Welterbe-Projekt

Welterbe (auf)gespürt und (er)fahren – I – Villa Adriana (Tivoli)

Noch ganz begeistert von meinem Besuch im Schlossgarten des Kardinals Este (Link) fahre ich die Serpentinen hinunter zum Ortsteil Tivoli Therme, um eine zweite Residenz zu besuchen, die aus einer Zeit etwa 1500 Jahre vor der Villa d’Este stammt.

Der römische Kaiser Hadrian errichtete in Tivoli im 2. Jahrh. n. Chr. einen ausgedehnten Palast- und Gartenkomplex als Sommerresidenz, Rückzugsort und Alterssitz. Diese prachtvolle Anlage mit künstlichen Seen, Wasserspielen und Theatern ließ Tivoli zum Synonym für die modernen Vergnügungsparks werden.

Die Villa Adriana in Tivoli steht als ein außergewöhnlicher Komplex klassischer Gebäude und als ein Meisterwerk, das auf einzigartige Weise die höchsten Ausdrucksformen der materiellen Kulturen der antiken Mittelmeerwelt vereint, seit 1999 auf der UNESCO-Welterbeliste. Von Kaiser Hadrian zwischen 117 und 138 n. Chr. erbaut, ist dieser außergewöhnliche Komplex von Gebäuden und Strukturen ein Symbol für die absolute kaiserliche Macht. Die Villa Adriana erinnert an berühmte Orte und Gebäude im ganzen Reich und reproduziert Elemente der Kulturen Ägyptens, Griechenlands und Roms in Form einer „idealen Stadt“. Das große Gelände umfasst eine komplexe und gut geplante Anordnung von Wohn- und Erholungspalästen, weitläufigen Gärten und reflektierenden Pools und schafft daraus eine ruhige und beschauliche Oase. Heute gibt es auf dem Gelände etwa dreißig erhaltene Gebäude, die in vier Gruppen eingeteilt werden können. Eine erste Gruppe umfasst das sogenannte Griechische Theater und den Tempel der Aphrodite. Die zweite Gruppe im Zentrum beinhaltet die Gebäude, die speziell für den Kaiser und seinen Hof gebaut worden waren, darunter das sogenannte Maritimtheater, den Kaiserpalast, den Winterpalast, die lateinischen und griechischen Bibliotheken und den Goldenen Platz als eines der beeindruckendsten Gebäude mit einem riesigen Peristyl, das von einem zweischiffigen Portikus mit abwechselnden Säulen aus Cipollino-Marmor und ägyptischem Granit umgeben ist. Eine dritte Gebäudegruppe bilden die Bäder, darunter die Kleine und die Große Therme und die Therme mit Heliocaminus. Die letzte Gruppe umfasst den Seerosenteich, den Roccabruna-Turm und die Akademie. Zusätzlich zu diesen Strukturen gibt es einen Komplex von unterirdischen Elementen, einschließlich Kryptoportici und unterirdischen Galerien, die für Verbindung und Lagerung verwendet wurden, sowie weitere große Gärten und die Wohnungen für die Diener. Nachdem die Stätte nach Hadrians Tod im Jahr 138 n. Chr. viele Jahrhunderte lang vernachlässigt und beschädigt worden war, wurde sie schließlich 1461 wiederentdeckt. Die Atmosphäre der Idylle und Ruhe weckte ein erneutes Interesse an klassischer Architektur und Studien der Villa Adriana beeinflussten Architekten und Designer späterer Jahrhunderte, insbesondere die Renaissance- und Barockarchitektur bis hin zur Moderne.

Es ist Mittag, die Sonne scheint und ich freue mich auf den Spazietgang im Park. Von hier unten aus habe ich einen schönen Blick auf die Stadt oben auf dem Berg.

Zu meinem Ticket bekomme ich einen Lageplan mit 27 Punkten in die Hand gedrückt und begebe mich auf den Spuren des römischen Kaisers auf die Suche nach schönen Fotopunkten in das weitläufige Gelände. Hier schließt sich für mich auch der Kreis zum antiken Rom (Link), das ich gerade erst besichtigt habe.

Kaum bin ich durch die Mauer getreten, erfasst mich diese ganz besondere Stimmung der Villa Adriana. Der Garten ist wildromantisch, wunderschön, die Vögel zwitschern ich bin fast alleine unterwegs. Die Bäume blühen lila und zwischendurch stehen malerisch die alten Mauern und Säulen.

Die Ausmaße dessen, was hier einmal war, lassen sich noch erahnen und stehen dem in Rom nicht nach. Neben den Palästen und Theatern gibt es zum Beispiel einen technisch raffinierten Thermenkomplex zu bestaunen und ich bin immer wieder fasziniert, was die Archäologen alles aus den alten Gemäuern herauslesen können.

Ich suche auf meinem Plan den Sommer-Speisesaal mit dem Wasserbecken, das Vorbildern aus dem Alten Ägypten nachempfunden sein soll. Hier gelingt mir dann auch mein Foto des Tages und natürlich das Video.

Weiter geht es durch und über die alten Gemäuer. Es erstaunt mich immer wieder, dass die Kuppeln und Bögen die Jahrtausende überstanden haben, ohne einzustürzen.

Jeder Komplex ist ausführlich und mit sehr vielen Hintergrundinformationen beschrieben, sogar in Deutsch.

Die alten Olivenbäume, die knorrig zwischen den Ruinen stehen und die vielen Blüten verzaubern die ganze Anlage. Das ist wirklich ein Spaziergang für die Seele. Am Ende meiner Runde stehe ich in einem Palast mit einem Spiegelbecken, in dem sogar Fische schwimmen. (Video)

Resümee

Tivoli ist ein Vergnügungspark der ganz besonderen Art, einer für alle Sinne. Wie schon Hadrian geplant hatte, findet man hier eine Oase der Ruhe, Entspannung, Idylle und Romantik – den ideale Rückzugsort also nach einigen Tagen in Rom. Hadrians Villa ist ein Welterbe für die Seele.

Ich habe mir Zeit gelassen und noch ein ein Picknick gemacht. Im Park ist auch für das körperliche Wohl gesorgt, es stehen überall Bänke, es gibt ausreichend Trinkbrunnen (und auch Toiletten). Nach dem Feierabendverkehr fahre ich in Richtung San Leucio und nach 20, gefühlten 100 km, habe ich den Speckgürtel von Rom verlassen.

Mehr Informationen über die Bildhauer, die hier einige Werke schufen, habe ich auf einer späteren Reise bekommen – in Aphrodisias in der Türkei.

Tipp:

Mein Welterbeprojekt habe ich hier vorgestellt und die gesamte Tour in den Süden ist hier beschrieben. Alles über den Ausbau meines Minicampers ist hier nachzulesen, die Komplettierungen mit Solar und Bordbatterie habe ich hier dokumentiert. Während ich wochenlang unterwegs war, habe ich einige Veränderungen geplant – die aktuelle Einrichtung ist hier zu sehen und weitere nützliche Ausstattungen stehen hier.

Die Übernachtungsplatzsuche mit der App park4night habe ich getestet, besitze wegen der Schweiz die Offline-Version und kann sie empfehlen. Jeden besuchten Platz habe ich auch bewertet (5Reisende). Nützlich ist es auf jeden Fall, unterwegs auch eine App für öffentliche Toiletten zu haben (z.B. für weltweite Suche Toiletten Scout).

Hier geht es zu den Geschichte(n)-Orte in Europa Impressionen, Karten und Vorschläge für eure Tour zum Download

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