Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – Bedeutende Kurstädte Europas

Die bedeutenden Kurstädte Europas wurden als länderübergreifendes Welterbe 2021 auf die UNESCO-Liste aufgenommen. Das Welterbe umfasst die angesagtesten, dynamischsten und internationalsten Kurorte unter den vielen hunderten, die zum europäischen Kurphänomen beigetragen haben, das sich um 1700 entwickelte und bis in die 1930er Jahre bestand. Ausgewählt wurden elf Kurstädte in sieben Ländern: Baden bei Wien (Österreich); Spa (Belgien); Karlovy Vary, Františkovy Lázně und Mariánské Lázně (Tschechien); Vichy (Frankreich); Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen (Deutschland); Montecatini Terme (Italien); und City of Bath (Großbritannien).

Alle Kurstädte besitzen Mineralwasserquellen und um diese herum die unterschiedlichsten Ensembles von Kurgebäuden, Bädern, Trinkpavillons und Behandlungsanlagen. Zum „Kur nehmen“ gehörten auch sportliche und kulturelle Aktivitäten und damit Einrichtungen wie Casinos, Theater, Hotels und Villen. Das städtebauliche Gesamtkonzept beinhaltet ebenfalls Parks, Gärten, Promenaden, Sportanlagen und Wälder, die als Beitrag zur Kurtherapie regelmäßig zur Bewegung, Entspannung und zum Genuss genutzt wurden. Wasserleitungssystemen und Salzgewinnungsanlagen bis hin zu Eisen- und Standseilbahnen vervollständigen die Infrastruktur der Kurstädte.

Belgien – Spa

Spa ist die Wiege der Bäderkultur und hat ihr bis heute ihren Namen verliehen. Aber wie und warum das alles hier begann, was es mit Zar Peter dem Großen zu tun hat und warum Casanova nicht auf dem Livre d’Or abgebildet ist – dies alles und viel mehr Interessantes erfahren wir auf der Autofahrt in diesem amüsanten Artikel der Süddeutschen. In Spa ist uns der Zufall hold und wir sind zur rechten Zeit am rechten Ort und haben das unverschämte Glück, selbst vom sicher besten Geschichtenerzähler aus Spa zur Besichtigung des Livre d’Or eingeladen zu werden und später mit ihm vor dem Hotel von Casanova zu stehen.

Unsere Fahrt führt uns aber zunächst über die Eifel und den Naturpark Hohes Venn.

In Spa parken wir oben am Berg gegenüber der neuen Therme und haben beim Abstieg immer wieder schöne Blicke durch die bunten Blätter auf die kleine Stadt. Auf halber Höhe am Berg befindet sich ein bemerkenswerter Friedhof.

Wir kommen durch den Kurpark (den Sieben-Stunden-Park) zur Quelle und nehmen natürlich einen großen Schluck des prickelnden Mineralwassers.

Neben dem Casino stehen die ehemaligen Hotels, an denen wir die Tafeln mit den Namen der berühmten Gäste entdecken können. Auch der erste Geiger der Titanic hat in Spa gelebt.

Neben dem Pouhon Pierre le Grand – dem Pavillon um die Quelle, können wir einige imposante Jugendstilbauten bewundern.

Bevor wir darin das Livre d’Or besichtigen, das acht Meter breite Gemälde, auf dem viele der berühmtestes Gäste Spas abgebildet sind, flanieren wir durch die hübschen Straßen, vorbei an der Cascade Monumentale und statten der Kirche Notre Dame et Saint Remacle einen Besuch ab.

Das Livre d’Or im Pouhon Pierre le Grand besichtigen wir mit amüsanter, fach- und geschichtskundiger Erläuterung. Den krönenden Abschluss bildet dann Casanovas Hotel, wo uns vom heutigen Bewohner ein alter Zeitungsausschnitt mit einer späteren Episode präsentiert wird.

Resümee

Spa ist eine wunderschöne und idyllische Kurstadt, die ihrem Namen auch heute noch alle Ehre macht. Eingebettet in eine fantastische Umgebung, die zum Wandern oder Radfahren einlädt, hat es viele der typischen Kurstadt-Gebäude und -Anlagen bewahrt.

