Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Historisches Zentrum Roms, die extraterritorialen Stätten des Heiligen Stuhls in der Stadt und Sankt Paul vor den Mauern

Rom ist einer der Höhepunkte jeder, so auch meiner, Italienrundreise. Ich habe ausreichend Zeit eingeplant, um dieses riesige Freilichtmuseum in alle Richtungen durchstreifen zu können, die Stimmung einzufangen und neben einem Überblick auch einige Highlights genauer anzuschauen.

Das historisches Zentrum von Rom steht seit 1980 auf der UNESCO-Welterbeliste, 1984 und 1990 wurde es um die vatikanischen Besitzungen ergänzt.
Der Legende nach wurde die Stadt im Jahr 753 v. Chr. von Romulus und Remus gegründet, war zuerst das Zentrum der Römischen Republik und später des Römischen Reiches. Ab dem 4. Jahrhundert wurde auf der antiken Stadt das christliche Rom errichtet, Gebäude und Materialien wurden teilweise wiederverwendet oder umgenutzt. Ab dem 15. Jahrhundert förderten die Päpste eine tiefgreifende Erneuerung der Stadt und ihres Bildes im Stil und Geist der Renaissance und später des Barock. Das Weltkulturerbe umfasst das gesamte historische Zentrum Roms innerhalb der Stadtmauern mit den Denkmälern der Antike (Kolosseum, Pantheon und der Komplex der römischen und kaiserlichen Foren) und den Befestigungsanlagen (Stadtmauer und Engelsburg), die bedeutenden Zeugnisse der Renaissance und des Barock (Piazza Navona, der von Sixtus V. markierte „Dreizack“ einschließlich Piazza del Popolo und Piazza di Spagna) sowie zivile und religiöse Gebäude mit prächtigen Bild-, Mosaik- und Skulpturendekorationen (Kapitolinische Hügel und Paläste Farnese und Quirinale, die großen Basiliken San Giovanni in Laterano und Santa Maria Maggiore) und die Basilika Saint Paul vor den Mauern. Die archäologischen Gebiete sind in das städtische Gefüge integriert und ergeben zusammen ein hochkarätiges Ensemble. Rom war von der Antike an bis in die Neuzeit ein universelles Vorbild in den Bereichen Architektur, Malerei und Skulptur. Hier gibt es ein Einführungsvideo.

Vor dem Verkehr in Rom habe ich tüchtigen Respekt, der ist auch gerechtfertigt. Von Norden her kommend beginnt mein Abenteuer mit Schleifen auf Doppelautobahnkreuzen und der Parkplatzsuche. In Rom einen zentrumsnahen, bezahlbaren und vor allen Dingen sicheren Parkplatz, auch für die Nacht, zu finden, ist so eine Abwägungssache. Ich parke in der Nähe der Stadtmauer gegenüber eines Bürokomplexes. Das Parkticket kostet mich drei Euro für 24 Stunden, ist elektronisch mit dem Kennzeichen hinterlegt, so dass kein Zettel verrät, wann ich wiederkomme, perfekt. Ins Zentrum habe ich wie in fast jeder besuchten Stadt zwei bis vier Kilometer zu laufen, je nachdem, zu welchem der Must See.

In Rom Vieles und in Ruhe anzuschauen, benötigt mehrere Tage Zeit. Ich möchte mir auf jeden Fall einen Überblick verschaffen, habe zwei Highlights für die Besichtigung ausgewählt und kann darüber hinaus auf meine Erinnerungen an einen Besuch vor vielen Jahren zurückgreifen. Für den heutigen Tag habe ich mir das Kolosseum und die antiken Stätten vorgenommen, für morgen den Petersdom und die neueren Stadtviertel.

Los geht es mit einsatzbereiter Technik und geladenen Akkus. Außerhalb des eigentlichen Zentrums ist Rom zunächst genau wie jede andere Großstadt – relativ gesichtslos, recht schmutzig, zusammengewürfelt und laut.

Mir fällt aber schon hier die Fülle historischer Bauwerke auf, die Straßen werden durch antike Torbögen oder Mauern eingeengt.

Es dauert nicht lange und ich nähere mich dem archäologischen Komplex.

Ich bin in einem Freilichtmuseum gigantischen Ausmaßes angekommen. Der Circus Maximus allein würde mehrere Fußballfelder fassen. Hinter den Bäumen thront das Kolosseum. Wenn man so über die alten, glatt getretenen Steinstraßen läuft, spürt man förmlich den Hauch der Jahrhunderte, und das meine ich ganz ohne Klischee.

