße entgegenkommende Gruppen vorbeizulassen.

Die Medici-Villen sind heute größtenteils im Privatbesitz, beherbergen Hotels und Restaurants und nur einige sind als Museum zu besichtigen. Ich habe mir stellvertretend zwei ausgesucht und fahre zunächst nach Carmignano. Es geht steil in die Berge hoch zur Villa von Artimino. Ich komme viel langsamer voran, als geplant. Das liegt nicht nur an den steilen Serpentinen und den Radlern, sondern auch an der schönen Aussicht ins Umland.


Die Villa ist heute ein Hotel beziehungsweise ein Weinrestaurant und öffnet ihre Tore erst um 16:00 Uhr. Da bleiben mir nur der Weg vom Dorf auf den Berg, eine Runde um den Garten und natürlich der Panorama-Blick.

Die zweite Villa in Poggio liegt in einem größeren Ort schon fast am Stadtrand von Florenz. Hier ist ein Museum eingerichtet und ein wunderschöner Garten angelegt, nur leider bin ich genau am falschen der Sonntage hier, an denen eigentlich alles geöffnet ist. So mache ein paar Fotos durch die Eisentore und bin nicht weiter traurig, denn mein heutiges Ziel ist ja Florenz und da werde ich genug Spuren und Bauwerke der Medici zu sehen bekommen.

Resümee

Die Landsitze der Medici sind heute meist im Privatbesitz und ganz unterschiedlich genutzt. Sie sind an wunderbaren Orten gelegen und es lohnt, die eine oder andere gezielt anzufahren und z.B. mit einem Restaurantbesuch oder einer Weinverkostung zu verbinden. Die Museen sind, zumindest in der Nebensaison, nicht immer geöffnet. Ein Ausflug in die Umgebung zu den Landsitzen der Medici ist aber in jedem Fall eine gute Ergänzung eines Besuchs in Florenz.

Historisches Zentrum von Florenz


Florenz, das Symbol der Renaissance, stieg unter den Medici im 15. und 16. Jahrhundert zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Vormachtstellung auf. Die Stadt wurde an der Stelle einer etruskischen Siedlung und der 59 v. Chr. gegründeten antiken römischen Kolonie Florentia erbaut. Das Zentrum ist umgeben von der Stadtmauer mit ihren Toren und den Fluss Arno überspannen bekannte Brücken, wie die Ponte Vecchio und Ponte Santa Trinita. Die 600 – 700 Jahre kultureller und künstlerischer Schöpfung und Blüte ließen aus der Stadt ein Gesamtmeisterwerk entstehen. Neben den Museen wie z.B. den Uffizien, Pitti oder der Galleria dell’Accademia mit den Werken großer Meister wie Giotto, Brunelleschi, Botticelli und Michelangelo befindet sich hier die weltweit größte Ansammlung von Bau- und Kunstwerken von Weltruhm, wie z.B. die Kathedrale Santa Maria del Fiore, das Baptisterium und der Campanile, die Piazza della Signoria, der Palazzo Vecchio und der Palazzo Uffizi, die Basilika di San Lorenzo u.v.m.. Florenz hatte einen überwältigenden Einfluss auf die Entwicklung der Architektur und der bildenden Kunst über Italien in ganz Europa und war bestimmend für das Konzept der Renaissance. Die Stadt steht seit 1982 auf der UNESCO-Welterbeliste und hier gibt es ein Einführungsvideo.


Mir gelingt es, einen der begehrten Parkplätze auf der Piazzale Michelangelo oberhalb des historischen Zentrums zu ergattern. Von hier aus hat man den idealen Blick über Florenz. Zwar hat sich eine dunkle Wolke über die Stadt gelegt, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.

Ich gehe die Treppen hinunter, vorbei an der Stadtmauer, dem alten Wachturm und am Fluss Arno entlang und über die Krämerbrücke. Die Paläste spiegeln sich im Wasser.

Vorbei an den Uffizien komme ich ins Stadtzentrum. Florenz ist auch am ersten Sonntag im April voller Besucher. Überall werden Selfies gemacht.

Ein Palast oder hohes Haus reiht sich an das andere und die Kameraspeicherkarte füllt sich. Ich gehe durch die schmalen Gassen und habe schon einen steifen Nacken vom ständig in die Höhe blicken. Eigentlich bräuchte man einige Tage, um alles hier anzuschauen und dazu noch ausreichende Planung, denn durch die Corona-Beschränkungen benötigt man z.B. in den Uffizien reservierte Tickets und Zeiten.

Florenz spontan ist trotzdem ein voller Erfolg. Die Stimmung der Stadt wirken zu lassen, planlos durch Gassen und über die Plätze zu schlendern und die herrlichen Bauwerke und die vielen beeindruckenden Skulpturen anzuschauen, ist alleine schon unheimlich reizvoll. Im Eingangsbereich des Palazzo de la Signora gibt es sogar eine kleine Ausstellung mit freiem Zugang. Hier ist mein kleines Video.

Alle Touri-Läden haben geöffnet, hier kann man alles kaufen, was das Herz begehrt und man nie wieder braucht – Pinocchios in allen Ausführungen, Kuckucksuhren, Weihnachtsbaumschmuck und, und und. Auch die Taschenhändler unter den Arkaden freuen sich, dass es endlich wieder los geht.

Ich gehe durch die Seitengassen, da ist es nicht ganz so voll. Das Ordnungsamt sorgt für Einnahmen und verteilt Knöllchen, sogar an abgestellte Mopeds.

Dann stehe ich vor der Kathedrale. Tickets würde ich theoretisch sogar bekommen und checke die Schlangen – etwa eine Stunde schätze ich für den Aufstieg auf den Turm. Ich gehe in mich und beschließe, dass ich mich trotzdem auf Außeneindrücke beschränke und ein bisschen mehr Abstand halte.

Ich setze mich mit meinem Kaffee vor die Kathedrale neben die Fiaker und schaue mir die wunderbaren Reliefs an.

Am Ende gelingt mir vor den Uffizien noch mein Foto des Tages mit dem Maler im Torbogen. Jetzt heißt es die Treppen hochzueilen, um rechtzeitig mit Ablauf des Parktickets beim Auto zu sein.


Resümee

Florenz ist ein Gesamtkunstwerk und bietet mit seiner Fülle beeindruckender Bauten und vielfältiger Museen Stoff für mehrere Tage. In einigen Stunden konnte ich nur einen kleinen Überblick gewinnen, was es alles zu entdecken und zu erkunden gäbe. Trotz der gesamten Toskana, die sich heute hier versammelt zu haben scheint, ist mein Rundgang unbeschreiblich schön. Hier hat der ganze Reichtum und Einfluss der Medici etwas Nachhaltiges hervorgebracht, an dem man sich heute noch erfreuen kann. Ein Kurzurlaub in der Toskana oder auch nur ein Städtetrip nach Florenz sind deshalb meine unbedingte Empfehlung.

Meine Welterberunde führt mich am Abend durch die Weinberge in Richtung San Gimignano.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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