Nicht weit von Deutschland entfernt, ist Spa unsere absolute Empfehlung für einen wunderbaren Ausflug oder, verbunden mit einem Tag “im Spa”, für ein erholsames Wochenende. Eine schöne Bereicherung bietet auch eine interessante Führung mit viel(en) Geschichte(n) um das Livre d’Or.

Großbritannien – Bath

Auf einer früheren Reise nach London und Umgebung haben wir als Jane-Austen-Fans natürlich auch Bath einen Besuch abgestattet. Bath ist kein möndänes Bad, sondern von bezaubernder Kleinstädtigkeit.

Die Stadt ist für Jane Austen Fans ein Muss. Überall kommt man sich vor, als würden die Figuren aus ihren Romanen jeden Moment um die Ecke biegen. Natürlich gibt es ein Jane-Austen-Haus und es fehlt nicht einmal der Laden mit den bunten Bändern. Besonders imposant sind die Ringgebäude des Royal Crescend.

Aber auch für die anderen Besucher gibt es viel zu entdecken. Die Stadt strahlt durch die honiggelben Sandsteinbauten , die kleinen Gässchen und die schönen Parkanlagen um den Fluss Avon mit seinem imposanten Wehr Fröhlichkeit und Gelassenheit aus.

Auf dem Marktplatz vor der Abteikirche mit den kletternden und auch herabfallenden Engeln am Portal kann man in der Sonne sitzen und den Musikern lauschen oder aber die alten römischen Bäder, die zur Gründung der Stadt führten, besuchen .

Natürlich muss man Bath-Buns essen, durch die Straßen und den Kurpark flanieren, in den Läden stöbern und über die Krämerbrücke bummeln.

Resümee

Die Kurstadt Bath ist gerade in ihrer Beschaulichkeit nicht nur für Jane-Austen-Romanfans äußerst reizvoll.

Bath steckt voller schöner Ecken und Details und verströmt mit seinen vielen Blumen und dem honigfarbenen Sandstein, den Skulpturen und -Reliefs und seinem milden Klima ein fast südliches Flair.

Ein Aufenthalt in Bath bietet heutzutage zum Glück nicht nur für die Reichen eine wunderbare Auszeit vom Alltag.

Deutschland – Baden-Baden

Auf meiner Tour go south nach Italien komme ich an Baden-Baden vorbei und lege einen Stadtbummel ein. Es ist Frühling, die kleine Stadt, die förmlich am Hang klebt, ist umgeben von Weinbergen und blühenden Bäumen. Im Zentrum geht es durch winzige Kopfsteinpflasterstraßen, wo ich kaum glaube, erstens durchfahren zu dürfen und zweitens durchzupassen.

In Baden-Baden wurde das Thermalwasser bereits von den Römern genutzt und im 19.Jahrhundert wurde das Baden-Badener Glücksspiel weltbekannt. Einen unterhaltsamen geschichtlichen Abriss dazu gibt es auf der Baden-Badener Welterbeseite.

Ich habe mich in der wunderschönen Altstadt und im Bäderviertel umgeschaut – hier sind einige frühlingshafte Eindrücke und ein kleines Video.

Italien – Montecatini Terme

Auf meiner Italien-Welterbetour statte ich zwischen Pisa und Florenz der alten Kurstadt Montecatini Terme einen Besuch ab. Ich habe in der Nähe des Ortes übernachtet und bin deshalb schon zeitig unterwegs. Es ist noch empfindlich kalt und die Orientierung gar nicht so einfach, weil auf Maps weder die alten Thermen, noch die Kurhäuser oder der Park eingezeichnet sind. So laufe ich auf gut Glück und relativ zügig, bin immerhin schon in der Villa Venezia und am Hotel Medici vorbeigekommen.

Im Centro wird die Stadt dann doch recht sehenswert. Ich entdecke hier das Kurhaus, den Kurpark und die großen Hotels.

Plötzlich steht alles voller Polizei und Rettungsdienst – hier findet nämlich heute ein Radrennen statt. Es wird gerade alles abgesperrt und ich will mich beeilen, dass ich rechtzeitig den Ort verlasse. Von allen Seiten kommen Rennradfahrer, die offenbar schon eine ganze Strecke unterwegs sind, bevor sie beim Rennen mitfahren.