Trotz der frühen Zeit im Jahr sind ausreichend Besucher hier. Ich versuche, ein Ticket zu bekommen, aber das Kolosseum ist für heute ausgebucht. Früher waren hier bis zu 50.000 Zuschauer, heute unter Corona-Beschränkungen und Abstandsregeln dürfen nur Bruchteile hinein. Ich finde es gut, dass in Italien strenge Regeln gelten und auch kontrolliert und eingehalten werden.

Deshalb verschiebe ich meinen Besuch auf morgen und begebe mich Richtung Petersplatz. Zunächst komme ich an den römischen Foren vorbei, später dann an den repräsentativen Bauwerken aus verschiedenen Epochen. (Video)

Gerade das Gemisch aus den Jahrhunderten macht es so spannend, sich vorzustellen, was auf diesen Plätzen im Laufe der Geschichte alles passiert ist. Die überall aufgestellten Beschreibungstafeln helfen hervorragend dabei. Zum Ausruhen laden Bruchstücke alter Paläste, Pfeiler und Kapitelle ein, Rom hat genug davon.

Ich komme am Tiber entlang mit Blick auf die Engelsburg. Am Fluss ist es, mal abgesehen von den Bewohnern unter den Brücken, regelrecht romantisch.

Die dreieinhalb Kilometer zwischen Kolosseum und Petersdom ziehen sich wie Gummi, ich verlaufe mich zu allem Überfluss noch im Gelände der Universität des Pontifex, dann endlich stehe ich in der Abendsonne auf dem Petersplatz.


Der Platz ist fast menschenleer, der Dom schließt gerade. Die Straßen ringsum sind in warmes Licht getaucht und ich habe von hier oben einen Blick auf die Außenbezirke der großen Stadt, die in der sinkenden Sonne golden leuchten.

Nach über 30 Tausend Schritten komme ich zufrieden bei meinem Auto an, bin mit den Eindrücken des heutigen Tages zufrieden und möchte eigentlich, wie der Gast auf dem Foto, nur noch eine Kleinigkeit zu essen und ein Glas Rotwein.



Der Morgen beginnt diesig und es ist auch noch erheblich frisch. Wie gestern Abend laufe ich außerhalb der Stadtmauer entlang und über den Fluss. Das Leben in der Stadt beginnt, Marktstände werden aufgebaut und die Sonne fängt an zu wärmen. Mittlerweile kollabiert der Verkehr und ich bin froh, nicht mit dem Auto zu einem Parkplatz näher am Petersdom gefahren zu sein. An jeder Ecke meines Weges gibt es Schönes zu entdecken, blühende Bäume, ein hübscher Brunnen an der Mauer, eine Statue, die einfach im Verborgenen steht.

Auf dem Petersplatz steht eine mehrere hundert Meter lange Menschenschlange am Vatikan an, in den Petersdom aber geht es schnell, es werden nur die Taschen kontrolliert. Im Brunnen baden die Möwen und die Schweizer Garde patrouilliert.

Leider ziehen Wolken auf, deshalb beginne ich mit dem Aufstieg auf die Kuppel. Natürlich nehme ich nicht die Variante für Weicheier mit dem Aufzug, sondern die mit Stufen, zunächst 171 und schräge Rampen, im oberen Teil weitere 333. Ich kann nach innen in die Kuppel und den Dom schauen. (Video)

Der Aufstieg lohnt sich. Hier auf dem Dach ist alles einfach riesig und beeindruckend, die Kuppeln, die Skulpturen und dazu der Ausblick über die Dächer.

Von ganz oben auf der Kuppel gelingen mir trotz der ganzen Selfies um mich herum ein paar schöne Panoramablicke auf die Ewige Stadt. (Video)

So hoch wie der Dom ist, so groß ist er innen. Ich habe zwar von der Kuppel nach innen geschaut, aber dieses Ausmaß habe ich trotzdem nicht erwartet. An jeder Ecke ist alles vergoldet, bemalt, Säulen, Reliefs und herrliche Marmorornamente auf dem Fußboden. Berühmte Altäre, Gemälde und Skulpturen schmücken die Nischen und Wände. Priester mit Rosenkränzen am Gürtel laufen entlang, in einigen Kapellen werden Gottesdienste gehalten, die Kirche ist im vollen Betrieb inmitten der vielen Besucher. Eine Etage tiefer in der Grotte der Päpste stehen die Sarkophage, einige Päpste kenne ich noch vom Namen her.