Resümee

Montecatini Terme ist einer der hübschen Orte in der Toscana, der einen Stopp lohnt. Die alten Kureinrichtungen sind gut erhalten und beschrieben, stehen wohl aber nicht im Hauptaugenmerk des Ortes.

Tschechien – Mariánské Lázně

Marienbad ist die letzte Welterbestätte auf meiner Frühlingstour Go-East. Die großen tschechischen Kurbäder sind schon, seit ich mich erinnern kann, ein Begriff, im Osten sicher mehr als im Westen. Marienbad ist seit 1828 Kurort.

Ich komme am Nachmittag durch die waldreiche und bergige Umgebung in der Stadt und gehe von meinem Parkplatz oben am Stadtrand hinunter ins Kurzentrum.

Der altehrwürdige Kurort präsentiert sich fast mondän und doch gemütlich.

Die Kursaison ist noch nicht eröffnet, deshalb ist es im Kurpark noch relativ still.

Bei der Quelle und in und vor der prächtigen Kolonnade herrscht dagegen reges Treiben. Auch ich nehme einen Schluck und fülle meine Trinkflasche am Gesundbrunnen.

Das Highlight des Kurzentrums ist die Fontäne und ich gehe bei Einbruch der Dunkelheit noch einmal hinunter in den illuminierten Park, um das allabendliche wunderschöne Wasserspiel mit klassischer Musik zu erleben.

Am nächsten Morgen verlasse ich Marienbad, natürlich nicht ohne einige Packungen Oblaten, die man hier in der Manufaktur frisch verkosten kann.

Resümee

Marienbad war der letzte Ort dieses transnationalen Welterbes, der auf einer meiner Touren lag und nach dem, was ist bei meinem Besuch sehen konnte, einer der schönsten. Auch wer nicht zur Kur hierher kommt – ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle.

Kaiserbad Baden bei Wien

Auf meiner Reise durch die südlichen Nachbarländer fahre ich nach meinem Besuch im Schloss Schönbrunn an Wien vorbei in die Kurstadt Baden. An der Autobahn ist bereits Ungarn ausgewiesen und das ist mein vorletzter Stopp in Österreich.

Ich parke, dem Kaiserbad angemessen, neben der Trabrennbahn. Die ist offenbar das österreichische Ascot, wie ich den Plakaten entnehme.

Daneben gibt es hier natürlich alles – Kurpark, Römerbad und einige andere, Theater und natürlich das Casino. Der Ort gibt sich mondän, trotzdem aber auch irgendwie österreichisch-gemütlich.

Im Zentrum steht eine schöne Dreifaltigkeitssäule.

Ich schaue an dem Haus vorbei, in dem Beethoven einen Sommer verbracht hat.

Neben dem Casino zieht sich der sehr repräsentative Kurpark den Berg hinauf, mit Blumenbeeten, Pavillons und allem, was dazugehört.

Die Heilquellen sind hier sind nicht zum trinken, sondern allesamt warm.

Das Badener Schwefelheilwasser, sein gelbes Gold, ist seit 2000 Jahren mit der Biedermeierstadt verknüpft. Es tritt mit einer Temperatur von bis zu 36°C an die Oberfläche.

Ich schaue mir zum Abschluss meiner Runde noch einige der Badehäuser an.

Überall in Baden fallen mir Fotos auf Plakaten und Wänden auf, Natur, Kunst und auch eine Dokumentation der Tradition des Kurbades.

Resümee

Baden bei Wien, das Kaiserbad, macht seinem Namen auch heute noch alle Ehre. Ein wunderbarer Ort, um nach einem Besuch in Wien die Seele baumeln zu lassen.

Tipp: Die gesamte Benelux-Tour ist hier beschrieben, die besuchten Ziele in diesem Blog. Hier sind die Tour nach Luxemburg und die Anpassungen in der Inneneinrichtung meines Minicampers beschrieben. Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die aktuellen Komplettierungen habe ich hier beschrieben. Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet und kann sie empfehlen.

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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