Ich schaue mir alles in Ruhe an, die vielen Besucher verlaufen sich in der Fläche. Es gäbe auch noch den Domschatz zu besichtigen, aber ich habe für meinenTeil genug Kunst, Pracht und Gold gesehen und trete wieder ins Tageslicht. (Video)

Mein zeitiger Start hat sich nicht nur wegen der aufziehenden Wolken gelohnt, jetzt schlängelt sich die Warteschlange an der Kontrolle zum Dom mittlerweile um den ganzen Außenring des Platzes.

Linda hat zu Hause am Computer ganze Arbeit geleistet und nicht nur einen hervorragenden Artikel gefunden, der die wichtigsten der vielen Welterbepunkte in Rom beschreibt ( https://artsandculture.google.com/story/3AWBst77BoGeJQ ), sondern sie mir auch auf meiner Karte markiert. Jetzt muss ich sie nur noch nacheinander aufsuchen.

Zunächst gehe ich noch einmal entlang des Tibers.

Dann die Strecke von gestern zurück in Richtung des Kolosseums.

Und ich kann mich nur wiederholen – an jeder Ecke findet man hier Sehenswertes – Kirchen, Paläste, Märkte und Antikes neben Barock.

Überall stehen Hinweisschilder und Beschreibungen und es werden Touren unter verschiedenem Motto angeboten. Hier kann sich wirklich jeder auswählen, wonach ihm der Sinn steht.

Ich sehe neuere Gebäude, die direkt an oder um die historische Mauern herum gebaut sind.

So laufe ich von einem Must See zum nächsten, meine Akkus werden sukzessive leerer und die Speicherkarte voller, da fängt es heftig an zu regnen und ich rette mich erst einmal zum Auto.

Eigentlich wollte ich Kolosseum vorbeigehen und mir eine Karte für nachmittags kaufen, aber da es immer weiter regnet, steigen meine Chancen für den direkten Zutritt. Tickets muss man auch am Schalter online buchen, das bedeutet erhöhte Schwierigkeit im Regen auf dem Platz neben dem Schalter, mit beschlagener Brille und nasser VisaCard. Wer seine Besuchstermine vorher weiß, sollte das besser von zu Hause aus erledigen.

Die pfiffigen Straßenhändler bieten statt der kalten Getränke heute Regencapes und Schirme feil und der Platz füllt sich mit bunten Punkten.

Ich betrete wenig später das riesenhafte Gemäuer, jede Etage hat 55 hohe Stufen und ich versuche mir vorzustellen, wie es wohl bei Theater und Wettkämpfen in mit voll gefüllten Rängen in dieser Arena gewesen sein muss.

Als ich aus dem Kolosseum trete, hört der Regen auf und ich beende meine Runde mit einem Abschiedsbesuch im archäologischen Garten.

Die Anlage ist interessant und gibt nochmal einen guten Überblick über das alte Rom, das Gelände ist atmosphärisch sehenswert und vom Palatinosberg gibt es noch einmal einen tollen Blick auf die antike Altstadt. (Video)

Resümee


Rom zu besichtigen ist eine Mammutaufgabe, denn alles, was man irgendwo gesehen hat – in Rom steht es noch größer oder mehr davon. Es gibt eine Vielzahl zu entdecken und zu bestaunen ich habe mir beispielhaft den Petersdom und das Kolosseum ausgesucht und schaue ansonsten die interessanten Gebäude und die Schönheiten am Wegesrand oder im Verborgenen an. Eigentlich ist es völlig egal, wo man in Rom entlang läuft, immer trifft man auf eine Kirche, einen Palast oder ein historisches Gebäude. Wem die Hotspots zu überlaufen sind, der findet ringsum stille Plätzchen, um die Geschichte zu erfühlen.

Es lohnt sich, vor einem geplanten Rom-Besuch die vielen oder auch die o.g. Seite zu studieren und eine Auswahl zu treffen und vor allen Dingen die verschiedenen Tickets, Kombimöglichkeiten usw. zu vergleichen und online zu kaufen .


Ich laufe die Straße zurück, die ich nun schon viermal gegangen bin und freue mich, mich im Dobby hinzusetzen. Heute habe ich mit fast 40 Tausend Schritten alle meine Stadtlaufrekorde gebrochen.

Unterwegs versuche ich mit einem Kaffee in der Hand die vielen Bilder im Kopf zu verarbeiten. Jetzt muss ich nur noch nach dem Berufsverkehr aus Rom herauskommen, denn morgen warten im Vorort Tivoli wieder zwei interessante Welterbe auf mich.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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